Informative Kräuterwanderung beim Ferienprogramm
Autor: Gerda Völk
Weismain, Mittwoch, 14. August 2013
Bei einer Kräuterwanderung im Rahmen des Ferienprogramms der Kommunalen Jugendarbeit weihte Kräuterexpertin Renate Halwart Kinder und Erwachsene in die Geheimnisse der Heilpflanzen ein.
Bevor es auf die Wanderung durch die Natur geht, bekommt jedes Kind von Renate Halwart ein Pflaster. Unterwegs könnte ein Insekt stechen und dann ist es besser, gleich eines bei der Hand zu haben. Allerdings kommt dieses Pflaster dies nicht von einem Hersteller medizinischer Produkte, sondern aus der Apotheke von Mutter Natur: Ein Blatt von der Fetten Henne wirke bei Insektenstichen wie ein Pflaster, erklärt Renate Halwart. Nathalie und Stefan probieren es gleich aus.
Es ist die erste Kräuterwanderung im Rahmen des Ferienprogramms der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises - eine Generationen übergreifende Wanderung, zu der sich rund 30 Personen am Treffpunkt an der Weihersmühle bei Weismain eingefunden haben.
Mit den 17 Kindern und Jugendlichen begeben sich auch Mütter, Väter und Großmütter auf eine "Kräuterwanderung für Jung und Alt".
Wo der Gute Heinrich wächst
An der Stirnseite des seit einigen Jahren geschlossenen Gasthauses ist eine mittlerweile selten gewordene Pflanze zu finden: "Der Gute Heinrich wuchs früher überall, wo es Hühnerställe gab", erklärt Renate Halwart. Jedes Kind erhält ein Blatt dieser Pflanze und darf es genauer betrachten. Die Blätter sind auf der Unterseite mehlig behaart. Dazu gibt es die Geschichte von den Heinzelmännchen, die von allzu neugierigen Frauen vertrieben wurden. "Heute könnte man sie gut gebrauchen", seufzt eine Mutter.
Renate Halwart ist Referentin an der Umweltstation in Weismain und begibt sich oft mit Interessierten auf Kräuterwanderungen. Sie besitzt nicht nur ein umfangreiches Wissen, sie kann auch viele Details und Geschichten erzählen. Nicht nur dass die Königskerze, eine bekannte Heilpflanze, Bestandteil des Kräuterbuschen ist, erzählt sie, sondern auch dass sich mit deren Samen Fische fangen lassen. Das liege an dem narkotisierenden Stoff, den der Samen enthalte. Die Kornrade, ein giftiges Ackerunkraut, sei früher fast überall auf den Feldern zu finden gewesen. Heute sei die giftige Pflanze selten geworden und stehe unter Naturschutz.
Der Weg führt in Richtung Wallersberg. Allerdings nicht auf der Straße, sondern unterhalb davon entlang. "Oben ist Naturschutzgebiet, und in einem Naturschutzgebiet darf nichts abgepflückt werden, nicht einmal ein Gänseblümchen", erklärt die Kräuterexpertin. Deshalb nimmt die Gruppe den Weg unterhalb der Straße. Am Wegesrand wächst Johanniskraut, das ebenfalls Bestandteil eines Kräuterbuschen ist. Jetzt, im August, ist die Wilde Möhre überall am Wegesrand zu finden. In der Mitte dieser weißblühenden Dolde befindet sich ein kleiner schwarzer Punkt, entdeckt Nathalie. Allerdings nicht in jeder Blüte. Warum das so ist, weiß kein Mensch, erklärt die Kräuterexpertin. "Darüber haben sich schon die Wissenschaftler den Kopf zerbrochen."
Ein Hase ergreift die Flucht
Doch es gibt nicht nur Pflanzen zu sehen, sondern auch einen Hasen, der aufgeschreckt das Weite sucht. Vielleicht wollte er sich gerade die letzten zwei Löwenzahnblüten des Jahres schmecken lassen?
Dann ist da noch der Breitwegerich, über den Renate Halwart viel berichten kann. Auswanderer hätten den Samen an ihren Schuhsohlen mit in die neue Welt gebracht. Deshalb sprachen die Indianer Nordamerikas vom Breitwegerich als der "Spur des weißen Mannes". Trennt man den Stiel vom Blatt, so ziehen sich etliche lange Fäden, die man als Vorzeichen verstehen könnte: So viele Freundinnen wird man haben oder so viele Kinder wird man bekommen, erzählt Halwart schmunzelnd. "Na super!", lautete der Kommentar von Stefan. Allerdings hatte der 13-Jährige Glück. Von seinem Blatt lösten sich nur drei Fäden.
Die Kräuterwanderung dauerte rund zwei Stunden. Dabei wurde nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen viel über Heilpflanzen vermittelt.