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Kaffeeklatsch der Korbstadt-Königinnen


Autor: Christa Burkhardt

, Mittwoch, 12. Sept. 2012

Alle Jahre wieder treffen sie sich am Weiher von Paul Blohmeier, dem ehemaligen Leiter des Verkehrsamts. Dort ist der Platz, an dem neue Neuigkeiten und allerneuste Neuigkeiten ausgetauscht werden. Und es ist natürlich Zeit, alte Geschichten zu erzählen.
Grafik: Tanja Friedrich


"Wir treffen uns viel zu selten", sagt Ilka I. und lacht. "Aber wir stehen halt alle mitten im Leben, da sind Termine schwierig." Sogar königliche Termine, denn am 1. September hat es endlich mal wieder geklappt mit einem Treffen der Korbstadtköniginnen.

Natürlich am Weiher von Paul Blomeier, der bis zu seiner Pensionierung die jungen Hoheiten durch ihre zweijährige Amtszeit begleitete. "Zum Abschied haben mich die Damen dann zum König ernannt, da war ich mächtig stolz", grinst der Gastgeber. Und bis heute wird König Paul zu jedem Treffen eingeladen.

14 Korbstadtköniginnen


14 Korbstadtköniginnen hatte Lichtenfels bisher. Christina I., die amtierende Königin, wird am Korbmarktsamstag ihre Krone an die 15. weitergeben. Bei ihrem königlichen Treffen ist der Name der Neuen noch geheim.
"Ich will es gar nicht wissen", winkt Jana I. ab, "sonst kriege ich nur ein schlechtes Gewissen, wenn mich beim Einkaufen Leute danach fragen." Denn das tun sie. "Korbstadtkönigin bleibt man immer", sagt Jana, und die anderen nicken.

Sie haben viel gemeinsam, die ehemaligen Hoheiten. Fast alle leben im Landkreis Lichtenfels. Tanja I. wohnt in Bamberg, die eine oder andere studierte auswärts, aber alle kamen wieder. "Ich mache doch nicht zwei Jahre Werbung für die Region und meine die nicht ehrlich", sagt Ilka I. "Klar leben wir hier, und ohne Korbmarktbesuch geht es nicht."

Mund aufmachen und anpacken


Und allesamt selbstbewusste Frauen sind sie, die auch mal den Mund aufmachen und mit anpacken. Beruflich engagiert, familiär eingebunden und gut informiert, was in ihrer Stadt und ihrem Landkreis geschieht. Politisch und im Vereinsleben. Und einig sind sie sich, dass die Zeit als Korbstadtkönigin ungemein spannend und eine positive Erfahrung war.

"Mindestens acht sind wir eigentlich immer, wenn wir uns treffen", sagt Manuela I. Manuela ist übrigens der einzige Name, der schon zwei Mal vorkam. Manuela II. veranstaltete - ohne ihr Wissen übrigens - das bis zum 1. September letzte Treffen der Korbstadtköniginnen. Sie heiratete am ersten Samstag des Lichtenfelser Schützenfests und so viele ehemalige Hoheiten wie es zeitlich einrichten konnten, feierten als gern gesehene Überraschungsgäste mit.

Koordinatorin Ilka


"Solche Dinge plant und koordiniert Ilka bei uns", sagt Christina I. Bei Ilka laufen die Fäden zusammen, sie hat alle aktuellen Telefonnummern und E-mail-Adressen. Ilka zuckt die Schultern. "Jemand muss den Laden ja zusammenhalten, das mach' halt bei uns ich." So schaffen es die Korbstadtköniginnen in der Regel zu einem Treffen im Jahr. "Maximal", stöhnt Ilka.

Hier Familienzuwachs, da Abschlussprüfungen, hier Bachelor-Arbeiten und da Praktika und berufliche Termine. "Bei uns ist ganz schön was los."

Erste Königin 1984


Die erste Korbstadtkönigin wurde 1984 gekrönt. Heike I. war damals Schülerin am Meranier-Gymnasium und legte in ihrer Amtszeit die Abiturprüfung ab. Auch sie trifft gern ihre Nachfolgerinnen. "Die Zeit als Korbstadtkönigin ist ein Teil von mir, es war eine gute Zeit", sagt sie.

Auch wenn bei ihr als Vorreiterin vieles noch unklar war und erst gestaltet werden musste. "Das Dirndl kam erst nach meiner Zeit. Ich habe jede Menge Kleider anprobiert und irgendwie passte keines so richtig zum Anlass." Die Korbstadtkönigin, ihr Aussehen, ihr Image, ihre Aufgaben, das musste ja erst erfunden werden. Ein hellblaues Kleid mit Pailletten zierte schließlich die erste Amtsinhaberin. "Das war nicht der schlechteste Anfang", sagt Heike heute.

Vielleicht bewirbt sich die Tochter?


Heikes älteste Tochter, nach ihrer Geburt in den Zeitungen natürlich als Kronprinzessin bezeichnet, wird bald zwölf Jahre alt. "Na ja, wenn sie in ein paar Jahren fragen würde, ob sie sich bewerben soll für das Amt als Korbstadtkönigin, dann würde ich ihr keine Steine in den Weg legen. Auch wenn heute sicher mehr Termine zu bewältigen sind als bei mir damals."

Tanja I., von 1986 bis 1988 im Amt, kommt mit Ehemann und drei Kindern gern zu den Königinnentreffen. Auch bei ihr war die Kleiderauswahl noch eine Suche nach dem richtigen Outfit und Routine ein Fremdwort. Aber im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin durfte Tanja I. auf dem eigens vom damaligen Bundesinnungsmeister Kurt Schütz geflochtenen Thron Platz nehmen.

Und schon nach den ersten beiden Königinnen klafft eine große Lücke. Susanne I. (1988 bis 1990), Christine I. (1990 bis 1992), Sandra I. (1992 bis 1994), Birgit I. (1994 bis 1996) und Michaela I. (1996 bis 1998) lassen sich höchstens sporadisch bei den Königinnentreffen sehen.

"Amt schafft Gemeinschaft"


Manuela I. (1998 bis 2000) verpasst weder den Korbmarkt noch die von Ilka koordinierten Treffen. "Dieses Amt schafft einfach Gemeinschaft", sagt sie. Gleich ob zu den Vorgängerinnen oder zu den Nachfolgerinnen. "Wir haben uns immer was zu erzählen."

Nach ihr kam Ilka I. "Ich war damals schon 24 und nicht nur über die Schützen in Lichtenfels verwurzelt. Korbstadtkönigin zu sein war für mich etwas Besonderes, und ich gönne jeder Nachfolgerin dieses Erlebnis von Herzen."

Manuela II. (2002 bis 2004) hatte damals kurze Haare, auf denen die Krone schlecht hielt und heute aufregende Wochen hinter sich. Hochzeit im Juli, Hochzeitsreise durch Norwegen und allerlei Formulare, damit überall der neue Name und der Familienstand stimmt. "Und dann gehe ich auf die Arbeit und will mich am Computer anmelden und denke, hoppla, wie heiße ich denn jetzt hier?"

Kleine Nöte der Königinnen


Aber mit solchen kleinen Nöten kennt sie sich aus ihrer Zeit aus Korbstadtkönigin aus. "Ich hatte gerade im Landratsamt Lichtenfels meine Ausbildung angefangen, da bekam ich die Zusage, Korbstadtkönigin zu werden. Aber bitte streng geheim halten, stand dabei. Und dann kam der 60. Geburtstag von meinem Chef, Landrat Reinhard Leutner, und alle im Amt sollten bei der Feier helfen. Blöderweise hatte ich genau an dem Tag einen Termin im Rathaus wegen der Amtseinführung und so. Und da stand ich nun. Bloß nichts verraten wegen der Korbstadtkönigin und meinem Chef an seinem Geburtstag einen Korb geben. Na super."

Dieses Mal, am Weiher von Paul Blomeier, kann Manuelas Nachfolgerin Corinna I. leider nicht dabei sein. Ein paar Tage Urlaub liegen noch vor ihr und auch vor Töchterchen Hannah. Hannah wurde im November 2011 geboren und ist damit die zweitjüngste Prinzessin. So ging an ihr einiger Trubel vorbei, denn die jüngste Prinzessin heißt Hannah und ist die neun Monate alte Tochter von Jana I. Und damit ist sie als neueste Neuigkeit aus dem Königinnenleben noch eine Spur interessanter.

Von der Königin zur Stadträtin


Zwischen Corinna und Jana fällt die Amtszeit von Emmi I. (2006 bis 2008). Emmi ist die bisher einzige Korbstadtkönigin, die vom Thron herunter geradewegs in einen der Sitze im Lichtenfelser Stadtrat fiel. Sie ist Fraktionsvorsitzende der Jungen Bürger. "Ob damals als Korbstadtkönigin oder heute politisch engagiere ich mich für meine Stadt. Das gehört für mich zusammen", sagt Emmi. "Lichtenfels soll man nicht nur am Korbmarktwochenende, sondern das ganze Jahr über ansehen, dass sie die deutsche Korbstadt ist. - Und einfach eine schöne Stadt." So vereinbart Emmi Berufstätigkeit, Studium und Lokalpolitik.

Jana I. ist derzeit in erster Linie Mama und beruflich der Flechtbranche treu. "Hannah steht dieses Jahr im Mittelpunkt, und danach mache ich eine Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin", sagt die Michelauerin. Ab Januar will sie wieder bei Bayer Chic 2000 einsteigen. "Wir haben eine schöne Gegend, die Branche ist interessant, warum sollte ich wegziehen oder wechseln?", fragt sie.

Königliche Verpflichtungen und Studium


Ihre Nachfolgerin, die amtierende Korbstadtkönigin Christina I., brütet momentan über ihrer Abschiedsrede. "Das wird schon, ich habe ja noch Zeit", sagt die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens. "Das hat prima geklappt mit den Verpflichtungen als Königin und dem Studium. Ich musste nirgends kürzer treten trotz der vielen Reisen und Termine", sagt sie. Gerade macht sie Praktikum in ihrem ehemaligen Ausbildungsbetrieb in Bamberg.

"Ich war in Ariccia und in Cournon, auf Fehmarn, auf vielen Festen und Messen. Überall interessante Menschen und Gespräche und Kontakte, es war eine schöne Zeit", sagt Christina. Im Partnerschaftskomitee möchte sie der Stadt Lichtenfels erhalten bleiben. Jetzt gibt sie am Korbmarktsamstag ihre Krone ab, und auch ihre Bilanz fällt positiv aus: "Ich würde es sofort wieder machen."