In Burgkunstadt kommt es bei der Stichwahl auf jede Stimme an
Autor: Ramona Popp
Burgkunstadt, Freitag, 28. März 2014
Am Sonntag entscheiden die Wähler in Burgkunstadt, ob Heinz Petterich ihr Bürgermeister bleibt oder ob Christine Frieß Chefin im Rathaus wird. Die Wahlbeteiligung wird mit entscheidend sein. Beide Kandidaten zeigen Zuversicht.
Die Stichwahl steht vor der Tür, am Sonntag wird sich entscheiden, ob Bürgermeister Heinz Petterich (Freie Wähler) weiterhin Bürgermeister sein oder ob er von Christine Frieß (CSU) abgelöst wird. Bei der Wahl am 16. März hatte die Herausforderin sogar einen Vorsprung, allerdings war der Abstand mit genau 68 Stimmen knapp. Wolfgang Sievert, der Kandidat der SPD, war aus dem Rennen. Nun werden die Karten neu gemischt. Weder die Burgkunstadter SPD noch der Bürgerverein, die neue politische Kraft im künftigen Stadtrat, haben eine Wahlempfehlung abgegeben. Bürgermeisterwahl ist aus Sicht vieler in erster Linie eine Persönlichkeitswahl, und die Burgkunstadter sollen nun frei entscheiden, wen sie für die nächsten sechs Jahre als Chef im Rathaus sehen möchten.
Wie ist die Stimmung?
Die Stimmung in der Bevölkerung festzumachen, ist schwierig.
Außerhalb dieser Gruppierung hält man sich mit Spekulationen über den Ausgang der Stichwahl eher zurück. Für viele Burgkunstadter ist der Bürgermeister einfach "der Heinz", dem sie 2008 sehr eindeutig das Vertrauen ausgesprochen hatten. Von ungebrochener Popularität konnte man damals ausgehen, Petterich war mit über 58 Prozent wiedergewählt worden - bei zwei Gegenkandidaten. Vor Heinz Petterich war Georg Dora (CSU) 18 Jahre lang in der Verantwortung im Rathaus gestanden. Ein treues Wählervolk also anscheinend in Burgkunstadt.
Doch in der jüngsten Wahl wurde deutlich, dass zumindest die Freien Wähler Probleme mit der Wählertreue haben. Sie verloren drei der bisherigen sieben Sitze. Und auffällig ist auch: Sie waren dort am stärksten, wo der Bürgerverein am schwächsten war. Wird der bei der bevorstehenden Stichwahl nun Zünglein an der Waage spielen?
Sein Vorsitzender Marcus Dinglreiter übte Kritik am amtierenden Bürgermeister und betonte: "Wir sind für eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister, der moderiert, statt zu diktieren." Der gute Ton in den Stadtratsdiskussionen wurde auch seitens der CSU-Bürgermeisterkandidatin angemahnt. Der Bürgermeister hingegen meint, dieses Thema werde hochgespielt, es bestehe ein sehr gutes Verhältnis im Stadtrat. Wenn es in der Sache auch einmal laut zugehe, bleibe man doch immer fair.
Wir haben die beiden Kandidaten befragt, wie sie die vergangenen zwei Wochen erlebt haben. Christine Frieß betont, sie habe zunehmend Zuspruch aus der Bevölkerung und den Wunsch nach einem Wechsel im Rathaus wahrgenommen.
Der Amtsinhaber sagt, er habe diesen Wahlkampf ganz anders erlebt als frühere Wahlkämpfe. Petterich spricht von einem "provokativen, nicht sachlichen" Wahlkampf. Gleichwohl erlebe er Zuspruch, verbunden mit dem Wunsch, "dass es mit mir weitergeht".
Christine Frieß will sich den Schuh vom schlechten Stil im Wahlkampf nicht anziehen: "Unsere Wahlversammlungen verliefen stets fair." Beiträge von Versammlungsbesuchern lägen nicht in ihrem Verantwortungsbereich. Ihren Erfolg sieht sie in einer kontinuierlichen CSU-Kommunalpolitik begründet und erinnert an viele Themen, bei denen sie sich in der Vergangenheit eingebracht und engagiert habe.
Untätigkeit kann man aber auch Heinz Petterich keinesfalls vorwerfen. Der 62-Jährige ist ein aktiver und erfahrener Kommunalpolitiker, der um die Pflichtaufgaben weiß und betont, Vorwürfe über eine falsche Stadtpolitik fänden seine Gegner nicht. "Alle wesentlichen und finanziell großen Entscheidungen seien im Stadtrat entweder einstimmig oder mit Mehrheitsbeschlüssen gefallen. Der Bürgermeister habe in diesem Gremium auch nur eine Stimme.
Die auch von Christine Frieß vielfach geforderte bessere kommunale Zusammenarbeit betrachtet Petterich pragmatisch. Es gebe Bereiche, wo man diese pflege, doch müsse man auch prüfen, was wirtschaftlich ist. Ein Personalaustausch sei beispielsweise tarifrechtlich nicht zulässig.
Und dann im Stadtrat...
Schließlich betonen aber beide Kandidaten, dass ihnen an einer sachlichen Zusammenarbeit zum Wohl der Stadt gelegen ist. Im Stadtrat wird es diese Zusammenarbeit zwischen den beiden allerdings nicht bei jedem Wahlergebnis geben. Heinz Petterich ließ durchblicken, dass er für den Fall, dass es für ihn am Sonntag nicht wunschgemäß ausgeht, ein Stadtratsmandat nicht annehmen würde. Denn diese Konstellation empfände er als hemmend.
Die Burgkunstadter sind also gefordert, ihren Wunsch am Sonntag klar zu machen. Von besonderer Kraft wird eine Entscheidung dann sein, wenn sie auf einer großen Wahlbeteiligung basiert. Das würde auch für den Gewählten oder die Gewählte noch einen extra Motivationsschub bedeuten.
Bislang zeichnet sich jedoch eher die Tendenz einer nicht sehr guten Wahlbeteiligung ab. Wie aus dem Rathaus zu vernehmen war, wurden rund 400 Unterlagen für eine Briefwahl angefordert. Bei der Wahl vor zwei Wochen waren es noch 1500 gewesen.