Jürgen Zürbig übt harsche Kritik am Bezirk
Autor: Andreas Welz
Lichtenfels, Montag, 15. April 2013
Der BRK-Kreisvorsitzende bezeichnet es als beschämend, dass Oberfranken als einziger Bezirk in Bayern nur in Ausnahmefällen für die Unterbringung in Einzelzimmern aufkommt.
Bei der Hauptversammlung des BRK-Kreisverbandes im Lichtenfelser Stadtschloss übte Vorsitzender Jürgen Zürbig harte Kritik am Bezirk Oberfranken. Es sei Beschämend, dass dieser als einziger Bezirk in Bayern die Unterbringung in Einzelzimmern als Ausnahme ansehe und für die Kosten nur dann aufkommen wolle, wenn bestimmte Gründe dies rechtfertigen. Es könne nicht angehen, dass man Menschen in der letzten Phase ihres Lebens nicht einmal einen Raum für sich persönlich zugestehen will.
Der BRK-Kreisverband Lichtenfels habe indes im Bereich der alten und pflegebedürftigen Menschen neue Standards gesetzt: "Von Anfang an haben wir das Einzelzimmer- oder Appartement-Konzept verfolgt." Im Gegensatz zu ähnlichen Einrichtungen im Kreis halte das BRK 90 Prozent Einzelzimmer vor.
Zürbig freute sich über gute Beurteilungen der Wohn- und Pflegeheime durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Das BRK-Wohn- und Pflegeheim "Am Staffelberg" schloss mit der Gesamtnote 1,1 ab. Auch die Sozialstationen erhielten beste Beurteilungen. Die Zahl der täglich betreuten Menschen stieg von 190 auf 250 im Jahr 2012 an.
Als wichtigstes Projekt der vergangenen vier Jahre und eines der größten in der Geschichte des BRK-Kreisverbandes nannte Zürbig, der bei fünf Gegenstimmen im Amt bestätigt wurde, die Realisierung des Wohn- und Pflegeheims "Am Weidengarten" mit einem Investitionsvolumen von zwölf Millionen Euro. Das so genannte Lichtenfelser Modell ruhe auf drei Säulen: dem altengerechten Wohnen, dem betreuten Service-Wohnen und der Wohnpflege mit Rundumversorgung. Voraussetzung war die Nutzung des städtischen Grundstücks an der Moritzkappl. Rund 11 000 Quadratmeter sollten bebaut werden, die in der Innenstadt nicht erschwinglich waren.
Die Zahl der Beschäftigten stieg von 165 im Jahr 2005 auf 339 im Jahre 2012 an. Das Geschäftsvolumen betrage heuer 13,6 Millionen Euro. Allein 5,8 Millionen Euro wurden für Löhne aufgewendet.
In Unnersdorf wurde die Kindertagesstätte "Banzgau" im Jahre 2010 eingeweiht und eine Hortgruppe für die Schulkinderbetreuung eingerichtet. Für die Jugend wurde der "Waldkindergarten" zur Verfügung gestellt.
Im Rettungs- und Krankendienst habe der Kreisverband die Versorgung besonders im Weismainer Raum verbessert, sagte der Vorsitzende. Insgesamt wurden 44 585 Einsätze aller Einheiten in vier Jahren verzeichnet, eine Steigerung um fünf Prozent.
Einen Rückschlag erlitt das BRK mit der gesetzlich vorgeschriebenen Ausschreibung des Standortes Fesselsdorf im Gemeindegebiet Weismain, für den der ASB Coburg den Zuschlag erhielt. Die Kriterien beinhalteten nicht, ob ein Anbieter den Mitarbeitern ordentliche Tarife zahlt, erzürnte sich Zürbig.
Großes Lob für die Helfer
Unverständlich war dem Vorsitzenden, dass das Institut für Notfallmedizin die Rettungswache Burgkunstadt an die Zettlitzer Kreuzung verlegen wolle. Er begrüßte den Vorstoß des Kreisausschusses, einen Probebetrieb so zu gestalten, dass man die Rettungswache in Burgkunstadt erhält und einen Stellplatz tagsüber in Redwitz/Zettlitz einrichtet.
Großes Lob erhielten die Helfer des BRK beim Katastrophenfall Michelau im März letzten Jahres. "Dies war ein Beweis für die Einsatzfreude unserer Ehrenamtlichen, denn andere, ebenfalls zur Katastrophenhilfe verpflichte Organisationen kamen nicht", sagte Zürbig.
Auch im Blutspendewesen stellte Zürbig eine positive Entwicklung fest: Gemessen an der Bevölkerungszahl stehe Lichtenfels in Bayern an dritter Stelle.
"In vier Jahren wurden 250 000 Stunden in den Bereitschaften, den Wasserwacht-Ortsgruppen und dem Jugendrotkreuz erbracht", resümierte der Vorsitzende. "Neben den Hauptamtlichen, die für die Professionalität sorgen, stehen die Ehrenamtlichen für das sinn- und identitätsstiftende Element im Roten Kreuz. Ihnen gelten unser Respekt und Anerkennung, und wir hoffen weiterhin auf ihren Beitrag, damit das Rote Kreuz als eine der größten Bürgerinitiativen im wahrsten Sinne des Wortes fest in der Bevölkerung verwurzelt bleibt."
Im Ausbildungsbericht listete Chefarzt Roland May 7371 Teilnehmer bei Erste-Hilfe-Maßnahmen auf. Die Wasserwachten engagierten sich in der Schwimmausbildung von knapp 1500 Teilnehmern.
Ergebnis der Wahlen
Vorstand Vorsitzender Jürgen Zürbig, Erste Stellvertreterin Birgit Hufenbeck-Liebich, Zweite Stellvertreterin Rosemarie Göhring, Schatzmeister Nobert Scholz, Zweiter Schatzmeister Norbert Schneider, Justitiar Manfred Glöckner, Chefarzt Roland May, Zweiter Chefarzt Friedrich Müller, Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak
Haushaltsausschuss Helga Ortmann, Jürgen Zürbig, Gisela Schardt, Rudolf Hanika, Otto Schuhmann, Willibald Beuschel, Winfried Weinbeer, Günther Gutgesell, Thomas Petrak, Susann Biedefeld, Hans-Günter Karl und Günter Hofmann