Hosen-Meier in Mistelfeld gibt Geschäft auf
Autor: Ramona Popp
Mistelfeld, Dienstag, 17. Juli 2018
Mit der geplanten Schließung endet eine Ära: Viele verbinden etwas mit dem Unternehmen: eine Adresse für Mode, eine Marke oder ein ganzes Arbeitsleben.
Das Wort Ruhestand erscheint dieser Tage ziemlich unpassend im Gespräch mit Bernd Meier. Der Geschäftsleiter von Hosen-Meier hat nämlich alle Hände voll zu tun. Das Telefon klingelt, es besteht Abstimmungsbedarf, der Chef hat Termine, und in seinem Büro sieht es eher nach Überstunden denn nach Feierabend aus. Doch all das hat tatsächlich etwas mit Ruhestand zu tun, denn hier wirft ein Abschied seine Schatten voraus. Auch wenn man es ihm überhaupt nicht ansieht: Bernd Meier steht im 70. Lebensjahr. Über 40 Jahre hat er seine Energie in das Familienunternehmen gesteckt, mehr als 30 Jahre die Geschäfte geleitet. Er hatte Verantwortung für phasenweise bis zu 75 Mitarbeiter. Er hat den Wandel in der Textilbranche miterlebt und mitbegleitet, musste Entscheidungen treffen, auch bittere, als die Produktion in Mistelfeld nicht mehr rentabel war. Es gab Jahre mit Riesenaufträgen für große Versandhäuser, mit eigenen Kollektionen. Wegen der vergleichsweise hohen Lohnkosten in Deutschland wurde in den 80er/90er -Jahren in Polen und Rumänien für das Unternehmen gefertigt. "Wir wären sonst untergegangen", sagt Bernd Meier, der in Aschaffenburg eine Ausbildung zum Bekleidungstechniker absolviert hat. Betriebswirtschaftliche Aspekte waren für ihn wesentliche Aufgaben.
Räumungsverkauf läuft
Den Familienbetrieb in Mistelfeld zu übernehmen, war ihm im Prinzip von Jugend an vorgegeben, sein Ja dazu dann aber doch eine selbst getroffene Wahl, wie er schildert. Die technischen Herausforderungen lagen ihm besonders - einen Mechaniker habe man äußerst selten ins Haus holen müssen, erzählt er. Er weiß aber auch, wie man einen Anzug näht, der wie angegossen passt, wie groß der Konkurrenzdruck am Markt ist und was gute Qualität bedeutet. Diese und der Service, etwas passend zu machen, sind bis heute, da man nur noch Handelsware vertreibt, wichtig geblieben. Der Räumungsverkauf läuft seit Anfang Juli, und den Beständen nach dürfte er sich bis Jahresende hinziehen. "Es kommt auch noch Winterware", sagt Meier. Pläne für die Zeit danach hat er noch keine konkreten. Aber man darf gewiss sein, dass er die neu gewonnene Freiheit zu nutzen wissen wird. Länger als eine Woche Urlaub habe er eigentlich nur an seinem 50. Geburtstag gemacht, erinnert er sich. Waldarbeit ist für ihn heute schon ein Ausgleich.
Seine Kinder haben andere Wege eingeschlagen, Bernd Meier hadert damit nicht. In der Überlegung ist, den Mode-Laden in Bad Staffelstein mit einem ähnlichen Angebot wie bisher weiterbestehen zu lassen. Das Gebäude in Mistelfeld würde er gern vermieten oder verkaufen. Zwischen all den Dingen, die noch zu erledigen sind, beschleicht ihn schon ab und an ein Gefühl von Wehmut, wie er einräumt.
Weil nach über 50 Jahren eine Firmengeschichte endet, die er in guten und schlechten Zeiten begleitet und mitgeschrieben hat. Er könne nun aber beruhigt loslassen und sich auch auf den neuen Abschnitt freuen.