"Helene Fischer des Kabaretts" begeistert in Loffeld
Autor: Birgit Kunig
Loffeld, Dienstag, 04. April 2017
Die "Helene Fischer des Kabaretts" begeistert das Publikum mit seinem Wortwitz im Loffelder Brauereisaal.
Wenn der "Weiherer" spielt, dann passt das Gehörte in keine Schublade. Im gut gefüllten Saal des Loffelder "Bräustübls" begeisterte der "mutige, aufsässige Musiker", der weder Polit- noch Nörgelbarde genannt werden will, sein dankbares Publikum.
Bekannt wie ein bunter Hund wegen seiner "Brunsbüttel-Affäre", hat der von Ober- nach Niederbayern verschleppte "Weiherer" mittlerweile Kultstatus. Aus Protest gegen die Datensammelwut nennt er an jeder Kasse die Postleitzahl von Brunsbüttel, und das seit sieben Jahren. Das hat weite Kreise gezogen, sogar bis nach Kiel.
Einladung nach Brunsbüttel
Seit er bei allen Auftritten seine Zuhörer ermuntere, es ihm gleichzutun, seien dort schon vier Baumärkte gebaut worden, sagte er. Auch Einladungen nach Brunsbüttel habe er schon bekommen, er sei jetzt ein VIP, um den sich alle Fernsehsender und Zeitungen reißen würden.
Sein Traum sei allerdings, einmal zum Lanz zu gehen und ihn zu fragen, ob er die Traktormarke erfunden habe. Und sein persönlicher Höhepunkt wäre die Antwort auf die Frage, was er denn beruflich so mache: "Ich bin ein Verkäufer von Concordmatratzen und von Biobrunzbeuteln".
Selbstironie zum Niederknien
Schön schnoddrig und in schönstem Bairisch erzählt der "Weiherer" selbstironisch seine Geschichten, die oft zum Niederknien komisch sind, aber immer einen ernsten Hintergrund haben. Er die Sympathien von Anfang an auf seiner Seite, man muss ihn einfach mögen "den langhaarigen Kasper" - bissig und oft voll böser Ironie oder vielleicht gerade deswegen.
Man erkennt die Ernsthaftigkeit des Künstlers, der sehr jugendlich daherkommt, aber reifer und nachdenklicher ist als manch 70-Jähriger. Tiefgründig und sozialkritisch seine Texte von Verschwendung, Dekadenz, Verrohung der Gesellschaft, Umweltskandalen, Nazis und Verlust der Heimat. Eigentlich gibt es nichts zu lachen, aber die Art und Weise, wie der "Weiherer" schwere Kost verpackt, verführt das Publikum zu hemmungsloser Lockerheit und befreitem Gelächter.
Einzigartiger Spagat
Den Spagat zwischen Belustigung und Verarbeitung ernster Themen vollbringt er auf einzigartige Weise. Seine Lieder sind wild aufbrausend und böse, aber auch poetisch und gefühlvoll. Aus seiner Aversion gegen Alexander Dobrindt macht er keinen Hehl, seine Band hat er aus Protest gegen den Unsinn des Verkehrsministers sogar "Die Dobrindts" getauft.
Der Mann lässt sich mit keinem anderen Künstler vergleichen, höchstens mit Hans Söllner, der genauso unangepasst, nonkonform, unkompatibel und frech ist. Aber wehe, die Presse betitele ihn als Protestsänger. Obwohl er für Brutalpoet durchaus etwas übrig habe. Auch "Liederterrorist" fände er nicht so schlecht, allerdings sehr bedenklich, "wer da wohl im Publikum sitzt?"
Als er mal von einem unbedarften Journalisten gefragt worden sei, wie er denn nun einzuordnen wäre, sei seine nicht ernst gemeinte Antwort gewesen: "Am besten schreibst: ,Helene Fischer des Kabaretts'".
Das Publikum in Loffeld geht so richtig ab, wenn der "Weiherer" auf Worten herumreitet, das Thema ausschlachtet, es auf die Spitze treibt. Dafür verehrt es ihn.
"Hör auf!"
Und es geht noch schlimmer: Beim allerersten Auftritt habe ihn die Wirtin des Musikcafés "Kaktus" in Bad Reichenhall nach einer Stunde gebeten: "Do host die 50 Mark, aber hör auf!" Das Café sei kurz nach seinem Auftritt pleitegegangen.
"Anblagd - wissts ihr überhaupt, wos des is?", will er am Ende wissen. Und so kommt er herunter von der Bühne mit seiner Gitarre und Mundharmonika, setzt sich zum Publikum und spielt "ausgesteckt" von jeglicher Technik seinen letzten Song voller Poesie und Melancholie: "Des bisserl Leben". Und alle klatschen ergriffen.