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Hoffnungen und Wünsche in der Berufsschule


Autor: Thomas Heuchling

Vierzehnheiligen, Freitag, 25. Juli 2014

Zum 1. August übernimmt die Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienste die Berufsschule und das Internat in Vierzehnheiligen. Mit einer Mischung aus Altem und Neuem sollen die Schüler ihre Ausbildung in Zukunft meistern.
Julia Kühn (hinten), Nicolai Werner und Helen Michalik machen eine zweijährige Ausbildung in als Kinderpfleger. Dort lernen sie auch das Wickeln und Füttern von Säuglingen.  Fotos: Thomas Heuchling


Noch Anfang des Jahres stand das Ende fest: Die Berufsschule St. Kunigund in Vierzehnheiligen sollte zum Schuljahr 2014/15 den Betrieb einstellen. Doch dann kam die unerwartete Rettung. Die Gemeinnützige Gesellschaft für soziale Dienste (GGsd), eine Tochter der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) mit Sitz in Hamburg, hat die Einrichtung der Franziskusschwestern übernommen. Ende Mai unterschrieben Generaloberin Schwester Regina Pröls und die GGsD-Geschäftsführerin Ute Kick den Vertrag.

Aber was bedeutet die Übernahme durch die GGsD für die 46 Schüler, die in diesem Schuljahr dort ihre Ausbildung in Hauswirtschaft oder Kinderpflege machen? Für Tina Will (24), Julia Kühn (19), Helen Michalik (17) und Nicolai Werner (19) ist die Übernahme auch mit Hoffnungen verbunden.

Alle vier schließen gerade die zehnte Klasse in der Berufsschule ab.

"Einiges soll lockerer und die Ausstattung besser werden", sagt Helen Michalik. Sie macht in Vierzehnheiligen eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und wohnt auch im angeschlossenen Internat. Einige von ihren Wünschen sind bereits umgesetzt. Das alte Sofa und der Röhrenfernseher im Lernzimmer wurden durch moderne Varianten ersetzt.

Viele Wege führen zum Beruf

Helen hat ein ungewöhnlicher Weg nach Vierzehnheiligen geführt: In den vergangenen Sommerferien sei sie sechs Wochen in einer Rehaklinik am Bodensee gewesen und habe noch keine Vorstellung vom Beruf der Kinderpflegerin gehabt. Nicht mal ein Jahr später mache ihr fast jeder Bereich der Kinderpflege Spaß. Musik, Hauswirtschaft oder Sport - alles kein Problem. Nur mit der Theorie und deren praktischer Umsetzung habe sie manchmal Probleme. Nach ihrer Ausbildung zur Kinderpflegerin will sie noch ihre Erzieherin machen.

Das ist durchaus eine realistische Möglichkeit. Denn mit dem Schulabschluss in St. Kunigund von mindestens 3,0 und einer 4 oder besser in Englisch auf dem Zeugnis bekommen die Schüler den Mittleren Schulabschluss, erklärt Hannah Seidler, Bereichsleitung Marketing bei der GGsD. "Es ist ein tolles Sprungbrett." Sie hat die Umbauarbeiten und Ausstattung nach der Übernahme begleitet.

Das Umfeld muss passen

An den Ausbildungen selbst ändere sich kaum etwas. Vielmehr gehe es darum, bessere Rahmenbedingungen für die Schüler und Internatsbewohner zu schaffen, sagt Seidler. Dazu gehöre die Renovierung vieler Räume, ein neues Büro für die Lehrer, neue Computer und eben eine moderner Ausstattung einzelner Gemeinschaftsräume.
Die entsprechenden Arbeiten sind noch in Gang: an einer Wand steht ein kleines Gerüst, offene Decken in den Fluren und Werkzeugkoffer auf dem Boden - es passiert etwas.

Auch die Unterrichtszeiten werden verkürzt. Bis 16 oder 17 sei einfach zu lang, da könne sich kaum noch jemand konzentrieren, so Seidler. Diese Änderung begrüßt auch Nicolai Werner. Er ist der einzige Mann in der Kinderpflege-Klasse. "Ich hatte keine richtige Vorstellung von meinem Beruf und wollte eigentlich was mit Computern machen", sagt der Burgkunstadter.

Er habe dann in einem Praktikum im Kindergarten seine Leidenschaft für den Beruf entdeckt. In St. Kunigunde belegt er auch das Wahlfach Gitarre. Er und seine Mitschüler sollen sich wohlfühlen, darum gehe es in erster Linie, sagt Seidler. Vierzehnheiligen sei zwar ein sehr idyllischer Ausbildungsort, aber für Jugendliche sei hier nicht viel geboten. Deshalb müsse es im Haus ein paar Möglichkeiten geben, sich auch außerhalb der Schulzeit zu beschäftigen.