Höhepunkt im Käferleben: die Paarung
Autor: Matthias Einwag
Redwitz, Donnerstag, 29. Juni 2017
Ilona Vogel beobachtete Junikäfer auf ihrem Balkon in Redwitz. Sie fotografierte die beeindruckenden Brummer.
Ilona Vogel sitzt abends gern auf dem Balkon. Erst recht wenn es so heiß ist wie in den vergangenen Tagen. Als sie kürzlich einen lauen Sommerabend genoss, während ihr Mann im Wohnzimmer Fußball guckte, summte nach Einbruch der Dunkelheit etwas heran. "Um diese Uhrzeit fliegen doch keine Hummeln", dachte sie und schaute nach, wo der Brummer in ihrem Blumenkasten gelandet war. Sie entdeckte, was hier vorging: eine Käferpaarung. "Da ist der Kerl angebrummt gekommen - und schwupps war er auf der Dame gesessen."
Ilona Vogel zückte flugs ihre kleine Kamera und löste aus. Etliche Aufnahmen machte sie von Karl dem Käfer und seiner Braut bei der Balz am Blumenstängel. "Das waren Junikäfer", bekräftigt Ilona Vogel und zeigt die Bilder, die sie schon entwickeln ließ. Auch Bekannten hat sie die Fotos gezeigt, doch diese waren nicht einhellig ihrer Meinung, denn in manchen Gegenden werden Marienkäfer als Junikäfer bezeichnet. "Ich komme aus dem Saarland", sagt die ehemalige Schneiderin, "und da hießen diese Käfer Junikäfer."
Torkelnder, unkoordinierter Flug
Im Internet recherchierten wir aus mehreren Quellen, welche Käfer da auf Ilona Vogels Balkon in Redwitz eine Zwischenlandung machten. Der Begriff Junikäfer, erfahren wir, bezeichne keine bestimmte Käferart, sondern verschiedene Verwandte des Maikäfers; in Deutschland sei der Gerippte Brachkäfer am häufigsten und bekanntesten. Die nachtaktiven Insekten, die wegen ihres unkoordinierten Flugs auch Torkelkäfer genannt werden, landen schon mal in einem Bierkrug oder auf einem Grill. Für Menschen sind diese Brummer jedoch absolut ungefährlich. Der Gerippte Brachkäfer (Amphimallon solstitiale) gehört zur Familie der Blatthornkäfer (Scarabaeidae). Die Brachkäfer haben eine Körperlänge von etwa 14 bis 18 Millimetern und das typische Aussehen der Blatthornkäfer. Ihr Körper ist ledergelb bis braun gefärbt, wobei Scheitel und Halsschild dunkler sind. Die Basis und die Ränder der Deckflügel sind lang beborstet und kurz behaart.
Die meiste Zeit leben diese Insekten als Larven in der Erde, was Wildschweine in den Garten locken kann, denn für diese sind die Larven ein Delikatesse. Die Entwicklungsdauer der Käfer beträgt im Durchschnitt zwei Jahre. In diesem Stadium können sie Schaden im Garten anrichten, weil die Larven im Boden die Graswurzeln anknabbern.
Erst in ihrem letzten, kurzen Lebensabschnitt werden sie zu richtigen Käfern und fliegen aus. Von Juni bis August sind die Käfer zu beobachten. Meist leben sie drei bis vier Wochen als Käfer, im Juli nimmt ihre Zahl dann schon schlagartig ab.
Mai- und Junikäfer kennen wir, über Julikäfer schweigt selbst der Volksmund.