Druckartikel: Islinger tanzten unter dem "Baum der Bayern"

Islinger tanzten unter dem "Baum der Bayern"


Autor: Andreas Welz

Isling, Sonntag, 26. Juli 2015

Hauchdünn gewannen die Isling und ihre Linde den vom BR ausgelobten Titel. Zünglein an der Waage waren die Freunde aus dem fernen Gammellund im Kreis Schleswig-Flensburg. Die reisten jetzt natürlich an.
Die Damen des Obst- und Gartenbauvereins ließen sich nicht zweimal zum Tanz bitten. Foto: Andreas Welz


Ein ganzes Dorf stand am Wochenende kopf. Isling feierte mit Freunden ausgelassen den "Baum der Bayern", die große Linde auf dem Kohlbauerplatz.

Am Freitagabend enthüllten unter dem Jubel der Menge Ortssprecher Roland Lowig und Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) die Bronzetafel. Lowig war völlig aus dem Häuschen: "Ich liebe euch, ich bin stolz auf euch", rief er ins Mikrofon des Bayerischen Rundfunks. "Ich bin der Baum der Bayern", hat er schon kurz nach Wahl verkündet. Die Islinger Musikanten spielten zum Tanz auf und der Gerstensaft lief in Strömen. Bürgermeister Hügerich lobte einen wunderschönen Ortsteil und Lowig, den er als Antreiber und Initiator der Aktion bezeichnete. Zwar musste für das Fernsehen alles ein wenig telegen ausstaffiert werden, aber das nahmen die Islinger gerne in Kauf. Die Damen des Obst- und Gartenbauvereins Isling hatten sich in Tracht gewandet und ließen sich nicht zweimal zum Tanz bitten. Aus dem fernen Gammellund im Kreis Schleswig-Flensburg labte sich eine trinkfreudige Abordnung mit Bürgermeister Bernd Nissen am heimischen Bier. Die Norddeutschen pflegen eine lange Freundschaft mit den Islingern.

Eine ganze Busladung war auch aus Lüdinghausen bei Münster in Westfalen war angereist, um das Event zu feiern. Auch sie verbindet mit dem Lichtenfelser Stadtteil eine lange Freundschaft.

Am Abend erstrahlten die Fassaden der Häuser am "Platz der Bayern" in dezentem Rot der Scheinwerferkegel und die bunten Lichterketten spiegelten sich in den Gläsern der Feiernden. Die Blaskapelle Teuschnitz schmetterte ihre Weisen der Linde entgegen, die nicht nur vor 800 Jahren als Tanzlinde, sondern später auch als Gerichtslinde der Langheimer Äbte diente.

BR-Redakteurin Kerstin Dornbach vom Studio Franken erzählte die Geschichte. Nicht den größten Baum hätten die Menschen im Land gewählt, keine imposante Landschafts-Marke, keinen königlichen Lieblingsbaum, sondern einen Baum, der mitten unter den Menschen steht und lebt, der ihre Feiern und Feste beschirmt und das schon seit 800 Jahren.

"Es ist ein Baum der Herzen", sagte sie. Die Islinger Tanzlinde wurde als Nachfolgerin der berühmten Bavaria-Buche zum neuen "Baum der Bayern" gewählt. Unter zehn Bewerbern, die schließlich in die Endausscheidung kamen, konnte Isling mit einem hauchdünnen Vorsprung vor der "Luitpoldeiche" in Obereck in Oberbayern gewinnen. 19,9 Prozent der 10.000 Stimmen votierten für Isling. 19,2 für die Oberbayern. "Die fünf Prozent zum Sieg machten bestimmt die Freunde aus Gammellund aus, die mit 100 Stimmen das Zünglein an der Waage waren", sagte sie unsere Zeitung.

Ein Wermutstropfen sei der Sendetermin in der Reihe "Wir in Bayern", der wegen des Ferienbeginns nicht zeitnah gebracht werden könne, bedauerte die Redakteurin. Allerdings werde der Beitrag ab Montag, 27. Juli, online auf die Seiten "Wir in Bayern" oder unter br.de "Sendungen" gestellt. Sie und Autorin Rika Dechant erhielten vom Bürgermeister und Ortssprecher einen kunstvollen Armreif aus Weidengeflecht, Kameramann Dietmar Barth freute sich über einen Bierkrug.