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ICE-Lärmschutz Ebensfeld: Es geht um Details


Autor: Thomas Heuchling

Ebensfeld, Freitag, 12. Sept. 2014

Die Lärmschutzwände der ICE-Trasse in Ebensfeld kommen 2016. Die Gemeinde kann nur noch auf Details Einfluss nehmen. Es geht um Farbe, Bepflanzung und Glaselemente. Einige wenige Häuser könnten wohl individuellen Lärmschutz bekommen. Im Artikel finden Sie eine Bildergalerie und eine Grafik.
Ein Bahn Mitarbeiter demonstriert das Größenverhältnis Lärmschutzwände. Diese Beispielwand ist in den Farben der Marktgemeinde Ebensfeld gestaltet. Über die tatsächliche Farbgebung entscheidet die Gemeinde.  Fotos: Thomas Heuchling


Im Osten die Autobahn 73, im Westen der Main und die Schienen, die bald von zwei auf vier Gleise anwachsen werden. Und mittendrin: Ebensfeld. Die Trennung des Ortes wird optisch bald noch stärker ausfallen. Denn durch den Bau der ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt zieht sich ab 2016 eine zwei bis fünf Meter hohe Lärmschutzwand an beiden Seiten der Gleise durch die Gemeinde.

"Wir sind getrennt in Ost und West. Ich sage immer, in Berlin wird die Mauer abgerissen und hier wird sie aufgebaut", sagt Bürgermeister Bernhard Storath (CSU). Vielleicht spielt er damit auf den Namen des Gesamtprojektes "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 8" (VDE 8) an. Storath ist erst seit knapp einer Woche aus seinem Sommerurlaub zurück. In seinem E-Mail Postfach befindet sich auch eine Mail der Deutschen Bahn. Darin schreibt sie an die Gemeinde, dass man sich aussuchen könne wie der Lärmschutz aussehen soll. Storath sucht noch einen Moment in seinem Postfach.

Dann ruft er Gerhard Schneider, den Bauamtsleiter, in sein Büro.

In den Farben der Gemeinde

Bei Breitengüßbach wolle die Bahn am Infopunkt an der Güterhalle Beispielwände aufstellen, sagt Schneider. "Wir dürfen die gestalterischen Aspekte der Lärmschutzwände mitbestimmen", sagt Storath und fügt an: "Kommen werden sie in jedem Fall." Und tatsächlich am Infopunkt - es gibt viele an der gesamten VDE-Strecke - der Bahn in Breitengüßbach steht eine einzelne Lärmschutzwand.

Sie ist rot und blau mit einem Betonsockel und mit einem Glaselement am oberen Ende. "Wir haben die in den Farben von Ebensfeld gestaltet, aber die tatsächliche Farbgebung können sich die Ebensfelder selbst aussuchen", sagt ein Bahnsprecher am Infopunkt. Die Farben erinnern an das rote Feld und den blauen Anzug des Saat streuenden Mannes auf dem Stadtwappen der Marktgemeinde.

2016 gehe es los mit den Lärmschutzwänden. Wo die Wände zwei und wo sogar fünf Meter hoch sein werden, sei abhängig vom dahinterliegenden Gebiet. Wohngebiete bräuchten laut Gesetz mehr, Misch- oder Gewerbegebiete weniger Schallschutz. Auf 7,7 Kilometern Länge werden auf dem Streckenabschnitt Unterleiterbach-Ebensfeld Trennwände aufgestellt. Kosten allein hierfür: 14 Millionen Euro - die Bahn zahlt, erklärt der Bahnsprecher. Die Wörter Teilen oder Trennen verwendet er nicht.

Aluminium, Glas und viele Farben

"Fakt ist, dass es Alu-Wände werden. Fakt ist auch, dass es von der LIF 25 im Süden, bei der neuen Brücke, bis kurz vor den Badesee geht", erklärt Storath. Danach habe man im Rahmen der Planfeststellung die Vereinbarung getroffen, dass die Gemeinde am Badesee - weiter Richtung Norden - zusätzlich eine niedrigere Lärmschutzwand bekommen werde.

Aber jetzt geht es erstmal um die Farbe. Die könne sich die Gemeinde aus einem Katalog mit vielen Farbvarianten aussuchen, sagt der Bahnsprecher. "Wir möchten nicht nur auf die Farbe der Lärmschutzwände Einfluss nehmen, sondern auch auf die Transparenz. Das ein oder andere Glaselement soll mit rein. Auch die Möglichkeit, sie von außen zu bepflanzen, ist uns wichtig", sagt Bürgermeister Storath.

Es sei noch alles offen in Sachen Gestaltung, aber viele Glaselemente würden die Schall schluckende Wirkung der Wand mindern. Denn Glas reflektiere den Schall, so der Bahnsprecher und fügt hinzu: Über mögliche Bepflanzungen müsse man zum gegebenen Zeitpunkt reden. An welchen Stellen was möglich ist und wo Glaselemente sinnvoll sind, das seien Detailfragen. Die Pflanzenpflege jedenfalls müsse die Gemeinde übernehmen.

Klare gesetzliche Vorgaben

Auf die Frage, wie denn die Stimmung in der Bevölkerung sei, antwortet der Bürgermeister: "Wie der Lärm sich wirklich verändern wird, das kann keiner sagen." Die gesetzlichen Vorgaben sind hingegen klar: In reinen Wohngebieten dürfen es laut der Verkehrslärmschutzverordnung von 6 bis 22 Uhr nicht mehr als 59 Dezibel (dB) sein - so laut oder leise wie eine Nähmaschine oder ein Gruppengespräch in ein bis drei Metern Entfernung. Nachts müssen es sogar 10 dB weniger sein.

Der Bahnsprecher nennt das Ziel der Bahn, den Schienenlärm bis 2020 zu halbieren (ausgehend vom Jahr 2000). "Flüsterbremse", Schallschutztechniken direkt an der Schiene, ein "Straf-Fonds" für Lärmsünder (andere Bahnunternehmen können die Strecken der Deutschen Bahn auch nutzen) - all das soll die Schiene leiser machen. Storath geht davon aus, dass es nicht lauter wird als bisher.

Passiver Lärmschutz für wenige

Insgesamt plant die Bahn beim VDE 8-Projekt passiven Lärmschutz - Schallschutzfenster oder Lüftungseinrichtungen für Schlafräume - für mehr als 2000 Wohnungen. In Ebensfeld werden davon nur die Bewohner von weniger als zehn Häusern profitieren. Momentan sei eine Firma unterwegs, die an einigen Gebäuden Möglichkeiten für den passiven Lärmschutz untersuche, sagt Bauamtsleiter Schneider.

Im Planfeststellungsverfahren sei geregelt, wer darauf Anspruch hat. Gutachter und ein Ingenieurbüro prüfen möglichen Schallschutz, der Anwohner müsse Angebote einholen und die Bahn zahle dann die Handwerker, erklärt der Bahnsprecher. Viel wird wohl erst ab 2016 klarer werden, wenn die Wände stehen. Jetzt geht es aber erstmal um die Farbe.



Zahlen


9,5 Kilometer lang ist der gesamte Streckenabschnitts Unterleiterbach-Ebensfeld.


7,7 Kilometer lang sind die Lärmschutzwände auf dem Abschnitt Unterleiterbach-Ebensfeld.