Die junge Mediendesignerin Sabrina Meixner aus Schwürbitz hat für den Biolandhof Storath in Ebensfeld Werbemittel und Verpackungen mit Wiedererkennungswert entwickelt. Nicht als Auftrag, sondern als Abschlussarbeit ihres Studiums.
Am Anfang war der Eierkarton. Eine neue, ansprechende Verpackungseinheit für ein empfindliches Naturprodukt zu entwickeln, hätte Sabrina Meixner gereizt. Und da erschien ihr der Ebensfelder Bauernhof mit 360 Hühnern als geeigneter Partner. Doch als Mediendesignerin sollte es ihr ja nicht um ein einzelnes neues Produkt gehen, sondern um ein umfassendes Designkonzept. Die 23-Jährige kam also wieder weg von den Überlegungen um einen innovativen Eierkarton, behielt aber den Biolandhof im Fokus. Er sollte im Zentrum ihrer Abschlussarbeit stehen, mit der sie ihr Studium an der Dualen Hochschule in Ravensburg beenden wollte.
Der Landwirt Bernhard Storath, gleichzeitig Ebensfelds Bürgermeister, stand Sabrina Meixners Absichtserklärung aufgeschlossen gegenüber, gewährte ihr Einblicke in seinen Betrieb. Die beiden, die sich vorher nicht persönlich kannten, stellten dabei fest, dass sie sogar entfernt miteinander verwandt sind.
Das änderte natürlich nichts an der professionellen Herangehensweise der Schwürbitzerin an die Aufgabe, wie sie es während ihrer dualen Ausbildung bei der Michelauer Werbeagentur Jung 2 und an der Hochschule gelernt hatte. Einziger Unterschied: Hier wartete kein zahlender Kunde, sondern ein Gremium von Professoren, von dem ihre Leistung schließlich beurteilt wurde.
Auch ein kreativer Kopf kann Ideen für eine solche Auftragsarbeit in der Regel nicht auf Kommando abrufen. "Es ist nötig, viel zu recherchieren - Unternehmensanalyse, Konkurrenz und Zielgruppe - , das Alleinstellungsmerkmal herauszustellen und dafür passende und kreative Metaphern zu finden," erklärt Sabrina Meixner.
Der Biolandhof mit 36 Hektar Ackerfläche ist einer der ältesten Höfe in der Region, um 1700 gegründet und seither in Familienbesitz.
Die Umstellung auf ökologischen Anbau erfolgte 1995, nicht lange, nachdem Bernhard Storath den Hof von seinem Vater übernommen hatte. "Werte, die die Familie Storath lebt, sind vor allem Tradition, Ökologie und Partnerschaftlichkeit", stellte Sabrina Meixner fest. Die Produkte wie Getreide, selbst gebackenes Brot, Gemüse und Eier werden im Hofladen, aber auch in Geschäften in der näheren Umgebung verkauft.
Das holzgeschnitzte Hofladen-Schild an der Hausfassade mit zwei Ähren da rauf inspirierte Sabrina Meixner. Sie entwickelte daraus das Logo, das sich nun auf den von ihr erdachten Verpackungen wiederfindet. Dazu passend schienen ihr die moderne, klare Schrift namens Bebas Neue, die es nur in Großbuchstaben gibt, und robustes Naturpapier. Minimalistisches Design sollte die Wertigkeit der Produkte betonen.
Auf dem Briefpapier prangt nun das Bekenntnis des Familienbetriebs, das die junge Frau als Spruch an der Wand bei den Storaths vorfand: "Wir lieben die Heimat/das häusliche Nest/ wir halten an den/ alten Bräuchen fest". Als Clou fing sie selbst zu reimen an, auf Fränkisch, mit Witz und für jedes einzelne Produkt - weil die fränkische Mundart den Heimatbezug kommuniziere, wie sie betont. Beispiel: "Hells Roggenmehl/wies sei soll/natürlich rein und/ kraftvoll". Auf dem Jutesack für Gemüse steht: "Aus der Ärdn in den Topf/Gmüs macht net dick/ und sprengt kan Knopf." Tatsächlich über 80 Jahre alte Sisalschnüre als Verschluss, auf Omas Speicher entdeckt, zeigen, wie ernst es Sabrina Meixner damit ist, bei dieser Arbeit Umweltbewusstsein und Natürlichkeit zu unterstreichen.
Aufwendige Präsentation Für die Präsentation in einer großen Gemeinschaftsausstellung an der Hochschule Ravensburg legte sich die junge Frau noch einmal richtig ins Zeug, ließ eigens von einem Schreiner aus dem Holz einer 200 Jahre alten Scheune einen urigen Tisch anfertigen, schnitt Häppchen von Storaths Bauernbrot, um den Besuchern Appetit zu machen auf das echt Fränkische, das in der Mundart zwar nicht alle auf Anhieb verstanden, das aber sehr gut ankam. Die vier Monate Arbeit vom Informationensammeln, Ideenentwickeln und -umsetzen übers Druck- und Herstellungsaufträgevergeben bis hin zur schriftlichen und gegenständlichen Dokumentation haben sich offenbar gelohnt. Meixners Bachelor-Arbeit wurde mit einem "Sehr gut" bewertet. Doch nicht nur deswegen ist sie zufrieden.
Einige ihrer Vorschläge möchte Bernhard Storath für seinen Hof übernehmen.
"Alles nicht", räumt er ein, "dafür sind wir zu klein." Aber zum Beispiel die Visitenkarten, das Briefpapier und das wie eine Zeitung mit Informationen und Geschichten (einseitig) bedruckte Papier zum Einwickeln der Brotlaibe.
"Es hat total Spaß gemacht und ich hab' viel dabei gelernt", sagt Sabrina Meixner. Ein bisschen stolz ist sie auch darauf, nach der Entwicklung eines "Stadtdesigns" für ihre Heimatgemeinde Michelau vor knapp einem Jahr im Rahmen eines Studienprojektes nun ein weiteren Mal "etwas für die Heimat gemacht" zu haben. Das, betont sie, tue sie gern.
Und es freut sie, dass sie nun nach dem Studium ganz offiziell eine "Rückkehrerin" in den Landkreis Lichtenfels ist. Ihr Ausbildungsbetrieb in Michelau ermöglichte ihr nämlich bei sich den Start ins Berufsleben. Wohin ihr Weg sie künftig noch führen wird, kann sie freilich nicht wissen.
Aber in der fränkischen Region, da, wo sie ihre Wurzeln hat, und wo ein Bauernbrot so schmeckt, wie es schmecken soll, möchte sie schon gern bleiben.
Stichwort Corporate Design - Was ist das? Zu einem einheitlichen, werbewirksamen Erscheinungsbild eines Unternehmens oder einer Organisation, was man als Corporate Design bezeichnet, gehören u. a. Produktverpackungen und -gestaltungen, Werbemittel, Geschäftspapiere, Stempel, Schilder und Internetauftritt. Grundlage für eine Gestaltung mit Wiedererkennungswert bilden meist ein aussagekräftiges Logo und ein passendes Schriftbild.