Druckartikel: In Lichtenfels gibt es so etwas wie eine Tropfsteinhöhle

In Lichtenfels gibt es so etwas wie eine Tropfsteinhöhle


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Sonntag, 19. Februar 2017

In den riesigen Keller, dorthin, wo das technische Herz des Lichtenfelser Hallenbads schlägt, konnten Interessierte jetzt blicken.
Einen Blick in die Technik des Merania-Hallenbads gewährte Betriebsleiter Otwin Schramm interessierten Gästen. Foto: Markus Häggberg


Ida Konhäuser ist fünf Jahre alt, und so ein bisschen muss man dem verschüchterten Kind entlocken, wie ihr der Rundgang unter dem Schwimmbad gefallen hat. Unter dem Schwimmbad? Ja, alle zwei Jahre lädt die Stadt zu einer Begehung ein. Ida fand es übrigens "ziemlich gut".


Fast wie in einer Tropfsteinhöhle


Schwefelsäure, Salzsäure, Chlor, alkalische Reiniger oder Ozon - Otwin Schramms Beruf als Schwimmmeister fordert ihm viel Wissen über chemische Substanzen ab. Er bringt die Besucher dorthin, wo das technische Herz des Merania-Hallenbads schlägt. Zwischen Becken und Leitungssysteme hindurch führte er die Besucher. Das Wasser aus dem 650 000 Liter fassenden Lehrschwimmbecken sucht sich seinen Weg, tritt stellenweise tropfenweise aus dem Beckenbeton. Es verursacht sogar Stalakmiten und Stalaktiten wie in einer Tropfsteinhöhle.

Vier Umwälzpumpen, so Schramm, könnten den Beckeninhalt in drei Stunden und zehn Minuten austauschen. Was verwundert: Das Becken steht auf Betonpfeilern. Ulrich Sünkel, Leiter des Hochbauamts, erklärt das Warum. "Luft ist ein Wärmeisolator, darum steht das Becken auf Stelzen." Den Zustand des 1974 eröffneten Merania-Bads nennt er "sogar sehr gut".


Sauberer als Trinkwasser


Otwin Schramm führt durch die weiträumigen engen Gänge, die bis unter die Herzog-Otto-Schule gehen. Hier unten lagern Säcke mit Aktivkohle. Ein Gramm des Granulats habe eine "innere Oberfläche von einem Quadratmeter". Eine Stunde lang könnte die Chloranlage stillstehen, ohne dass es Auswirkung auf den Badebetrieb gibt.
Die Lüftungsanlage spricht Schramm ebenfalls an. 23 500 Kubikmeter kann sie pro Stunde umwälzen. Auch Computertechnik kommt zum Einsatz. Das alles führe dazu, dass das Beckenwasser "sauberer als Trinkwasser" sei. Für diesen Standard, so Sünkel, "schießt die Stadt pro Jahr eine Million Euro zu".

58 000 Gäste plus Vereine und Schulen zähle das Bad derzeit. 2010 seien die Besucherzahlen etwas rückgängig gewesen, jetzt stiegen sie wieder. Ob die Lichtenfelser wüssten, was sie an dem Bad haben, so ein Frage. "Nein" antworten die beiden. "Die Obermain Therme ist zu nah bei uns". Ein Satz Schramms macht nachdenklich: "Ich glaube nicht, dass jeder weiß, dass wir eine Sauna haben."