Druckartikel: In Michelau heißt es: Körbchen zählen statt Schäfchen

In Michelau heißt es: Körbchen zählen statt Schäfchen


Autor: Klaus Gagel

Michelau, Dienstag, 28. April 2020

Im Michelauer Korbmuseum läuft eine Inventarisierung. Mehr als 2000 Objekte werden katalogisiert
Mit Zollstock und Computer erfolgt die Inventarisierung im Deutschen Korbmuseum in Michelau. Trotz Corona-Krise hat Museumsleiterin Ariane Schmiedmann zurzeit jede Menge zu tun.Klaus Gagel


"Ich bin total im Tunnel!" Die Aussage von Ariane Schmiedmann, Museumsleiterin des Deutschen Korbmuseums in Michelau, überrascht. Eigentlich sollte sie momentan sehr geruhsame Tage verbringen können: Sämtliche Museen sind angesichts der Corona-Krise geschlossen. Laut neuesten Informationen müssen sie weiter geschlossen bleiben, Besucher haben keinen Zutritt. Ein Ende ist aktuell noch nicht absehbar.

Was also ist der Grund für den Stress der Museumsleiterin? Es sind gleich mehrere Arbeiten, die nicht einfach so im Vorbeigehen erledigt werden können. Das erschließt sich schon daraus dass das Deutsche Korbmuseum auf etwa 850 Quadratmetern in 26 Schauräumen rund 2000 Exponate aus aller Welt präsentiert - und im Magazin befindet sich ein Vielfaches an Objekten.

Alles in einer Hand

Um die Übersicht zu behalten, ist eine Inventarisierung aller Stücke erforderlich. Die Inventarisierung ist ein Projekt, das mehrere Jahre in Anspruch nimmt: Vor allem deshalb, weil die Museumsleitung an der Kasse eintreffende Besucher begrüßen soll, Erläuterungen im Museum gibt und parallel dazu den Bestand inventarisiert. Die Schließung des Museums angesichts der Corona-Pandemie hat so gesehen auch ihre guten Seiten.

Detaillierte Beschreibung

Für die Inventarisierung wird jedes einzelne Exponat detailliert beschrieben und erfasst. Dazu gehören die Maße, Angaben über Material und Technik, die Herkunft sowie - falls bekannt - der Name des Flechters. Die Angaben werden in ein Computerprogramm eingegeben.

Dafür gibt es das besondere Inventarisierungsprogramm "Vino" für Museen. Das Online-Programm ermöglicht es Museen, sich untereinander zu vernetzen. Bisher ist das Deutsche Korbmuseum noch nicht in Vino freigeschaltet, die internen Vorbereitungen laufen.

Der Datenbestand liefert auch die Grundlage für Sonderausstellungen. Hier ist Ariane Schmiedmann dabei, die Sonderausstellung "Gut beHÜTEt um die Welt" vorzubereiten. Schließlich verfügt das Deutsche Korbmuseum über eine eigene Sammlung der verschiedensten geflochtenen Hüte, unter denen sich auch einige Leihgaben befinden. "Ich denke, das wird eine interessante Ausstellung. Wir können leider noch nicht sagen, wann sie eröffnet wird, weil das Museum noch bis auf weiteres geschlossen ist", erklärt Ariane Schmiedmann.

Parallel läuft Großreinemachen

Parallel zur Inventarisierung rückte der Putztrupp der Gemeinde im Korbmuseum für eine Grundreinigung an. Diese Aktion findet normalerweise ein bis zweimal im Jahr statt, gestaltet sich aber weit schwieriger, wenn Besucher im Haus sind.

Was nützen die interessantesten Exponate in einem Museum aber, wenn niemand ihre Existenz kennt. Um dem Mangel abzuhelfen, konzentriert sich die Arbeit der Museumsleiterin inzwischen zu einem erheblichen Teil darauf, die Schätze des Deutschen Korbmuseums im Internet zu präsentieren.

Interessante Plattform

Wie gerufen kommt da eine Aktion der Kultur-Service-Stelle Oberfrankens. Zwar verfügt das Deutsche Korbmuseum im Michelau seit Langem über eine eigene Homepage, das gilt aber nicht für alle Museen.

"Insbesondere kleinere Museen sind oftmals noch nicht umfangreich in den neuen Medien vertreten und haben auch nicht die technischen Mittel dafür. Leider ist es auch noch nicht absehbar, wann die Museen Bayerns ihre Pforten für den Publikumsverkehr wieder öffnen dürfen", bedauert Barbara Christoph, Leiterin der Kultur-Service-Stelle des Bezirks Oberfranken. Nach einer Öffnung werden vermutlich weiter strenge Hygienevorschriften in den Museen gelten.

Für die gesamte Region

Aus diesem Grund hat sich die Kultur-Service-Stelle Oberfranken entschieden, eine Plattform in den sozialen Medien zu erschaffen, auf der sich die Museen der Region präsentieren können. Auch für kleinere ortsgeschichtliche Museen, die eventuell selbst nicht über eine Homepage verfügen, ist das eine Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen und für einen Besuch nach der Wiedereröffnung zu werben.

Ein ganz besonderes Angebot macht das Deutsche Korbmuseum mit anderen Museen den Schulen. Im Internet findet man die Seite MUSbi.de. Das steht für "Museum bildet". Es ist der direkte Weg zu qualitativ wertvollen museumspädagogischen Programmen und Themenführungen in 69 Museen in Oberfranken, Unterfranken, Niederbayern und der Oberpfalz.

Hilfe für Lehrer

Eine Suchfunktion erleichtert es den Pädagogen, das für ihre Zwecke richtige Angebot herauszufiltern. Ariane Schmiedmann schreibt gerade aussagekräftige Texte für MUSbi.de.