Hochwasserschutz für Michelau wieder aktuell

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Bohrungen am Michelauer Maindamm: Im April 2007 waren Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Kronach zur vorbereitenden Untersuchung vor Ort. Anhand entnommener Bodenproben sollten Rückschlüsse auf die Qualität der Dämme ermöglicht werden. Archivbild: Ramona Popp
Bohrungen am Michelauer Maindamm: Im April 2007 waren Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamtes Kronach zur vorbereitenden Untersuchung vor Ort. Anhand entnommener Bodenproben sollten Rückschlüsse auf die Qualität der Dämme ermöglicht werden. Archivbild: Ramona Popp

Die bereits 2004 beschlossene Deichnachrüstung für Michelau wird jetzt wieder aktuell. Der Bürgermeister sieht jedoch noch Klärungsbedarf seitens des Wasserwirtschaftsamtes.

Die Pläne und Beschlüsse für einen verbesserten Hochwasserschutz für die Gemeinde Michelau liegen seit Jahren in der Schublade. Nach anfänglichem Drängen des Wasserwirtschaftsamtes - ein erstes Informationsgespräch gab es im Jahr 2003 - ging die Zeit ins Land. Nun wird die 3,5 Millionen Euro teure Maßnahme anscheinend wieder aktuell.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung zeigte der Michelauer Bürgermeister Helmut Fischer sich etwas befremdet, was die Vorgehensweise des Wasserwirtschaftsamtes Kronach in dieser Sache betrifft. Eigentlich hätten die Arbeiten an den Hochwasserdämmen schon vor drei Jahren beginnen sollen; damals und auch im Folgejahr 2008 hatte die Gemeinde jeweils 30 000 Euro als finanziellen Beitrag zu einem besseren Hochwasserschutz in ihren Haushalt eingestellt. Im Jahr 2009 sei man davon abgekommen, Kapital vorzuhalten, erinnerte Fischer.
Wann mit der Maßnahme begonnen werden kann, richte sich nach einer für ganz Bayern zu erstellenden Prioritätenliste, hatte es damals seitens der zuständigen Behörde geheißen.

"Auf einmal ist das Thema Deichnachrüstung für Michelau wieder sehr akut geworden", hieß es nun in den Unterlagen der Gemeindeverwaltung zur jüngsten Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch. Anlass war offenbar eine Sendung des Bayerischen Fernsehens vom März 2010 über die "Dramatik" (so formulierte es Bürgermeister Fischer) eines möglichen hundertjährigen Hochwassers in Michelau. Reporter Heiner Gremer habe ihn angerufen und ihm mitgeteilt, dass der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes nachts nicht mehr gut schlafen können, wenn er an Michelau denkt. Fischer sprach von einem "seltsamen Vorgehen": Erst werde die Gemeinde zu einem schnellen Beschluss gedrängt, dann höre man Jahre nichts mehr, und dann werde man von einem Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks darauf angesprochen.

"Einige Unklarheiten"

Im nächsten Jahr sollen nach seinem aktuellen Kenntnisstand konkrete Schritte folgen. Über Zahlen und Beteiligungen wolle er zunächst im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung reden und das Thema dann in der nächsten öffentlichen Gemeinderatssitzung intensiver behandeln, sagte Fischer, da noch einige Unklarheiten seitens des Wasserwirtschaftsamtes vorlägen.

Im Zuge des Deichnach rüstungsprogramms des Baye rischen Umweltministeriums war vorgesehen, die Deiche, die Michelau vor Hochwasser schützen - sie messen insgesamt rund 4,5 Kilometer - , zu erhöhen und zu verbreitern. Entsprechend den heutigen technischen Anforderungen soll im Falle eines hundertjährigen Hochwassers ein Freibord von einem Meter erreicht werden. Damit bezeichnet man den Freiraum, der vom Wasserpegel bis zur Deichkrone noch vorhanden wäre. Von den Maßnahmen betroffen wäre eine Dammlänge von 3,8 Kilometern.

1100 Häuser wären betroffen

Zudem sollen neue, drei Meter breite Deichhinterwege angelegt werden, auf denen man bei Hochwasser an den Damm herankommt. Für diese, insgesamt 5100 Meter lang, muss die Gemeinde einen Grunderwerb durchführen. Wie aus dem Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom März 2010 hervorging, gestaltet sich dieser Grunderwerb dort problematisch, wo Anlieger nicht bereit sind, Teile ihres Grundstückes abzugeben. Notfalls müsste für den Schutz der Bevölkerung sogar eine Enteignung in Betracht gezogen werden. Einem Jahrhundert-Hochwasser wären die Michelauer Dämme nicht gewachsen.

Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, Hans Hemmerlein, erläuterte vor laufender Kamera, dass bei einem Dammbruch ganz Michelau mit 1100 Häusern und 30 Gewerbebetrieben überflutet werden könnte. Den möglichen Schaden bezifferte er auf bis zu 80 Millionen Euro.

Für die Deichnachrüstung rechnet die Gemeinde mit einer finanziellen Eigenbeteiligung von 15 Prozent. Die Kosten war auf rund 3,5 Millionen Euro veranschlagt worden.