"Ich pfeife auf Zuschüsse"
Autor: Andreas Welz
Buch am Forst, Montag, 09. November 2015
Siegfried Steiner aus Buch am Forst richtet sich als Waldbauer nicht nach Konventionen. Bekannt ist er als Eppo - und hat wie der historische Raubritter bisweilen seine Probleme mit der Obrigkeit.
Der Eppo aus der Schney hat mit dem berühmten Raubritter Eppelein von Gailingen allerhand gemeinsam. Den Namen Eppo, die Kurzform von Eppelein, hat er von seinem Vater übernommen. Eigentlich heißt er Siegfried Steiner. Den kennt aber niemand. Alle nennen ihn Eppo. Die Nachbarn gaben Steiner Senior einst den Spitznamen, als der Kleinbauer nach einem kühnen Sprung aus dem Fenster auf dem Misthaufen landete wie einst der Raubritter von Gailingen, der als fränkischer Robin Hood galt und mit Überfällen auf Fuhrwerke die Obrigkeit in Harnisch brachte.
Der heutige Eppo überfällt zwar keine Fuhrwerke, doch mit der Obrigkeit hat er manchmal seine Mühe. Unerschrocken, respektlos und mit einer Portion Humor verkündet er bei Bürgerversammlungen oder wo immer er auftritt seine Meinung.
Dem Klima angepasst
16 Hektar bewirtschaftet der schrullige Junggeselle, der sich keine Vorschriften machen lässt. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wendet er seit Jahren an, als noch Monokulturen den Waldbau bestimmten. Auf sechs Hektar an Schonungen pflanzt der Waldbesitzer vorwiegend heimische Baumarten an. Die Laubbaumbestände erhalten die Beimischung von Nadelbaumarten wie Fichte oder Douglasie. Er züchtet seine Setzlinge selbst, die jungen Bäumchen passen sich daher schon früh dem örtlichen Klima an. In einer Schonung in der Gemarkung "Schneyer Trieb" baut Eppo einen ökologisch wertvollen Wald auf. "Die Bäumchen müssen ganz dicht gepflanzt werden, damit sie das Unkraut niederhalten", weiß der Waldbauer. Von zehn Setzlingen erwartet er nur einem "Zukunftsbaum". Auflagen der Forstverwaltung will er nicht erfüllen, daher bekommt er auch keinen Cent Förderung. Steiner: "Ich pfeife auf Zuschüsse." Er wolle den Wald so bewirtschaften, wie er sich das vorstelle.
Hier stehen neben den Laubbäumen Obst und Nussbäume, dazwischen als grüne Farbtupfer Nadelgehölze. Nur Birken sucht man vergebens. "Die breiten sich wie Unkraut aus und müssen ständig entfernt werden", weiß der 78-Jährige.
Seine Kirche ist der Wald
Die Pflege des Klein- und Mittelwaldes ist für Eppo eine Wissenschaft für sich. "Wir müssen durch den Wald laufen können und nicht durch ihn kriechen", sagt er.
Wie ein Baumeister sein Haus plant, müsse der Waldbauer wissen, wie sein Wald nach 50 aussieht. Schon als Kind hatte sich bei Siegfried Steiner die Liebe zum Wald entwickelt. Der Vater weihte ihn in dessen Geheimnisse des Waldes ein. "In den Wäldern sind Dinge, über die nachzudenken man jahrelang im Moos liegen könnte", zitiert er Franz Kafka. 1961 übernahm er nach dem Tod des Vaters den elterlichen Betrieb. Als die Mutter starb, verkaufte er nach 1987 den Hof und die landwirtschaftlichen Flächen in Schney. Nach zehn Jahren als Bauarbeiter widmete er sich dann nur noch dem Wald, der fortan sein Leben bestimmen sollte. Er ist ein gottesfürchtiger Mann, aber seine Kirche ist nicht das steinerne Gebäude in der Ortsmitte, sondern sie steht weit draußen in der Natur, dort wo die hohen Bäume einen Dom bilden.