In Wolfsdorf bricht das Seifenkisten-Fieber aus

3 Min
Die etwas eigenwillige, aber schnelle grüne Seifenkisten-Konstruktion des "Sandmännchen-Teams" mit Thorsten Ludwig als einem der Fahrer. Fotos: Thomas Hümmer
Die etwas eigenwillige, aber schnelle grüne Seifenkisten-Konstruktion des "Sandmännchen-Teams" mit Thorsten Ludwig als einem der Fahrer.  Fotos: Thomas Hümmer
Rafael und Konstatin Linz fiebern dem Rennen entgegen.Foto: Thomas Hümmer
Rafael und Konstatin Linz fiebern dem Rennen entgegen.Foto: Thomas Hümmer
 

Dass Seifenkiste nicht gleich Seifenkiste ist, stellt das Team Sandmännchen-Rennstall aus Wolfsdorf unter Beweis. Bei ihren in Nächten ausgetüftelten Konstruktionen bleibt von der gewohnten Optik aus Kindheitserinnerungen wenig übrig, dafür sind die Fahrzeuge noch schneller und wendiger.

Das Kind im Manne, so könnte auch die Überschrift dieses Artikels lauten. Denn Otto Fischer und Thorsten Ludwig aus Wolfsdorf sowie der gebürtige Wolfsdorfer und in Lichtenfels wohnende Klaus Dinkel, sind vom Seifenkisten-Fieber infiziert.

Dabei geben sich die drei nicht mit ein paar einfachen Kinderwagenrädern zufrieden. Nein, ihre Fahrzeuge müssen schon mit Luftbereifung und hochwertigen Kugellagern ausgestattet sein. Thorsten Ludwig, der vielmehr bei vielen unter dem Spitznamen "Lupo" bekannt ist, fährt bereits zum dritten Mal beim Seifenkistenrennen anlässlich der Wolfsdorfer Kirchweih mit: Und das mit Erfolg.

Mehr als eine Seifenkiste

In den beiden vergangenen Jahren sicherte er sich mit seinem dreirädrigen Vehikel, das an alles andere als an eine herkömmliche Seifenkiste erinnert, den Sieg in der Einzel- sowie auch in der Mannschaftswertung.


Der "Sandmännchen-Rennstall", wie sich die Gruppe nennt, besteht außer Thorsten Ludwig noch aus Marco Putzik und Niklas Lulei. Die Idee zu ihrem Dreirad fand das "Sandmännchen-Team" natürlich - wie sollte es auch anders sein - im Internet. Die "Konstrukteure" wollten sich nicht mit einer herkömmlichen "Kiste" zufrieden geben und fanden in der Rubrik "Gaudiklasse" ein passendes Fahrzeug, das ihren Wünschen entsprach. Allerdings modifizierten sie die mit vier Rädern abgebildete Seifenkiste zu einer Dreirädrigen.

Zwar hatten sie nun eine Idee, wie das Ganze aussehen sollte, allerdings war der Weg bis zum fahrtautglichen Gefährt nicht ganz leicht. Einige Rückschläge musste das Team hierbei hinnehmen. So war Niklas Lulei der Unglücksrabe, der im ersten Jahr bei einer Probefahrt einige Tage vor dem Rennen das Fahrzeug in den Graben setzte. Dabei verbog sich die Vordergabel und die Arbeit ging von vorne los.

Tüftelei bis spät in die Nacht

Bis in die Nacht vor dem Rennen wurde gewerkelt und zum Abschluss der Arbeiten erhielt die Seifenkiste eine markante, grüne Lackierung. Zum Entsetzen musste Ludwig am Renntag feststellen, dass die Farbe trotz Wärmelampe nicht getrocknet war. Das hielt die drei Fahrer jedoch nicht davon ab, am Rennen teilzunehmen und den Sieg einzufahren.

Otto Fischer, Initiator des Seifenkistenrennens, hat vor ein paar Jahren eine Seifenkiste für seine beiden Enkel Konstantin und Rafael gebaut und Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt. Anfangs, gibt er zu, belächelte er das Sandmännchen-Team mit ihrer eigenartigen Konstruktion. Auch er baute sich ein eigenes Fahrzeug und war sich sicher, schneller als das "Dreirad" zu sein. Allerdings musste er eingestehen, dass das Team mit seinem "Schwiegersohn in spe", Thorsten, schneller war als er.

Auch der Organisator erlebte am Vortag zum Rennen einen herben Rückschlag. Einer seiner Fahrer setzte bei einer Testfahrt sein gerade fertig gewordenes Fahrzeug in einer Kurve in den Graben. Hierbei wurde das Vorderrad gebrochen, das Hinterrad beschädigt und der Rahmen verbogen. Bis in die Nacht behob er den aufgetretenen Schaden.

Neue Seifenkisten-Konstruktion

Fischer plant im kommenden Jahr eine Neukonstruktion seiner Seifenkiste um mit den "Konkurrenten" mithalten zu können. Das Sandmännchen-Team überlegt noch, Veränderungen an ihrem Fahrzeug vorzunehmen. Natürlich möchte die Truppe heuer den dritten Sieg in der Mannschaftswertung einfahren.

Spannend bleibt, wer von den drei Fahrern am Schnellsten die Strecke bewältigt. Für Otto Fischer, der in der Mannschaftswertung mit dem "Rennstall Holz-Design Zipfel" mit Frank Zipfel und Michael Peschel antritt ist nicht nur ein gutes Material wichtig. "Das fahrerische Können ist auf der Strecke ein ausschlaggebender Punkt, denn die zweite Kurve hat es in sich".

Auch Klaus Dinkel ist vom Seifenkisten-Fieber infiziert. Er fährt bereits zum dritten Mal beim Rennen mit. In den ersten beiden Jahren war er mit einer geliehenen Seifenkiste unterwegs.

Diese holte er extra in Gerolzhofen ab. An dem "Fahrzeug" stellte er die Bremsen neu ein und schmierte die Kugellager. Da Dinkel aus Zeitgründen keine Seifenkiste bauen konnte, gab er bei einer Ebay-Auktion ein Gebot ab und erhielt dafür den Zuschlag. Trotzdem erwartet ihn noch eine Menge Arbeit, denn er möchte seine Seifenkiste optimieren.

So hat der Wolfsdorfer neue Luftreifen bestellt - denn diese laufen schneller als Hartgummireifen. Zum Abschluss erhält das Gefährt noch eine neue Lackierung in Silber - angelehnt an die legendären Mercedes-Silberpfeil-Rennwagen.


Kindheitstraum verwirklichen

Das dritte Siegertreppchen strebt er an. Angesichts der Konkurrenz mit ihren "Hightech-Seifenkisten" sicherlich kein einfaches Unterfangen. Wer neugierig auf den Rennausgang geworden ist, kann diesen am Sonntag, 7. September, um 13.30 Uhr anlässlich der Wolfsdorfer Kirchweih live miterleben und mit dem einen oder anderen Fahrer mitfiebern oder ihn anfeuern. Für alle die vorhaben, am Rennen teilzunehmen, findet am Kirchweihsamstag, 6. September, um 14 Uhr ein Probetraining statt. Hierbei kann die abgesperrte Strecke und ihre Tücken erfahren. An dem Rennen können Kinder ab sechs Jahren sowie Erwachsene kostenlos teilnehmen. Voraussetzung ist eine eigene Seifenkiste. Es besteht Helmpflicht.
Thomas Hümmer