Islinger Tanzlinde ist der "Baum der Bayern"
Autor: Ramona Popp
Isling, Montag, 22. Juni 2015
Die Islinger Tanzlinde wird Nachfolgerin der berühmten Bavaria-Buche als "Baum der Bayern". In einer Abstimmung setzte sich das Naturdenkmal des Lichtenfelser Stadtteils gegen die neun in die engere Wahl gekommenen Mitbewerber aus ganz Bayern durch.
Lowig kann es noch gar nicht richtig fassen, als er am Montagnachmittag von dem Abstimmungsergebnis erfährt. Dabei war er es doch, der die ganze Sache initiiert hatte und in den zurückliegenden Wochen unermüdlich Optimismus verbreitete. Lowig schaut gerne das Regionalprogramm im Bayerischen Fernsehen und hatte dort den Aufruf für eine Bewerbung in Sachen "Baum der Bayern" gesehen. Die Bavaria-Buche aus dem Landkreis Eichstätt, die bisher diesen Titel trug, ist nicht mehr. Vom Pilz geschwächt hatte ihr ein Sturm den Rest gegeben. Ein neuer "Baum der Bayern" wurde gesucht. Lowig sandte eine Bewerbung ein und konnte bald vermelden, dass die Islinger Tanzlinde unter rund 300 Vorschlägen in die Auswahl der letzten zehn gekommen ist. Ob in der Stadtratssitzung, über Kontakte zum Baur-Großversand oder via Facebook rührte er die Werbetrommel für den Baum am Kohlbauerplatz, der das Leben so vieler Menschen begleitete. Auf 800 Jahre wird das Alter der Linde geschätzt.
Und jetzt, da der Erfolg seiner Initiative offenkundig wird, da stockt Roland Lowig fast ein wenig die Stimme. Doch seine Verfassung ist nachvollziehbar: "Freuen Sie sich?" - "Aber wie!"
Nicht den größten Baum hätten die Menschen im Land gewählt, heißt es in der Pressemitteilung des Bayerischen Rundfunks, keine imposante Landschafts-Marke, keinen königlichen Lieblingsbaum, sondern einen Baum, der mitten unter den Menschen steht und lebt, der ihre Feiern und Feste beschirmt, und das schon seit 800 Jahren.
Rund 10 000 Stimmen gingen demnach während der BR-Aktion in den letzten zwei Wochen ein. Die meisten entfielen auf die oberfränkische Tanzlinde. "Dabei war die Konkurrenz ja groß", sagt Wolfgang Preuss, Redaktionsleiter der federführenden Sendung "Wir in Bayern". "Und mit der Luitpoldeiche am Samerberg in Oberbayern und der Kreuzeiche auf dem Bocksberg nördlich von Ansbach waren ja auch richtige Kult-Bäume im Rennen."
Zehn Kandidaten waren aus einer großen Anzahl von Zuschauer- und Hörer-Vorschlägen ausgewählt worden. Die Bäume wurden in "Wir in Bayern" und auf BR Heimat, dem neuen BR-Digitalradio, präsentiert und auf BR.de zur Wahl gestellt. Dazu weilte bereits ein Fernsehteam in dem oberfränkischen Dorf, das 1969 zu den schönsten Dörfern im Land gekürt worden war. Einen Beitrag dürfte damals wohl auch die stolze Tanzlinde geleistet haben. 14 Meter hoch, mit einem Kronendurchmesser von ebenfalls etwa 14 Metern und einem Stammumfang von rund sieben Metern prägt sie den Marktplatz, heute Kohlbauerplatz.
"Ich denke, in der Wahl zeigt sich, was den Menschen heute wichtig ist", sagt Stefan Frühbeis, Leiter des neuen Senders BR Heimat. "Nicht unbedingt immer das einsam dem Wetter trotzende Naturdenkmal, sondern ein Baum, der uns Menschen im Alltag nah ist und zum Beispiel in einem Dorf die großen dortigen Ereignisse, die Hochzeiten, Trauerfeiern, Kirchenfeste und Jubiläen stumm begleitet und beschirmt."
Was in Isling wichtig ist, zeigte sich in der Wahl auch: die Gemeinschaft, und die Fähigkeit, für eine gemeinsame Sache Mitstreiter zu mobilisieren. So kam man einst zum Gold-Titel, so pflegt man in den Vereinen das dörfliche Leben. Dass Roland Lowig vor der Bewerbung niemanden gefragt hatte, dürfte ihm keiner krumm nehmen. Er ist schließlich Ortssprecher und hatte schnell so viele Leute für das Islinger Wahrzeichen gewinnen können.
"Ich habe alle Hebel der modernen Kommunikation gezogen", sagt er mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Das Lindenfest am letzten Juli-Wochenende dürfte nach diesem schönen Erfolg heuer alle vorausgegangenen in den Schatten stellen.