Zwei Grundstücke hinter dem Innovationszentrum sollen veräußert werden. Der Lichtenfelser Kreishandwerksmeister Mathias Söllner spricht sich dagegen aus.
Die Kreishandwerkerschaft will die Leistung, Bedeutung und Kreativität des Handwerks beim Korbmarkt am 19. und 20. September präsentieren. Das gab Kreishandwerksmeister Mathias Söllner bei der Hauptversammlung der Kreishandwerkerschaft am Mittwoch bekannt.
Am 19. September, dem Tag des Handwerks, werde "Die Wirtschaftsmacht von nebenan" im Rahmen einer Imagekampagne an die Öffentlichkeit treten. Eine Veranstaltung sei in der ehemaligen Synagoge geplant. Auf dem Marktplatz könnten verschieden Aktionen stattfinden, Anregungen gaben die Obermeister der elf Innungen, die der Kreishandwerkerschaft angehören.
Sonderaktionen erwünscht Der Geschäftsführer der Handwerkskammer Oberfranken-Bayreuth, Thomas Koller, unterstrich: "Am Tag des Handwerks möchte sich diese Wirtschaftsmacht besonders prominent zeigen: In der ganzen Bundesrepublik, von Norden bis Süden, im Osten
und im Westen, und überall dazwischen". In Lichtenfels werde die Kammer beim Korbmarkt mit einem eigenen Stand vertreten sein. Er appellierte an die Betriebe, etwas zu unternehmen und auf sich aufmerksam zu machen durch Aktionen in der Öffentlichkeit, durch einen Tag der offenen Tür und Sonderaktionen. Auch der Korbmarkt böte eine attraktive Plattform, das Handwerk für Tausende von Besuchern positiv darzustellen. Überrascht zeigten sich die Obermeister von der geplanten Veräußerung von Grundeigentum der Handwerkskammer Bayreuth in Lichtenfels.
Geschäftsführer Koller erläuterte einen Beschluss der Kammer, wonach die Geschäftsleitung ermächtigt werde, "die Grundstücke mit der Flurnummer 1734/1 mit 223 Quadratmetern und Flurnummer 1725 mit 2236 Quadratmetern zu dem am Immobilienmarkt möglichen Preis zu veräußern". Die Grundstücke befinden sich in der Mainau unweit des Schneidmühlenwegs
hinter dem Innovationszentrum für Flechtkultur.
Mathias Söllner stimmt dagegen Kreishandwerkmeister Söllner berichtete, dass er gegen diesen Beschluss gestimmt habe. Es gebe Möglichkeiten, das Gelände zu nutzen. Zum Beispiel durch Ausbildungsstätten moderner Technologien. Koller machte deutlich, dass die Kammer bereits bei der Hochschule in Coburg und bei der Stadt Lichtenfels angeklopft habe. Beide zeigten aber wenig Interesse.
Bei der Aussprache zum Jahresbericht des Kreishandwerksmeisters wurde auf das Problem der Dokumentation des Niedriglohns aufmerksam gemacht. Bei Handwerksbetrieben, die nur an einem Standort arbeiten, wie Bäckereien oder Schreinereien, könnten die Dokumentation problemlos erstellt werden, nicht aber beim Bau- und Ausbaugewerbe, sagte Söllner.
Im Übrigen zahle keine Innung in Lichtenfels den Mindestlohn.
Nachwuchssorgen habe insbesondere die Bäckerinnung, sagte Söllner, der auch Obermeister dieser Innung ist. Er sah eine Chance in der Integration von jugendlichen Asylbewerbern, für die nach erfolgreicher Lehre noch weitere Jahre ein Aufenthalt möglich sein müsse.
Wolfgang Schubert-Raab, Obermeister der Bauinnung, forderte hier klare Richtlinien. Einhellig wurde die Meinung vertreten, dass der Berufsschulstandort für die Auszubildenden nicht am Lehrbetrieb, sondern an ihrem Wohnort sein müsse. Bei der jetzigen Regelung müssten Berufsschüler weite Strecken zurücklegen, die teilweise nicht vom öffentlichen Personennahverkehr bedient werde.
Thomas Koller machte deutlich, dass der Trend zur Blockbeschulung gehe, bei der die tägliche Anfahrt zur Schule entfalle.
Geschäftsführer Thomas Koller ging in seinem Referat auf die Situation im oberfränkischen Handwerk ein. Die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage für das II. Quartal überträfen die bereits guten Werte der letzten Monate noch einmal deutlich: Die breite Mehrheit der Betriebe sei mit der Geschäftsentwicklung im II. Quartal sehr zufrieden, fasste er zusammen. 90 Prozent der befragten Handwerksbetriebe beurteilten demnach die aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend. Im Landkreis Lichtenfels existierten 2014 1042 Handwerksbetriebe mit 5300 Beschäftigten, die ein Nettoumsatz von 500 Millionen Euro im Jahr erzielten. Es wurden 389 Lehrlinge ausgebildet. Als Herausforderungen bezeichnete er die Bürokratie, den Fachkräftemangel sowie Steuern und Abgaben. Als Potenziale, nannte Koller: sinnvolle Arbeit, Beschäftigungssicherheit, Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.