Seit Jahrzehnten ist die Sparkasse schon bei den Kleinsten präsent, leert Spardosen aus und motiviert mit kleinen Geschenken zum Sparen. Zwei langjährige Mitarbeiterinnen erzählen von amüsanten Erlebnissen - wie dem Geldschein in Pumuckls Hals...
Sie haben noch jede Spardose ohne Bruch aufgekriegt, und darin nicht immer nur Geld gefunden. Wenn Barbara Mahr und Diana Ludwig, zwei langjährige Mitarbeiterinnen der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, von ihren Einsätzen in den Kindergärten und Schulen des Landkreises erzählen, wird es heiter. Dass die beiden diese Aufgabe und das Vermitteln des Spargedankens an Kinder dennoch sehr ernst nehmen, muss nicht betont werden. Die eine war vor 25 Jahren in diesem Bereich tätig, die andere widmet sich aktuell den Jüngsten. Auf der Straße von den Kindern erkannt wurden beziehungsweise werden sie beide. Und das oft schneller als von den Eltern.
Gesichter eingeprägt "Guck mal, Mama, das ist die Frau, die uns die Geschenke gibt, wenn wir die Spardose ausleeren!", heißt es dann, und wenn man direkt angesprochen wird, ist man auch schon mal die "Frau Sparkasse", die gebeten wird, einen
aufgegangenen Schnürsenkel wieder zuzubinden. Barbara Mahr schmunzelt, als sie davon erzählt, was vor rund einem Vierteljahrhundert ihren Arbeitsalltag ausmachte. "Ich hab' das gern gemacht." Sie ist selbst mit sechs Geschwistern aufgewachsen und kann sich noch gut daran erinnern, dass der Vater Kleingeld in einer Schachtel sammelte und schließlich der Inhalt durch sieben geteilt wurde, damit alle ihre Sparschweine füttern konnten.
Was sich verändert hat Vieles hat sich verändert seit dem Sparen zu D-Mark-Zeiten. Heute verfügen viele Kinder über höhere Geldbeträge, haben ein eigenes Girokonto. Ein Sparbuch braucht niemand mehr mitzubringen. Damals waren mehr Münzen in den Sparschweinen, selten Geldscheine. Manchmal aber steckte ein Schein auch fest und man musste erfinderisch werden. Bei der Spardose in Form des in den 80er Jahren besonders beliebten Pumuckls etwa.
Viele Kinder hatten damals so eine. Die Kunststofffigur mit dem frechen Lächeln des Koboldes hatte den Geldeinwurfschlitz am Kopf, aber in der Engstelle am Hals blieben Scheine manchmal stecken. In einer Eisenhandlung besorgte man sich extra eine spezielle, schmale Greif-Zange, um dieses Problem lösen zu können.
Manchmal lösten sich mit dem Öffnen einer Spardose auch andere Probleme - als beispielsweise ein Haustürschlüssel darin wieder auftauchte und sich anschließend eine sehr erleichterte Mutter meldete.
Dass noch anderes drin war, was nicht hinein gehörte, wie Haarspangen, sei nur am Rande bemerkt.
In einem dörflichen Kindergarten war einmal tatsächlich Geldwäsche angesagt, nachdem nämlich ein Junge offenbar aus Jux Honig in die Spardose hatte fließen lassen.
Das Geld musste sauber sein, bevor man es in die Zählmaschine geben durfte...
Jenen großen Kasten mussten Barbara Mahr und die Kollegen aus den örtlichen Filialen, die sie begleiteten, immer mitschleppen. Geld zählen war damals für die Bankbediensteten aber auch noch Handarbeit: Die Münzen mussten per Hand gerollt werden. "Ich kann den Griff noch", sagt sie, und Daumen und kleiner Finger treten in Aktion, als Barbara Mahr eine imaginäre Geldrolle dreht. Zweimal im Jahr ging es in die Schulen, wo von der ersten bis zur neunten Klasse alle drankamen. Heute werden nur noch die ersten vier Klassen besucht, und dies einmal im Jahr. In die Kindergärten ging es dreimal jährlich, auch hier hat man einen Besuch reduziert.
Wird das Geld sicher verwahrt? Gleich geblieben ist den Schilderungen zufolge das gespannte Abwarten der Kinder, bis die Summe des Gesparten feststeht, die Freude über das Werbe-Geschenk, das man sich zur Belohnung selbst aussuchen darf, und das Inter esse da ran, was danach mit ihrem Geld geschieht. "Wie kommen denn die Münzen auf mein Konto?", "Ist das Geld in einem Tresor?" und ob man es denn dann auch mal wieder abholen kann, sind nur einige der Fragen aus Kindermund. Und heute wie damals haben die Kinder Wünsche, die sie sich mit dem Ersparten erfüllen möchten. Es war schon von einem richtigen Feuerwehrauto, einem echten Pferd, einem schicken Kleid zum Tanzen oder dem neuesten Trikot des bewunderten Fußballstars die Rede, wie Diana Ludwig berichtet. "Aber auch Computer, Handy & Co.
sind häufig geäußerte Wünsche."
Heute wie damals unterstützen neben den Eltern Omas, Opas oder Paten die Jungen und Mädchen beim Sparen. Das Sprichwort "Spare in der Zeit, dann hast du in der Not" hat auch im Zeitalter von Onlinebanking und Dispokredit nicht an Bedeutung verloren.
Teil des Lehrplanes Die Eltern von heute erinnern sich noch daran, wie sie am Weltspartag Ende Oktober selbst in die Sparkassenfiliale vor Ort gingen oder die Spardose in Kindergarten oder Schule ausgeleert wurden. Diana Ludwig weist darauf hin, dass "der richtige Umgang mit Geld" in den meisten Bundesländern ein Bestandteil des Lehrplanes sei. Die Erfahrung, dass sich große Wünsche leichter erfüllen lassen, wenn man regelmäßig spart und dadurch sein Geld vermehrt, war schon in den 70er Jahren das zentrale Thema beim Schulsparen.
Einen Schulspartag gab es aber bereits in den 60er Jahren. Plakate von damals (siehe oben) werden heute im Baye rischen Wirtschaftsarchiv in München aufbewahrt. Dort finden sich noch ältere Dokumente über das Schulsparen, auch aus unserer Region. Beispielsweise ein Schulsparbuch von 1936 und ein im typischen Jargon des Nationalsozialismus gehaltenes Schreiben an Eltern und Erziehungsberechtigte aus dem selben Jahr. Unterzeichnet von einem Vertreter der "Vereinigten Bezirks- und Stadtsparkassen Lichtenfels - Burgkunstadt - Weismain".
Vermögensbildung und Erziehung Das Fördern des Sparsinnes und der Vermögensbildung breiter Bevölkerungskreise und die Wirtschaftserziehung der Jugend ist als Teil des öffentliches Auftrags der Sparkassen als selbstständige Wirtschaftsunternehmen in kommunaler Trägerschaft im Sparkassengesetz formuliert.
Natürlich geht mit den Schulspar-Aktionen, die im Zuständigkeitsbereich der Marketingabteilung angesiedelt sind, auch ein Werbeeffekt einher, tut man etwas fürs Image des Hauses. Nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten einträglich sind sie eingedenk des Personal- und Materialeinsatzes nicht, wie Sparkassenbetriebswirt Walter Partheymüller zu verstehen gibt. Freilich freue man sich, wenn in dem Zusammenhang das ein oder andere Konto bei der Sparkasse eröffnet wird.
Der öffentliche und pädagogische Auftrag stehen im Vordergrund, wenn Diana Ludwig und Kollegen bei den Jüngsten in Erscheinung treten. Die Fortsetzung einer Tradition, die bei vielen positiv in Erinnerung bleibt.
Lira, Schillinge, Markstücke und Pfennige sind längst nicht mehr drin in den Spardosen. Aber immer noch der Grundstock zu kleinen und großen Wünschen.