Im Privatwald sterben mehr Menschen
Autor: Stephan Stöckel
Hochstadt, Sonntag, 06. März 2016
Bei der Waldarbeit fehlt es oft an Sicherheitsbewusstein. Bei der WBV Lichtenfels-Staffelstein steckt die Holzvermarktung in der Krise.
Bei der Jahreshauptversammlung der Waldbesitzervereinigung Lichtenfels-Staffelstein in der Hochstadter Katzogelhalle herrschte das sprichwörtliche Schweigen im Walde. "Warum fühlen Sie sich woanders besser aufgehoben als im Verein?", fragte Geschäftsführerin Iris Götting-Henneberg in die Menge und erntete betretenes Schweigen.
Ihre Frage hatte einen ernsten Hintergrund. Die Holzvermarktung durch die WBV ist bereits das sechste Jahr in Folge rückläufig. Waren es 2014 noch 20 402 Festmeter, die verkauft wurden, so wurden im vergangenen Jahr nur noch 19 073 Festmeter veräußert, was einem Minus von 6,51 Prozent entspricht. Die Geschäftsführerin hegte einen Verdacht: "Es wird mehr Holz eingeschlagen. Das wird aber nicht über die WBV veräußert."
Gemeinden hatten die WBV aufgefordert, ein Angebot für den Holzverkauf abzugeben.
Fakt ist: Immer weniger Holz wird von den Waldbauern im Landkreis Lichtenfels mit der Hand eingeschlagen. Stattdessen nimmt die maschinelle Durchforstung mit dem Harvester zu. Der Anteil Holzverkauf aus maschineller Durchforstung war 2015 um 2500 Festmeter höher als der Anteil an selbst geschlagenem Holz. Das hatte Folgen: Es kam zu einem Anstieg der Personalkosten. Während das Kerngeschäft, die Holzvermarktung, lahmt, boomen die anderen Dienstleistungen der WBV, wie zum Beispiel die Bestellung von Pflanzen oder die Lehrfahrt.
Das Ende vom Lied verkündete Steuerberater Christoph Eube: "Aufgrund des rückläufigen Holzabsatzes und der gestiegenen Fixkosten hat die WBV im vergangenen Jahr einen Verlust von 1954,75 Euro erwirtschaftet." Im vergangenen Jahr hatte man noch einen Überschuss von rund 11 000 Euro erzielt, ein Jahr zuvor hatte dieser sogar noch 28 000 Euro betragen.
"Gott sei Dank haben wir in den Vorjahren Rücklagen erwirtschaftet", fiel Vorsitzendem Robert Hümmer ein Stein vom Herzen. Zugleich stellte er unumwunden fest: "Der Umsatz geht nach unten und die Personalkosten nach oben. Das ist eine Entwicklung, die uns getroffen hat. Allerdings wissen wir, wo die Stellschrauben liegen, an denen wir ansetzen müssen, damit wir in Zukunft wieder schwarze Zahlen schreiben." Konkret stelle ersich das sovor: "Wir müssen unsere Umsätze steigern, die Personalkosten überprüfen und die Mitgliedsbeiträge moderat erhöhen."
Götting-Henneberg hatte in ihrem Geschäftsbericht festgestellt, dass das ursprüngliche Finanzierungsgeschäft nicht mehr aufgehe. Der Holzverkauf könne andere Geschäftsfelder nicht mehr subventionieren. Ihre Forderung: "Veränderungen müssen her! Wir müssen einen Haushaltsplan aufstellen, Personal einsparen und Dienstleistungen abrechnen."
Erfreuliches hatte Götting-Henneberg auch zu melden. Zunächst freute sie sich über ein Plus bei den Mitgliederzahlen: 39 Neuzugängen standen im vergangenen Jahr 16 Austritte gegenüber. Am 31. Dezember 2015 hatten 2370 Männer und Frauen der WBV die Treue gehalten, ein Jahr zuvor waren es nur 2347 Personen gewesen.
Außerdem erfreue sich die Brennholzbörse steigender Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurden 1238 Festmeter Holz an 55 Kunden in der Region verkauft, im Jahr zuvor waren es noch 570 Festmeter gewesen, die von 30 Privatpersonen geordert worden waren.
"Im Landkreis Lichtenfels befinden wir uns - was die Beschilderung der Rettungs-Treffpunkte anbetrifft - auf der Zielgeraden. Für den Mai planen wir eine Rettungsübung. Bis dahin werden die Tafeln aufgestellt sein", teilte Forstdirektor Oliver Kröner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg mit.
Falsche Schnitttechnik, ein unüberlegter Schritt, ein fehlender Helm: Schon kann jeder Baum der letzte sein, den jemand fällt. Die Arbeit im Wald ist gefährlich, wie der Blick von Peter Tretter von der Bayerischen Forst- und Technikerschule in Lohr am Main auf die Statistik zeigte: "In den vergangenen 20 Jahren hat es in Bayern im Privatwald im Durchschnitt 15 bis 20 Tote im Jahr gegeben. Im Staatswald hingegen gar keinen oder höchstens einen."
Der Experte gab den Waldbauern Tipps zur Unfallverhütung an die Hand. "Neigen Sie nie zur Selbstüberschätzung, machen Sie sich mit Sicherheitsfälltechniken vertraut und gehen Sie nie allein in den Wald", ermahnte er.
Die verkauften Holzarten
Anteile Der Löwenanteil der vermarkteten Menge im Landkreis Lichtenfels entfällt noch immer auf die Nadelhölzer (in Klammern die Anzahl der Festmeter). An erster Stelle lag 2015 die Fichte (12211), gefolgt von der Kiefer (4831) und verschiedenen Laubhölzern (2031).
Trend Verglichen mit 2014 lässt sich ein Trend hin zum Laubholz feststellen. Dieses machte bei der Vermarktung einen Sprung von 839 auf 2031 Festmeter, was einer Zunahme von rund 142 Prozent entspricht.
Während bei der Fichte (2014: 12614 Festmeter 2015: 12211 Festmeter) nur ein leichter Einbruch festzustellen ist, ging es bei der Kiefer deutlich nach unten (2014: 6949 Festmeter 2015: 4831 Festmeter).