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IBC Solar baut 83 Stellen ab


Autor: Tobias Kindermann

Bad Staffelstein, Montag, 03. Februar 2014

Das fränkische Unternehmen IBC Solar bekommt die Folgen der EEG-Änderungen und der künstlichen Erhöhung der Preise für Solarmodule aus China zu spüren. Doch für Udo Möhrstedt ist die Branche nicht tot. Man hat neue Ziele im Visier. Deshalb fallen auch die Einschnitte weniger stark aus als erwartet.
Jörg Eggesdorfer (von links), Udo Möhrstedt und Dr. Stefan Goller von IBC Solar informierten gestern die Mitarbeiter über den Stellenabbau bei IBC. Foto: Tobias Kindermann


Der Applaus am Ende sei unerwartet lang ausgefallen, sagt Udo Möhrstedt. Fast so, als habe er etwas Angenehmes zu verkünden gehabt. Dabei muss den Mitarbeitern von IBC Solar klar gewesen sein, dass es keine guten Nachrichten sein würden, die sie am Montag um 10 Uhr in der Peter-J.Moll-Halle zu hören bekommen sollten. 83 seiner 280 Stellen muss das Unternehmen abbauen. Allen Beschäftigten werden Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote über eine Transfergesellschaft gemacht.

Denn wenn man genauer hinschaut, entdeckt man auch etwas, was den Applaus der Mitarbeiter etwas erklären könnte.

Ja, IBC Solar bekommt die Einschnitte bei der Einspeisevergütung stärker zu spüren, als man im Unternehmen absehen konnte.

Als ab August vergangenen Jahres die Preise für Module aus China auf drängen der EU künstlich um rund 20 Prozent hoch gesetzt wurde, war die Grenze überschritten."Das konnten wir nicht mehr handhaben", sagt Udo Möhrstedt, Vorsitzender des Vorstandes bei IBC. Und es sei eben kein Strafzoll, wie viele glaubten. Das Geld fließt in die Kassen der Modulhersteller in China: "Dort haben alle Hersteller vorher rote Zahlen geschrieben. Nun sind sie im Plus und machenden Anbietern auf dem Rest des Weltmarktes noch mehr Konkurrenz." Und das ist nur ein Punkt, den Möhrstedt an diesem Tag im Gespräch mit unserer Redaktion anführt.

Transfergesellschaft eingerichtet

Was bekamen die Mitarbeiter am Morgen in der Moll-Halle zu hören? Für sie wird eine Transfergesellschaft eingerichtet, in die sie eintreten können. "Dafür haben wir die Firma Train aus Tapfheim bei München ausgewählt", sagt Dr. Stefan Golla, Leiter Recht und Personal bei IBC. Dort können sie mindestens drei Monate betreut werden, maximal die doppelte Zeit ihrer Kündigungsfrist. Und das zu 80 Prozent der bisherigen Netto-Bezüge.

Außerdem erhalten die Mitarbeiter, die dieses Angebot annehmen, zusätzlich eine Abfindung von einem halben Monatsgehalt pro Jahr Betriebszugehörigkeit. Außerdem können sie bei Angeboten für neue Jobs bis zu drei Wochen in der neuen Firma arbeiten, ohne ihren Anspruch auf Weiterbeschäftigung in der Transfergesellschaft zu verlieren.

Bei IBC Solar gibt es keinen Betriebsrat, es gäbe also keine Pflicht, einen Sozialplan zu erstellen, sagt Golla. Mit diesem Angebot bewege man sich aber auf dem branchenüblichen Niveau, eher sogar leicht darüber.

"Wir gehen davon aus, dass 90 Prozent der betroffenen Mitarbeiter den Wechsel in die Transfergesellschaft annehmen", sagt Jörg Eggersdorfer, zuständig für die Finanzen bei IBC. Wer das nicht will, erhält eine normale Kündigung und eine Abfindung von 0,3 Monatsgehältern pro Jahr Betriebszugehörigkeit.

Rückläufige Umsätze

Die Umsätze im Bereich der Photovoltaik waren in den vergangenen Jahren rückläufig, das merkte man auch bei IBC Solar. 2011 waren es noch 870 Millionen Euro Umsatz, 2012 noch 576 Millionen Euro, im abgelaufenen Jahr nur noch 300 Millionen Euro. Daran waren zwei Faktoren schuld: Schon seit 2011 sanken die Kosten für Solarmodule deutlich, man machte also weniger Umsatz pro verkaufter Anlage. Dazu kam 2013 ein Einbruch in der neu installierten Leistung. Rund 7 Gigawatt peak kamen jährlich in Deutschland an Solarleistung dazu, im abgelaufenen Jahr war es nur noch die Hälfte.

Stellt man den Umsatz den Mitarbeiterzahlen gegenüber, fällt also auf, dass IBC im Verhältnis noch moderat reagiert, denn 2011 lag die Zahl der Beschäftigten auf einem ähnlichen Niveau. "Als börsennotiertes Unternehmen würden wir sicher anders reagieren, aber wir setzen auf die Zukunft und Wachstum", erläutert Eggersdorfer. 2013 machte IBC Solar im operativen Bereich erstmal einen Verlust, in "höherem, einstelligen Millionenbereich", wie es Eggersdorfer beschreibt. Die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor.

Man baue jetzt nicht einfach flächendeckend über alle Abteilungen hin weg Arbeitsplätze ab, sondern baue ein neues Geschäftsfeld auf. Dafür wolle man so viel Arbeitnehmer wie möglich an Bord halten. "Für 2014 streben wir deshalb erstmal eine schwarze Null oder einen minimalen Gewinn an", sagt Udo Möhrstedt. In Zusammenarbeit mit Partnern im Ausland will man etwa Großanlagen für den Eigenverbrauch und Speichersysteme projektieren und bauen. In Deutschland sei dieser Markt praktisch tot, sagt Möhrstedt.

Dass sich IBC Solar in der momentanen Lage gut geschlagen hat zeigt eine andere Zahl: Zwar schrumpfte der Markt, doch immerhin konnte IBC seinen Anteil in Deutschland bei kleineren und mittelgroßen Anlagen, die 80 Prozent den gesamten Volumens im Solarbereich abdecken, von sieben auf elf Prozent steigern.