Druckartikel: Insolvenz von Scherer und Trier: Mitarbeiter der St. Josephs-Werkstätte haben Sorge

Insolvenz von Scherer und Trier: Mitarbeiter der St. Josephs-Werkstätte haben Sorge


Autor: Gerda Völk

Michelau, Mittwoch, 26. März 2014

Auch Mitarbeiter mit Behinderung sorgen sich um den Fortbestand der insolventen Michelauer Automobilzulieferfirma Scherer & Trier. Würde der Hauptauftragsgeber wegbrechen, wäre das eine Katastrophe.
Michaela Mende (Dritte von rechts) und Franz Schmidt (Dritter von links) zeigen der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner (Zweite von rechts) ein von ihnen bearbeitetes Werkstück. Mit im Bild sind (von links) Helene Geßlein, Werkstattleiter Thomas Neugeboren, Rüdiger Schick von der Geschäftsleitung und Geschäftsführer Hans Vonbrunn.  Foto: Gerda Völk


"Auch die Werkstätten St. Joseph sind daran interessiert, dass es bei Scherer & Trier weitergeht", sagt Hans Vonbrunn, Geschäftsführer der Werkstätten. Nicht nur die rund 2000 Mitarbeiter des Michelauer Unternehmens bangen um ihre Arbeitsplätze, auch in den Werkstätten St. Joseph macht sich zunehmend Sorge breit. Und das nicht nur bei der Geschäftsführung, sondern auch bei den Mitarbeitern.

"Es wär' schlimm, wenn Scherer & Trier zumachen würde. Weil wir dann keine Arbeit mehr haben", bringt es Michaela Mende auf dem Punkt. Michaela Mende ist seit Herbst letzten Jahres stellvertretende Vorsitzende des Werkstattrats. Die Ereignisse um das Michelauer Unternehmen hat sie im Fernsehen verfolgt und macht sich Sorgen.

Das erfährt auch die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner bei ihren Besuch im neuen Fertigungsgebäude in Neuensee. Emmi Zeulner folgte damit einer Einladung, die bereits im Herbst letzten Jahres ausgesprochen wurde. Die Werkstätten St. Joseph mit ihren beiden Gesellschaftern, dem Diözesancaritasverband Bamberg und der Regens-Wagner-Stiftung (Dillingen), unterhalten an drei Standorten im Landkreis Lichtenfels vier Betriebsstätten für insgesamt 412 Menschen mit Behinderung und 110 weitere Angestellte. Mit ihren über 500 Beschäftigten haben die Werkstätten in etwa die Größe eines mittelständischen Unternehmens.

Die Sorgen um den Arbeitsplatz stehen auch bei Franz Schmidt, Vorsitzender des Werkstattrats im Vordergrund. Schmidt bearbeitet Teile, die später in einem Porsche eingebaut werden. Natürlich möchte er seine Tätigkeit behalten.

Die Firma Scherer & Trier ist mit einem Jahresumsatz von über 50 Prozent der Hauptauftraggeber der Werkstätten. Neben dem Michelauer Unternehmen gehört auch die Solarbranche zu den Auftraggebern. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten einiger Kunden haben sich auch im Auftragsvolumen der Werkstätten niedergeschlagen. "Wir haben im letzten Jahr über 300 000 weniger an Lohnaufträgen eingenommen", berichtet Vonbrunn. In der Vergangenheit zählte auch die Firma KnorrPrandell in Schney zu den Auftraggebern. Auch dieses Unternehmen hatte Insolvenz angemeldet.

140.000 Euro Außenstände

Mit rund 30.000 Euro steht ein insolventes Photovoltaik-Unternehmen aus Neustadt bei Coburg in der Kreide. "Insgesamt haben wir fast 140.000 Euro Außenstände", sagt Geschäftsführer Hans Vonbrunn. Geld, das letztlich den behinderten Mitarbeitern in der Tasche fehlt. Den gesetzlichen Vorgaben entsprechend erhalten sie von Lohnarbeiten einen bestimmten Anteil, der sich zwischen 70 und 500 Euro bewegt. Für die Werkstätten St. Joseph wäre es eine Katastrophe, wenn Scherer & Trier wegfallen würde. Ein Ersatz für weggebrochene Auftraggeber ist nicht so leicht zu finden. Hinzu kommt, dass die Maschinen auf die Aufträge abgestimmt sind. Brechen sie weg, dann steht auch die Maschine in der Ecke.

Vor dem Hintergrund der Inklusion und Chancengleichheit ist eine sinnvolle Beschäftigung auch für Menschen mit Behinderung wichtig, gibt Werkstattleiter Thomas Neugeboren zu bedenken. "Die Arbeit dient auch dazu, den Tag zu strukturieren." Michaela Mende würde gerne auch weiterhin in der Produktion arbeiten, Gartenarbeit liegt ihr nicht.

"Am Ende des Tages geht es um die Arbeitsplätze", sagt Emmi Zeulner. Alle politischen Kräfte würden daran arbeiten, dass der Standort in Michelau erhalten bleibt. "Weil wir am Standort Michelau gut sind, wird es weitergehen", fügt sie optimistisch an.

Zu den Sorgen, wie die drei Standorte künftig ausgelastet werden können, kommt der Bauschaden im neuen Fertigungsgebäude in Neuensee hinzu. Ein nicht ordnungsgemäß festgeklemmtes Wasserrohr an einem Durchlauferhitzer hat Ende November einen Wasserschaden in Höhe von über 200.000 Euro verursacht. Und damit alle Pläne auf einen baldigen Einzug zunichte gemacht. Hinzu kommen die massiven Risse in der Bodenplatte. Kernbohrungen haben ergeben, dass Planungs- und Ausführungsfehler die Ursache waren.