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Kardinal besucht die Pfarrei Lettenreuth


Autor: Horst Habermann

Lettenreuth, Mittwoch, 13. März 2019

Gregorio Rosa Chávez aus San Salvador hält am Samstag, 16. März, ab 18 Uhr die Predigt in der Pfarrkirche St. Laurentius.
Kardinal Gregorio Rosa Chávez aus San Salvador mit Papst Franziskus Repro: Horst Habermann


Am Samstag, 16. März, besucht Kardinal Rosa Chávez aus San Salvador die Pfarrei St. Laurentius Lettenreuth. Ab 18 Uhr wird in der Pfarrkirche ein festlicher Gottesdienst abgehalten, bei dem der Kardinal die Predigt hält. Danach ist ein gemütliches Beisammensein im Pfarrheim mit einem Vortrag von Chávez über seine Arbeit in San Salvador.

Nach Informationen der Verantwortlichen der Pfarrei Lettenreuth ist San Salvador ein kleines Land in Lateinamerika. Es hat die Größe Hessens. Es ist das kleinste und am dichtesten besiedelte Land Zentralamerikas und wird im Volksmund "Däumling" genannt.

6,4 Millionen Salvadorianer leben in dem Land. Die Hauptstadt ist San Salvador, die Regierungsform ist eine parlamentarische Demokratie (Präsidialsystem). Die Religionen teilen sich wie folgt auf: 50 Prozent katholisch, 36 Prozent protestantisch, zwölf Prozent ohne Religionszugehörigkeit, zwei Prozent andere. Ein Viertel der Bevölkerung ist unter 14 Jahre. Die Arbeitslosigkeit von 15- bis 24-Jährigen beträgt 26,6 Prozent. 76 Prozent der jungen Menschen unter 24 Jahre wünschen sich, das Land zu verlassen. Rund 100 000 Menschen emigrieren jährlich, vor allem in die USA. Die Finanztransfers der Migranten (Rücküberweisungen) halten die Wirtschaft am Laufen und sichern vielen Familien ein Einkommen. Sie machen rund 16 Prozent des Brutto-Inlandsproduktes El Salvadors aus.

Profilierter Friedensbotschafter

Das Leben dort ist von Armut, Gewalt, Arbeits- und Perspektivlosigkeit geprägt. Ganze Stadtviertel und Regionen sind unter Kontrolle verbrecherischer Jugendbanden. Misereor will unter dem Motto ,,Mach was draus. Sei Zukunft" mit der Fastenaktion 2019 auf die schwierige Situation der Jugendlichen in EI Salvador hinweisen und mit allen Interessierten der Frage nachgehen, wie man gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft sorgen könnte.

Kardinal Gregorio Rosa Chávez gilt als einer der profiliertesten Friedensbotschafter auch über die Landesgrenzen hinaus, als Anwalt der Armen und besonders der Jugendlichen sowie als geduldiger Vermittler in Konflikten. Wiederholt prangerte er in der Vergangenheit Gewalt und Brutalität in seiner Heimat an und forderte Friedensgespräche zwischen der Regierung und den bewaffneten Mara-Gangs.

Der Kardinal hat, auch mit Hilfe des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat und von Misereor, viele Projekte entwickelt, die jungen Menschen Chancen für eine Zukunft außerhalb der Banden geben. In seiner Gemeinde gibt es zum Beispiel eine Nachmittagsschule für Kinder aus armen Familien. Gemeinsam mit den Schwestern seiner Gemeinde kümmert er sich um arme Familien in der Umgebung.

Gregorio Rosa Chávez wurde 1942 in der Kleinstadt Sociedad in El Salvador geboren. Er studierte Philosophie und Theologie in San Salvador. 1970 empfing Chávez die Priesterweihe. 1976 schloss er ein Aufbaustudium in Kommunikationswissenschaft an der katholischen Universität in Leuven (Belgien) ab. 1982 wurde er Weihbischof in der Erzdiözese San Salvador, ein Amt, das er bis heute innehat. Chávez ist zudem Pfarrer der Gemeinde San Francisco im Zentrum der Hauptstadt, Generalvikar des Erzbistums und Vorsitzender des katholischen Hilfswerks Caritas in Lateinamerika und der Karibik sowie Präsident der nationalen Caritas. Mitte 2017 wurde er zum Kardinal ernannt.

Erbe von Romero übernommen

Sein "Ziehvater" war der 2015 selig- und 2018 heiliggesprochene Erzbischof Oscar Romero, der wegen seines Einsatzes für die Unterdrückten ermordet wurde. Es gibt wenige Geistliche in der katholischen Hierarchie Lateinamerikas, die Kompetenz, Demut und Geradlinigkeit so verbinden wie Kardinal Gregorio Rosa Chávez. Nach der Ermordung seines großen Vorbilds im mittelamerikanischen Bürgerkrieg 1980 wurde Rosa Chávez gewissermaßen der Sachwalter des geistlichen und kirchenpolitischen Erbes von Romero.

Alle Interessierten sind zum Gottesdienst mit Chávez und zu seinem Vortrag in Lettenreuth eingeladen.