Druckartikel: In Bad Staffelstein treffen sich Fans kleiner Autos

In Bad Staffelstein treffen sich Fans kleiner Autos


Autor: Matthias Einwag

Bad Staffelstein, Freitag, 12. Juli 2013

Der Kleinwagensammler Wolfgang Kröger organisiert ein zweitägiges Kleinschnittger-Treffen in Bad Staffelstein. Am 19./20. Juli werden 20 Teilnehmer aus ganz Deutschland erwartet, die ihre Miniautos aus den 1950er-Jahren mitbringen.
Wolfgang Kröger über seinen knallroten Kleinschnittger F 125: "Klein und schnittig sind diese Autos nicht nur dem Namen nach." Foto: Matthias Einwag


Wenn Wolfgang Kröger über Kleinwagen spricht, merkt man ihm an, welche Freude ihm sein Hobby macht. Seine Sammlung sprengt längst den Rahmen der kleinen Garage in der Auwaldsiedlung, in der er seine seltenen Oldtimer aus dem 1950er Jahren untergebracht hat. Seit seinem 18. Lebensjahr sammelt der heute 50-Jährige kleine Autos - Goggomobil, Messerschmitt Kabinenroller, Fuldamobil und Isetta sind die bekanntesten.

Eher unbekannt ist der Kleinschnittger F 125. Wolfgang Krügers schnittiges Minicoupé dieser Marke ist knallrot und Baujahr 1953. Seit 25 Jahren besitzt er das Wägelchen, das nur 150 Kilogramm wiegt. Aus dem 125-Kubikzentimeter-Motor schöpft der Kleinschnittger rund 5,5 PS. Einen Rückwärtsgang hat der kleine Wagen nicht - wozu auch, denn er lässt sich schließlich leicht schieben. Skurril ist die Federung des roten Flitzers: Die Achsen sind, wie bei einem Kinderwagen, an Gummibändern aufgehängt. Der Kleinschnittger ist heute eine Seltenheit, denn insgesamt wurden nur rund 1500 von diesem kleinsten Coupé der Welt gebaut.

Wolfgang Kröger hat nun Besitzer solcher Fahrzeuge nach Bad Staffelstein eingeladen. Am Freitag, 19. Juli, und Samstag, 20. Juli, kommen sie aufs Gelände vor dem Staffelsteiner Siedlerheim in der Auwaldsiedlung. Dort besteht an den beiden Tagen für alle, die sich für Autos interessieren, die Möglichkeit zum Betrachten und Fachsimpeln.

Rund 20 Kleinschnittger-Besitzer haben ihr Kommen zugesagt. Ein Oldtimerbesitzer aus Bremen wird mit seinem Kleinschnittger sogar auf eigener Achse anreisen - mit 70 km/h Höchstgeschwindigkeit ist er etliche Stunden unterwegs.

Ein Rahmenprogramm hat Wolfgang Kröger auch ausgearbeitet. Eintreffen der Teilnehmer ist am Freitag, 19. Juli. Am Samstag, 20. Juli, findet eine Ausfahrt nach Vierzehnheiligen statt; bei der Fahrzeugsegnung (10 Uhr) bieten sich sicherlich schöne Fotomotive vor der Basilika. Über Seßlach und Ahorn geht es zurück nach Bad Staffelstein, wo die Fahrzeuge gegen 17.30 Uhr eintreffen dürften. Eine Feier vor dem Siedlerheim schließt sich abends an, wozu alle Interessierten eingeladen sind.



Die Geschichte der Firma Kleinschnittger und der F 125


Anfänge Bereits 1939 hatte Paul Kleinschnittger in Ladelund (Schleswig-Holstein) mit Entwicklungsarbeiten für ein Automobil begonnen und ein Fahrgestell hergestellt, das im Wesentlichen aus alten Flugzeugteilen bestand. Während des Zweiten Weltkriegs ruhte die Entwicklung, aber schon Ende der 1940er-Jahre war ein erster Prototyp fertig. Die Kotflügel stammten von einem Motorrad und die Windschutzscheibe aus Plexiglas aus alten Militärflugzeugen.

Der F 125 Da das erste Modell für eine Serienproduktion nicht geeignet war, entwarf Kleinschnittger innerhalb weniger Monate ein fast gänzlich neues Fahrzeug, den F 125. Dessen Karosserie bestand nicht mehr aus Stahlblech, sondern aus Aluminium, und wurde auf einen leichten Zentralrohrrahmen gesetzt. Auch auf eine (relativ) schwere Starterbatterie wurde verzichtet; stattdessen wurde der Motor mit einem Seilzug gestartet, ähnlich einem Rasenmäher. Dank dieser Materialwahl und Konstruktion wog der Wagen nur 170 Kilogramm. Der Kleinwagen erhielt einen Einzylinder-Zweitaktmotor mit 122 Kubikzentimeter Hubraum von den ILO-Motorenwerken in Pinneberg. Mit (zuletzt) knapp sechs PS Höchstleistung erreichte der Wagen eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h.

Technisches Der Motor wurde vorn eingebaut. Der Verbrauch liegt bei knapp drei Litern pro 100 Kilometer. Der Wagen verfügt über eine Lenkradschaltung, jedoch nicht über einen Rückwärtsgang, da er so leicht ist, dass er zum Wenden einfach angehoben werden kann. Platz ist darin für zwei Erwachsene. Türen hat der Kleinschnittger F 125 nicht; die Seitenwände sind wie bei einem Sportwagen weit ausgeschnitten; der Wagen hat nur ein Notverdeck. Im April 1950 wurden die ersten Fahrzeuge ausgeliefert. Durchschnittlich wurden pro Monat etwa 50 Exemplare gefertigt. Der Preis lag bei etwa 2300 Mark. Selbst aus dem Ausland kamen Anfragen. Bis zum Jahr 1957 entstanden 2980 Kleinschnittger des Modells F 125. wikipedia