In Weismain bleibt der Martinsweck ein Muss
Autor: Ramona Popp
Weismain, Donnerstag, 12. November 2020
Schon vor Hunderten von Jahren wurde in Weismain im November ein Martinimarkt abgehalten, seit 1986 findet er am Buß- und Bettag statt. Heuer nicht: Die Pandemie lässt keine großen Veranstaltungen zu. Ein spezielles Gebäck mag nun Trost und Erinnerung sein.
Früher musste man sich manchmal richtig durchkämpfen durch die Menschenmenge, so viele waren zum Martinimarkt gekommen. Seit der Buß- und Bettag kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, haben die Besucherzahlen zwar etwas nachgelassen, beliebt ist die Veranstaltung trotzdem geblieben, nicht nur bei den Weismainern selbst. Manch einer aus der Region hatte sich extra freigenommen, um dorthin zu kommen, durch die Budenstraße zu schlendern und Bekannte zu treffen. Ob im Rathauskeller, wo man an diesem Tag bewirtet wurde, oder in einer der Gaststätten - der Markt ist zu einem Treffpunkt geworden. Genau das ist der Grund, weshalb man heuer auf ihn verzichten muss. In der Corona-Pandemie verbieten sich Menschenansammlungen und ein Beisammensitzen. Ein wenig über die lieb gewordene Gewohnheit hinwegtrösten mögen die Martinswecken oder -männla, die von den Weismainer Bäckern trotzdem traditionsgemäß geformt werden. Im Stadtgebiet ist es Brauch, dass Taufpaten ihren Patenkindern um den Martinstag damit eine Freude machen. Doch auch darüber hinaus sind die aufwendig verzierten Weißbrote begehrt. Bäckermeister Norbert Agath macht sie das ganze Jahr über, dann allerdings in weit geringerer Stückzahl als um den Martinstag herum. Er vermutet, dass die längliche Form an das Schwert des heiligen Martin erinnern soll. Von dem heißt es, er habe damit seinen Mantel geteilt, um eine Hälfte einem frierenden armen Mann zu geben.
Die auf das Stangenweißbrot aufgesetzten Schnecken und Zöpfe werden aus einem anderen Teig geformt, der weniger Hefe enthält. Das verrät uns Bäcker Jochen Schäfer. Sonst würden sie nämlich zu sehr an Volumen zulegen und kein so schönes Bild mehr abgeben.
Wie lange es die Wecken schon gibt? Ganz genau scheint das niemand zu wissen - jedenfalls seit Generationen. Und die kleinen Männchen aus Butterhefeteig mit Zuckerguss seien Kindern, die am Martinsumzug teilgenommen haben, von der Pfarrei spendiert worden, merkt Schäfer an. Martin von Tours ist Patron der Weismainer Pfarrkirche.
Stadtarchivarin Andrea Göldner kann einige Quellen aufzeigen, die die Tradition des Martinimarktes belegen. 1903 war im "Jura-Boten" zu lesen, er sei "ziemlich gut besucht" gewesen, "trotz ungemein schlechten Wetters". Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1957 beschreibt einen "außergewöhnlichen Besucherstrom" - Marktstraßen und Gasthöfe seien "fast verstopft" gewesen.
Weismain erhielt 1313 das Stadtrecht, und im 16. Jahrhundert fanden mehrere übers Jahr verteilte Märkte statt, die Händler und Handwerker von weit her, etwa aus Erfurt, Hof und Zwickau, anzogen. Dies geht aus dem von Bezirksheimatpfleger Günter Dippold herausgegebenen Buch zur Weismainer Stadtgeschichte hervor.
Im Jahr 1834 fanden zwölf Märkte statt, und der Martinimarkt war auf den 21. November terminiert. Jahrzehntelang blieb es dabei, bis 1986 der Buß- und Bettag als Veranstaltungstag gewählt wurde.