Die Agrarreform bringt Änderungen beim Umwelt- und Naturschutz mit sich. Bei einem Treffen von Bauern, Imkern und Jägern in Ebensfeld wurde am Montag deutlich, dass sich alle Seiten um den Erhalt der Kulturlandschaft im Landkreis Lichtenfels bemühen. Kritische Töne hörte man seitens der Landwirte, die mit der Umsetzung der Reform vor bürokratischen Hürden stünden.
Eingeladen hatte der Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung (vlf). Vorsitzender Rudi Steuer warb um einen stärkeren Dialog zwischen Jagdpächtern und Landwirten mit dem Ziel, die Lebensräume von Wildtieren und Bienen zu verbessern. Er war überzeugt, dass heimische Betriebe auf freiwilliger Basis und mit finanzieller Unterstützung Umweltleistungen in breitem Umfang erbrächten. Klar wurde dabei, dass Jäger, Imker und Landwirte viele gleiche Ziele haben und vor allem einen ausgewogenen Wild- und Bienenbestand erreichen wollen. In der Vergangenheit scheiterte dies oft an mangelnder Kommunikation. Gemeinsam wollen beide Seiten an diesem Problem arbeiten.
Bei einer Feldrundfahrt überzeugten sich die Teilnehmer von der Bereitstellung ökologischer Vorrangflächen. Es wurden Erosionsschutzstreifen und Blühpflanzen in Hummendorf besichtigt. In Eggenbach lernten sie Jagdschneisen und Wildäsungsflächen kennen.
Im Frühjahr hatte der vlf eine Mulchsaatvorführung in Ebensfeld mitorganisiert. "Durch den trockenen und heißen Sommer können wir das Ergebnis an einem Maisfeld nahe der Autobahn leider nicht überprüfen", bedauerte Steuer.
Bejagungsschneisen
Der Maisanbau ist in den letzten Jahren zunehmend in den Blick der Öffentlichkeit geraten und Gegenstand vieler Diskussionen geworden. Zum einen wird die abnehmende Artenvielfalt in der Kulturlandschaft angeprangert. Zum anderen wird in immer größer werdenden Maisschlägen die Bejagung von Wildschweinen in der schadensträchtigen Zeit in der Feldflur erschwert. "Eine gute Möglichkeit, beide Problembereiche zu entschärfen, wird in der Anlage von Blühstreifen und Bejagungsschneisen gesehen", sagte Matej Mezovsky, Ansprechpartner für Wildlebensraumberatung in Oberfranken.
Um unnötige bürokratische Hemmnisse bei den Flächenförderungen aus dem Weg zu räumen, biete Bayern bereits heuer im Rahmen der Mehrfachan tragstellung zwei neue Nutzungscodes für Maisbestände mit Bejagungsschneisen oder Blühstreifen an. Dadurch bleibe den Landwirten das separate Vermessen und die getrennte Angabe dieser Teilflächen im Mehrfachantrag erspart.
Barbara Bartsch, Fachberaterin für Bienenzucht in Oberfranken, erinnerte an die große Bedeutung von Bienen. Die Honigbiene sei das drittwichtigsten volkswirtschaftlichen "Nutztier" nach Rind und Schwein. Jagpächter Hans Heinert machte deutlich, dass kluge Wildschweine am Waldrand warten und dann blitzschnell im Mais verschwunden sind, ehe der Jäger zum Schuss komme.
Am Kreuzbach in Birkach wurde eine sehr breite ökologische Vorrangfläche besichtigt. Auf den Bejagungsstreifen hatte Landwirt Jürgen Finkel Weißklee gesät.
Er machte Landschaftsschutz- und Pflanzenschutzauflagen deutlich. Ein großes Problem stelle das Ausmessen der Flächen dar. Selbst kleine Fehler bei der Berechnung vor Greening-Flächen hätten den Wegfall der Förderung zur Folge.
Kreisjagdberater Wolfgang Jakob begrüßte den Ackerrandstreifen, der die Bejagung effektiver mache. Ökologische Vorrangflächen sollten nicht nahe den Ortschaften entstehen. An der Leite in Eggenbach hatten Jagdpächter Karl Hagel und seine Helfer einen Wildacker zwischen Wald und Maisfeld angelegt. Sie säten auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche einen so genannten Wildacker-Eintopf. Dort stand ein abwechslungsreiches Äsungsangebot zur Verfügung. Der vielschichtige Nährstoffbedarf des Wildes werde durch die Gesamtheit der unterschiedlichen Pflanzenarten ausgewogen gedeckt.
Der Wildacker-Eintopf mit seinen 23 Sorten sei für einen Anbau im Wald, am Waldrand und im Feld geeignet. "Selbst bei schlechten Bodenverhältnissen oder ungünstigen Witterungsbedingungen entwickelt sich der Pflanzenbestand ausreichend", stellte er fest. Der Bayerische Jagdverband fördere die Ansaat.
Im Hof der Familie Finkel im Gut Ummersberg bei Birkach fand die Abschlussbesprechung statt. Da die meisten Teilnehmer Jäger und Jagdpächter waren, drehte sich die Diskussion vornehmlich um die Jagd. Bernhard Kasper, von 1996 bis 2008 Bürgermeister des Marktes Ebensfeld und passionierter Jäger, kritisierte die Zunahme von "exotischen" Tieren im Landkreis Lichtenfels. Graugänse und Co. würden die Artenvielfalt der heimischen Fauna nicht bereichern. Reiner Prischenk, Naturschutzbeirat bei der Regierung in Oberfranken, sah in Zukunft den Maisanbau zurückgehen. Er führte das unter anderem auf weniger Biogas-Anlagen zurück.
Imkerin Barbara Bartsch wiederholte ihre Forderung nach mehr Blühpflanzen in Herbst. Im Frühling und Sommer fänden Bienen und Hummeln genug Nektar und Pollen. Doch ab Ende Juli werde es schwierig für die Honigsammler. Hilfreich seien dann die einjährigen Sommerblumen wie selbstgesäte Kräuter-Pflanzen von Wildäckern, die unzählige Insekten anlockten.
Rudi Steuer wertete die Exkursion als Erfolg. Für das Anlegen von Blühflächen, Pufferstreifen und Errosionschutzflächen wünschte er sich ein stärkeres Engagement von Jägern und Landwirten. Hoferbe Jochen Finkel vom Gut Ummersberg brachte es auf den Punkt: "Wir wollen Hand in Hand mit den Jägern eine intakte Umwelt."