ICE-Ausbau: Wird die Bahnsperre zum Problem?
Autor: Lisa Kieslinger
Bad Staffelstein, Donnerstag, 11. Februar 2016
Seit fast einem Monat geht auf den Gleisen von Bamberg nach Bad Staffelstein nichts mehr. Kioskbesitzer Ernst Jegel hat bereits große Einbußen.
Ein relativ seltenes Bild am Staffelsteiner Bahnhof - zumindest seit der Streckensperrung zwischen Bamberg und Bad Staffelstein: Es hält ein Zug von Lichtenfels kommend. Am Fenster von Ernst Jegels Bahnhofskiosk laufen drei Bahnfahrer vorbei. Keiner schaut rein.
Doch dann ertönt die Türglocke. Eine Dame mittleren Alters betritt den Kiosk. "Ich will nach Kranich. Wie komm' ich da jetzt hin?", fragt sie. Ernst Jegel erklärt den neuen Fahrplan und den Weg zur Haltestelle des Schienenersatzverkehrs.
Zahlende Kunden bleiben weg
Besuch dieser Art hatte Jegel in den vergangenen Wochen öfters. Doch zahlende Kunden bleiben weg. "Die Streckensperrung war das i-Tüpfelchen", sagt der Kioskbesitzer. Schon vorher lief es am Staffelsteiner Bahnhof für ihn nicht allzu gut, sagt er. Doch jetzt sei es noch schlimmer als vorher.
Um dem Minus entgegen zu wirken, fährt Ernst Jegel nun seit einiger Zeit wieder Lkw. Irgendwie müsse er schließlich Geld verdienen.
Seit der Streckensperrung für den ICE-Ausbau Anfang Januar kommen nur noch wenige an dem Kiosk am Bahnhof vorbei. "Die nehmen den kürzeren Weg zur neuen Haltestelle durch die Angerstraße oder den Fußweg längst der Lauter." Auch die Schüler - früher mal das Hauptgeschäft von Ernst Jegel - kommen nicht mehr. "Wenn das so weiter geht, muss ich den Kiosk bald zumachen." Miete zahle der Kioskbesitzer nicht, doch selbst das Geld für Strom und Wasser werde langsam knapp.
Doch ans Aufgeben denkt Ernst Jegel trotz schlechtem Geschäft momentan noch nicht. Er hat da etwas anderes im Hinterkopf. Er könnte sich vorstellen, aus seinem Kiosk einen kleinen Imbiss mit Außenplätzen zu machen. Doch dafür müsse er erst einmal die nächsten Monate überstehen. "Dieses Jahr wird ganz schön hart", sagt Jegel.
Doch wie sieht es in anderen Bereichen rund um die Bahn-Baustelle aus? Für den Tourismus in Bad Staffelstein sehen weder Markus Alin vom Kur- und Tourismus-Service noch Andreas Poth, Geschäftsführer des Kur-Hotels, Auswirkungen durch die Streckensperrung (wir berichteten). Ein Grund dafür sei der funktionierende Schienenersatzverkehr. In Bad Staffelstein ist die Haltestelle direkt vor der Obermain-Therme. In Ebensfeld hält der Bus direkt im Ort.
Doch ist das positiv oder doch eher negativ für die Ebensfelder? "Die Beeinträchtigungen des allgemeinen Durchgangsverkehrs durch die haltenden Busse hält sich in überschaubaren Grenzen und können nicht als wesentliche Störung eingestuft werden", sagt Thomas Blum vom Tourismusverein Ebensfeld. Ganz im Gegenteil: Es habe sich als gute Entscheidung herausgestellt, zumal vom Ebensfelder Bauhof auch noch eine Unterstellmöglichkeit gebaut wurde. "Des weiteren war es offensichtlich möglich, in Absprache mit der Autowerkstatt Berthold einige Parkplätze für Bahnkunden - direkt an der Haltestelle - auszuweisen", erzählt Blum. Diese würden auch gut angenommen werden. Für den Tourismus in Ebensfeld sieht Blum jedenfalls keine Auswirkungen. "Weit über 90 Prozent aller Gäste reisen mit dem Fahrzeug an. Da spielt die Bahnsperre gar keine Rolle."
Auch der Alltag der Schön-Klinik in Bad Staffelstein werde nur gering durch die Bahnsperre beeinträchtigt. "Eine Vielzahl von Patienten wird wie gehabt durch den hausinternen Fahrdienst vom einweisenden Krankenhaus oder Wohnsitz abgeholt", erzählt Gaby Friesner, Sekretärin der Klinikleitung. Sofern die Anreise durch Bahn oder den Bus erfolge, würden die Patienten an der Bushaltestelle des Schienenersatzverkehrs abgeholt. Auch für die Mitarbeiter entstehe durch die Bahnsperre kein Nachteil.
Extra Shuttle eingerichtet
"Für Mitarbeiter, die zwischen Bamberg und Bad Staffelstein pendeln, bieten wir einen Shuttle an, das morgens und nach Dienstschluss zu unterschiedlichen Zeiten fährt", sagt Gaby Friesner. Viele Mitarbeiter der Schön-Klinik kommen aus Bamberg, aber auch aus dem Raum Erlangen-Nürnberg. Treffpunkt sei daher der Bahnhof in Bamberg. "Des weiteren werden intern, mittels einer Mitfahrzentrale, Fahrgemeinschaften organisiert", erklärt Gaby Friesner. Negative Auswirkungen scheinen momentan in der Region die Ausnahme zu sein. Mal sehen, ob das so bleibt.