In Staffelsteiner Hotel: Vater uriniert in den Weinkeller, Tochter zettelt Prügelei an
Autor: Markus Häggberg
Lichtenfels, Mittwoch, 04. April 2018
Schlampe fiel. Hure auch. Und dann wurde es noch handgreiflich. Was sich vor einem Jahr in einem Hotel zutrug, beruhte auf einem Missverständnis.
Denn wäre ein Vater nicht betrunken gewesen, hätte er nicht irrtümlich in den Weinkeller uriniert und somit ein Geschehen in Gang gebracht, das vorgestern im Amtsgericht verhandelt wurde.
Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung, so lautete der Strafbefehl, der vor geraumer Zeit an eine 27-Jährige aus Hamm erging. "Das mit der Beleidigung und dem Tritt stimmt", erklärte die junge Frau vor Richter Stefan Jäger, fügte aber noch hinzu, dass sie sich nur gewehrt habe, "denn wir wurden zuerst angegriffen". Wir, das war ihr 53-jähriger Vater, der gleichfalls Urlaubsgast in dem Hotel war und am 15. April 2017 gegen 22.20 Uhr auffällig wurde. Völlig betrunken wähnte er sich im WC und pinkelte gegen eine Mauer. Das sah eine Angestellte, schritt ein und verwies Vater und Tochter des Hotels, was wiederum mit sich brachte, dass die ebenfalls wohl stark alkoholisierte Tochter ausfällig wurde.
Tritt in den Bauch
Dass sie den durch die Staatsanwaltschaft beschriebenen Tritt in den Bauch einer Hotelangestellten gezielt und mit Absicht gesetzt habe, verneinte die beschuldigte Mutter dreier Kinder. Zudem verwies sie darauf, bei dem damaligen Vorfall selbst verletzt worden zu sein, u. a. habe sie sich einen Finger gebrochen.
"Die Dekoration, das war ich"
Wie der Vorfall wirklich vonstatten ging, was also die Reihenfolge des Geschehens war, suchten Stefan Jäger und der die Staatsanwaltschaft vertretende Rechtsreferendar René Waldmann zu ergründen. "Wurden Sie rausgeschmissen, weil Sie sich daneben benommen haben, oder benahmen Sie sich daneben, weil Sie rausgeschmissen wurden?", so Jäger. Von Tischen, die geflogen seien, war die Rede. Auch davon, dass Stühle und eine Scheibe zu Bruch gegangen sind. "Die Dekoration, das war ich", räumte die Beschuldigte eine Sachbeschädigung sofort ein, ansonsten blieb es in ihrer Erinnerung weitgehend dunkel. Auch ihr Vater konnte zum damaligen Vorfall wenige Erinnerungen beitragen. "Ich war besoffen, das muss man mal hier ganz klar sagen", war Kern seiner Aussage. Er gab an, dass er sich damals im WC vermutete, in einem sehr dunklen WC. "Das wäre ja reiner Zufall gewesen, wenn Sie dann da was Sanitäres getroffen hätten", merkte dazu ein etwas verwundert wirkender Stefan Jäger an.
Mehr Aufklärung erwartete man sich von der jungen Hotelangestellten, die beleidigt und getreten worden sein soll, sowie von ihrem Chef. Der, ein 45-jähriger stämmiger Mann, gab an, vom Vater der Angeklagten einen Schlag ins Gesicht erhalten zu haben. Echtes Erstaunen spiegelte sich darauf im Gesicht der 27-Jährigen. Ansonsten wirkte der Wirt nicht sonderlich nachtragend und eher gutmütig rückblickend. Der Mann hielt fest, dass es nach der durch ihn ergangenen Aufforderung, das Lokal zu verlassen, "zünftiger geworden sei" und der Gast sich "mit der Tochter gewehrt" habe. Zu dem Vorfall mit seiner Angestellten mochte der Zeuge keine Angaben machen, da er "mit dem Vater zu tun" gehabt habe. Auch seine Mitarbeiterin, die 25-jährige Hauptzeugin, zeigte sich im Umgang mit der Angeschuldigten durchaus versöhnlich. Ihre Aussage machte sie trotzdem: "Sie hat mich ständig beleidigt gehabt und ihr Vater hat sie immer wieder zurechtgewiesen." Auch habe die Tochter immer wieder "kreisförmige Kratzbewegungen" in Richtung des Gesichtes der Angestellten unternommen, letztlich sogar getreten. "Sie hat um sich getollt und mich getreten, ich habe dann die Pfeffermühle genommen um ihr zu zeigen, dass wenn sie näher kommt ..."
Am Ende sollte der Vorfall durch Zahlung von 450 Euro beigelegt werden. Zwar forderte die Staatsanwaltschaft 1650 Euro gegen die Beschuldigte, doch ihre Geständigkeit, dass sie sich entschuldigt hatte, alkoholisiert war und bis dato völlig unbescholten war, veranlasste Jäger zu diesem Urteil.