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IBC Solar will sicher planen können


Autor: Christian Bauriedel

Bad Staffelstein, Freitag, 15. Februar 2013

Mit IBC Solar ist der Standort Bad Staffelstein unmittelbar mit der Entwicklung des Strommarkts verbunden. Finanzvorstand Jörg Eggersdorfer plädiert für Gesetze, die das Geschäft planbar machen.
Jörg Eggersdorfer ist seit 2010 Finanzvorstand bei der IBC Solar AG in Bad Staffelstein. Fotos: Christian Bauriedel


Jörg Eggersdorfer hat ein sonniges Gemüt. Die Ausführungen des Finanzvorstandes der IBC Solar AG aus Bad Staffelstein begleitet stets ein strahlendes Lachen und ein heiterer Kommentar. Ein Wesenszug, der im allgemeinen nicht sofort mit Buchhaltern und Bilanzführern verbunden wird. Menschen, die beruflich mit Zahlen umgehen, eilt oft der Ruf voraus, sie seien graue Mäuse und Anwälte der Hinterkommastelle.

Doch das scheint genau das Stichwort zu sein, das die Solarbranche zur Zeit nicht braucht. Bloß keine Verwirrung stiften. "Was wir vom Gesetzgeber brauchen, ist Planungssicherheit, um Investoren nicht zu vergraulen." Wenn er auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz der Bundesregierung (EEG) zu sprechen kommt, wird Eggersdorfers Gemüt eher heiter bis wolkig. Denn die Großwetterlage für die Solarbranche kann sich jederzeit ändern, wie die letzte EEG-Reformankündigung von Bundesumweltminister Peter Altmaier beweist.



"Am besten, man lässt das EEG erstmal so wie es ist und lässt uns in Ruhe arbeiten", sagt Eggersdorfer. Nur eine verlässliche Politik könne das Vertrauen von Investoren in Solarfonds und Bürgersolaranlagen schaffen. IBC Solar habe schon immer darauf gebaut, dass die Energie aus der Kraft der Sonne ohne staatliche Unterstützung wettbewerbsfähig ist. Aber was ist mit der Übergangszeit? Vom Argument des teuren Sonnenstroms, umgelegt auf den Strompreis aller Bürger, hält Eggersdorfer erwartungsgemäß nichts.

Vielmehr spielt er den Ball weiter zu den großen Stromkonzernen: "Glauben Sie, die Asse finden Sie auf Ihrer Stromrechnung? Bei uns gibt es nur ehrlich gerechnete Kilowattstunden, ohne Folgekosten." Zusätzlich leiste man Investitionen in den technischen Fortschritt, um die Effizienz der PV-Anlagen zu steigern.

Um den Aufwand zu verdeutlichen, greift er nach seiner Jacke. Er möchte den Stolz der Firma vor Ort vorführen. Am Rand des Wohngebietes unterhalb des Staffelbergs steht ein etwas anderer Solarpark. Zwar sieht er äußerlich aus wie alle anderen. Ein Zaun, dahinter blau schimmernde Platten. Aber das Feld verdeutlicht, worum es auf dem Markt der Erneuerbaren grundsätzlich geht: Innovation. "Photovoltaikanlagen legen andere Firmen natürlich auch aus. Da sind wir nicht die Einzigen. Darum ist es wichtig, bei der Effizienz unserer Anlagen immer eine Nasenlänge vorne zu sein", erklärt Eggersdorfer. Hier in Bad Staffelstein testen die Ingenieure in einem Versuchsaufbau, welche verschiedenen Typen von Platten mit welchen Wechselrichtern am besten arbeiten.
Ein sogenanntes Pyranometer misst die Einstrahlkraft der Sonne.

Die Daten werden dann mit der jeweils generierten Leistung verglichen, um die optimale Kombination von Modul und Wechselrichter festzustellen. Alle Kabel sind gleich lang verlegt worden, damit auch die Module, die weiter vom Messpunkt entfernt sind, unter gleichen Bedingungen getestet werden. Zwar könne man viel vom Schreibtisch aus berechnen. Erfahrungswissen und Versuche seien jedoch immer noch die ausschlaggebenden Faktoren, so Eggersdorfer. Momentan sind im gelben Gebäude an der Bamberger Straße rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Neben Vorstand, Rechtsabteilung und Finanzbuchhaltung ist hier der Sitz des Einkaufs, der Spezifikation, des Marketings und des Deutschlandvertriebs.

Etwa 80 Prozent des Geschäftsfeldes sind reiner Handel, also die Belieferung der Installationsbetriebe vor Ort oder die Entwicklung eines speziellen Computer-Programms mit dem die Handwerker in wenigen Schritten für das Dach des Kunden die richtige Anlage entwerfen können.
Etwa 20 Prozent sind Projektgeschäft. Letzteres sind die bekannten Bürger solarparks und Solarfonds-Projekte, wie sie auch in der Region in den vergangenen Jahren entstanden sind. Wie etwa der Jura-Solar-Park, einer der größten Bayerns.

Wer die Felder entlang der A 70 sieht, der bekommt symbolisch einen Eindruck davon, welche Entwicklung die Solarbranche bis heute gemacht hat. "Die Photovoltaik wurde erst verlacht, dann denunziert und lange ignoriert. Jetzt befinden wir uns einfach im ganz normalen Verteilungskampf des Strommarktes", resümiert Eggersdorfer die Entwicklung der Sonnenenergie. Seit 2010 ist er im Vorstand des Staffelsteiner Unternehmens, dessen Firmengeschichte eng verknüpft ist mit dem Auf und Ab der Solarwirtschaft.

Noch immer wird die im Jahr 2000 in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Firma vom Gründer und Solar-Pionier Udo Möhrstedt geführt. Im Jahr 1982 gegründet, arbeitet die IBC Solar AG seit Anfang der 1990er-Jahre auf dem Gebiet der netzgekoppelten Photovoltaik. Das Firmenkonzept sei nie ausschließlich an den großen Visionen einer großen, zentralen Anlage für Tausende von Haushalten ausgerichtet gewesen, so Eggersdorfer.
"Unser Brot-und-Butter-Geschäft ist und bleibt die kleinteilige Lösungen auf dem Dach in Zusammenarbeit mit lokalen Installationsfirmen", fährt er fort.

Vom Firmensitz gleich ums Eck könne man die eigene Firmengeschichte quasi live erleben. Auf dem Dach eines Wohnhauses ist dort eine der ältesten PV-Anlagen von IBC zu sehen. Über 20 Jahre sei sie schon in Betrieb. Die Kosten hätten sich natürlich längst abgeschrieben. Damals habe die Einspeisung ins Netz nur einige Pfennig pro Kilowatt abgeworfen. Eine Goldgrube war die Solarenergie in dieser Zeit also nicht. Eher eine idealistische Angelegenheit.

Auch die Solarplatten auf der Staffelsteiner Realschule sind schon in die Jahre gekommen. Baujahr war 1996. Wenn Eggersdorfer an die Leistung denkt, die aus solchen Projekten wie dem auf dem Schuldach herausgeholt wurde, muss er schmunzeln: "Drei Kilowatt in der Spitze. Verglichen mit den Werten, die wir heute erzielen ist das natürlich ein Witz." Zum Vergleich: Der Jura Solarpark rund um Stadelhofen hat eine Spitzenleistung von etwa 33 Megawatt.

Es hat sich also viel getan, technisch, genauso wie in der Gesetzeslage. Wohl hat es auch mit daran gelegen, dass die Branche beharrlich auf die Politik eingewirkt hat, die Einspeisevergütung verlässlich zu machen. Das "Mantra der Planungssicherheit". So nennt es zumindest der Finanzvorstand mit dem sonnigen Gemüt.