Hindernisse machen das Leben schwer
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Dienstag, 27. August 2019
Wo haben Menschen mit eingeschränkter Mobilität in der Kernstadt Probleme? Im Selbstversuch testeten Rollstuhl- und Rollatorfahrer, wo sie Schwierigkeiten haben und wo die Infrastruktureinrichtungen passen
Sigrid Höppel ist auf einen Rollstuhl angewiesen, Helmut Lohr auf einen Rollator. An diesem Werktagvormittag machen sie sich gemeinsam mit anderen auf den Weg, um zu testen, wie leicht oder schwer es für Körperbehinderte und ältere Menschen ist, sich im Stadtkern fortzubewegen. Begleitet werden sie von den Quartiersmanagerinnen Katja Brade und Nadja Motschmann des Beratungsstützpunkts für Senioren "In der Heimat wohnen" sowie von ehrenamtlichen Mitarbeitern der Projektgruppe.
Vom Beratungsstützpunkt in der Viktor-von-Scheffel-Straße ziehen sie in drei Gruppen los, um neuralgische Punkte auszumachen, aber auch um festzustellen, wo sich gelungene Beispiele für den barrierefreien Zugang zu Ämtern und Behörden, Apotheken, Supermärkten, Kirchen, Cafés, Läden und Kreditinstituten befinden.
Vorgenommen haben sie sich an diesem Tag das Untersuchen von Standardsachen, wie Katja Brade sagt. Ziel sei es, die Befunde aufzugreifen und sie dann über den Seniorenbeirat dem Stadtrat vorzutragen, um zu überlegen, was an Verbesserungen umsetzbar ist. "Es soll nicht nur darum gehen, das Negative rauszufinden, sondern auch um zu sehen, wo klappt's gut", fasst Katja Brade zusammen
Bordsteinkanten als Hindernisse
Die ersten Hürden befinden sich gleich in der Victor-von-Scheffel-Straße. Hier bemängeln die Testpersonen die schmalen Gehsteige und die hohen Bordsteinkanten - diese Problemzonen werden sie an etlichen anderen Stellen der Kernstadt wiederfinden. Sigrid Höppel hat hier bereits Mühe, mit ihrem Rollstuhl allein über die Bordsteinkanten zu kommen. Nur mit Hilfe der Angehörigen der Projektgruppe ist das möglich. Ein Nichtbehinderter würde die relativ niedrigen Rinnsteine an der Einmündung zur Lichtenfelser Straße wohl gar nicht wahrnehmen.
Die Fußgängerampel an der Lichtenfelser Straße stellt für Senioren und Menschen mit Handicap eine Barriere dar. Wie die Testpersonen herausfinden, ist die Grünphase mit zehn Sekunden für Fußgänger deutlich zu kurz. Helmut Lohr erreicht mit seinem Rollator gerade die gegenüber liegende Bordsteinkante, als die Autofahrer bei Grünlicht schon wieder losfahren. Dabei hat der 77-Jährige mit seinem Rollator noch Schwierigkeiten, die Bordsteinkante zu überwinden, um auf den Gehsteig zu gelangen.
Nadelöhr Lichtenfelser Straße
Die enge und stark befahrene Lichtenfelser Straße ist für Sigrid Höppel und Helmut Lohr ein Graus. Auf den schmalen Bürgersteigen fühlen sie sich ständig der Gefahr ausgesetzt, auf die Fahrbahn zu stürzen. Für die Rollstuhlfahrerin ist zudem die bereits abgesenkte Bordsteinkante der Straßeneinmündung zur Bärengasse eine Herausforderung.
Nächste Station ist das Rathaus. Das Behinderten-WC im Erdgeschoß ist zwar barrierefrei erreichbar, doch was heißt das schon? Sigrid Höppel käme alleine nur unter größter körperlicher Kraftanstrengung hinein. Die kleinen Vorderräder ihres Rollstuhles lassen sich einfach nicht über die kleine Kante bugsieren. Die Toilette als solche wurde hingegen von den Testern als tadellos registriert.