Katzenjammer beim Lichtenfelser Hundesportverein
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Dienstag, 15. Oktober 2019
Dem Freizeitclub Hund läuft die Zeit davon: Ihr Vereinsgelände am Wasserturm ist sietens der Stadt gekündigt und ein neues nicht in Sicht.
"Wir könnten 20, 30 Mitglieder mehr haben", erklärt jemand aus dem Vorstand des 1. FC (Freizeitclub) Hund e.V. die aktuelle Lage umreißend. Diese Lage aber könnte mit sich bringen, dass es schon im nächsten Jahr 20, 30 Mitglieder weniger sind. Ein Verein sucht dringend eine Bleibe.
Es ist ruhig hier im Schatten des Wasserturms an der Adresse Am Main 21. Draußen ist es Oktober und Herbst, drinnen ist Vereinsküche mit Gastraum. Noch. 2020 läuft der auf zehn Jahre befristete Vertrag, der mit der Stadt Lichtenfels geschlossen wurde, aus. Dann muss man hier raus. Oder man zieht die Option zur Verlängerung, dann aber zu veränderten Konditionen. Keinen guten, wie man hier zu hören bekommt.
Kieselplatz bliebe übrig
Wohl um die 4000 qm stehen Mitgliedern und Hunden hier derzeit zur Verfügung, hauptsächlich auf Rasen bzw. Wiesenboden. Auf diesem Gelände werden Hunde erzogen, Seminare für Hundebesitzer gegeben, es finden Hundesportarten wie Obedience oder Rally Obedience statt. Vor allem auch Turniere, die eine wichtige Einnahmequelle darstellen. Auch eine Bratwurstbude ist hier untergebracht und ein Container für Geräte. Fände sich bis zu Vertragsauslauf im Juni 2020 kein anderer geeigneter Platz, dann bliebe von der Fläche vor allem ein Kieselplatz übrig, auf dem keine vorschriftsmäßigen Turniere genehmigt würden, mal ganz abgesehen davon, dass er der Gesundheit der Hunde auch eher schaden würde. Das ist noch Zukunftsmusik, aber die Gegenwartsmusik klingt auch nicht fröhlicher.
"Seit 2017 sind wir aktiv auf der Suche nach einem neuen Gelände und erstmals nur im Landkreis Lichtenfels, weil wir keine Mitglieder durch verlängerte Fahrtwege verlieren wollen", erklärt Vorsitzender Jörg Horn. Das mit der Beheimatung dieses Vereins im Landkreis Lichtenfels könnte sich ändern, "denn mittlerweile haben wir auch Anfragen in den Landkreis Coburg gestellt", so der Mann weiter. Während Turnieren, durch Infostände oder sonstige Gelegenheiten habe man auf die Problematik aufmerksam gemach. Ergebnislos. Dann habe man sogar Makler angesprochen, "aber da kam gar nix zurück". Es seien allenfalls Baugrundstücke angeboten worden, "aber das ist ja reizlos", so Johannes Wasikowski, Mitglied des Vereins. Auch er sitzt im Vereinsheim am Tisch und skizziert einen Dominoeffekt, der sich zur Drohung auswirkt: "Wer geht denn gerne in einen Verein, zu dem man sich fragt: Gibt es den noch im nächsten Jahr?"
Schon das Gewährleisten eines ganz normalen Vereins- und Trainingsbetriebs stehe ohne Platzangebot auf der Kippe. Viel habe man versucht, um das Kerngeschäft des Vereins zu gewährleisten. Aber seit 2017 sei besonders der Vorstand mehr mit der Zukunft als der Gegenwart beschäftigt. Drei, vier Stunden pro Woche sei jedes der sechs Vorstandsmitglieder mit dem Thema Platzsuche befasst, dazu kamen zeitlich aufwendige Besichtigungstermine, wohl so um die 25. Außerdem gibt es da noch die Telefonkonferenzen im Zwei-Wochen-Rhythmus und die monatlichen Sitzungen, zumeist zu diesem einen Thema. "Wir haben deutlich mehr Zeit investiert in die Suche als in den Hundesport und die Hundeausbildung", sagt ein nachdenklicher Horn und fügt an, dass man auch Stadträte angeschrieben und mitunter auch das persönliche Gespräch gesucht habe.
Platzsuche frisst viel Zeit
"2019 haben wir nur ein Turnier angeboten und wenn wir nicht damit (Platzsuche) beschäftigt wären, hätten wir zwei Turnier gemacht", versichert Dritte Vorsitzende Saskia Leis. Statt Einnahmen gab's Ausfälle. Auch Leis hat eine ganz klare Haltung zu dem, was eine Vertragsverlängerung zu veränderten Konditionen an Platzverhältnissen mit sich bringen würde: "Ich lasse meinen Hund auf Kies nicht springen!"
Zwölf Bürgermeister habe man im Landkreis Lichtenfels um Platzhilfe angeschrieben. "Die meisten haben gar nicht geantwortet", erklärt man hierzu. Nun habe man eben damit begonnen, Bürgermeister im Coburger Raum anzugehen, und man sei ja schon mit 2500 qm Fläche zufrieden. Kommt man auf Chancen und Aussichten zu sprechen, nimmt sich das aus wie die Geschichte vom Loch in Karl Ottos Eimer. Ein Zusammengehen mit einem ähnlich existierenden Verein in Schönsreuth wäre nach Einschätzung Horns schwierig. Jeder Verein habe ja so seine Eigenheiten. Eine Anfrage zu einem Ausweichplatz jenseits der Straße, wurde abschlägig beschieden, da im Überschwemmungsgebiet liegend. Zudem dürfe dort kein Zaun errichtet werden. Platz an Waldrändern verböte sich aus Rücksichtnahme auf Wild und in Wohngebieten greife eine Emissionsschutzverordnung, die sich gegen Hundelärm richtet. Der Haken an einem Angebot einer Privatperson wiederum war, dass es zu nah am Naturschutzgebiet lag, und war schon das Prozedere des ersten Bauvorantrags zeitaufwendig "und nervtötend", so koste ein zweiter nun Geld. "Irgendwie ist die Schmerzgrenze erreicht", konstatiert Jörg Horn. Er wohnt im Itzgrund und selbst er würde vom Verein abspringen, wenn kein adäquater Platz gefunden würde und "wenn sich die Anfahrt zu weit verlagert".