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Hackerangriff auf die Lichtenfelser Filmbühne hinterlässt Chaos


Autor: Markus Häggberg

Lichtenfels, Dienstag, 18. November 2014

Der vor wenigen Tagen erfolgte kriminelle Hackerangriff auf die "Neue Filmbühne" stellt einen bislang einzigartigen Vorfall im Landkreis Lichtenfels dar. Seit drei Tagen ist man im Lichtenfelser Kino damit beschäftigt, Schäden zu beheben.
Das einzige Kino im Landkreis, die Neue Filmbühne in Lichtenfels, war das Ziel eines umfassenden Hackerangriffs. Foto: Markus Häggberg


Harald Göring, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels, spricht von "neuem Terrain, das in dieser Größenordnung betreten wurde". Noch sind Reservierungen und Vorverkauf schwer möglich, denn über den Server eingeschleuste Viren blockieren die das Kassensystem betreffenden Computerprogramme. Bernd Hidding, Geschäftsführer der Neuen Filmbühne, lebt derzeit in Befürchtungen: "Im Moment habe ich das Gefühl, das kann immer wieder passieren. So lange wir nicht wissen, woran es lag, haben wir keine Lücke gestopft." Drei Experten zum Virenschutz sollen zu Rate gezogen werden, dann soll der Virenschutz der hauseigenen und für sicher gehaltenen Systeme aufgefrischt werden. Das wird kosten und sich zu der auf bisher 5000 Euro belaufenden Schadenssumme gesellen.

Auf die Frage nach seiner Vermutung, weshalb die Filmbühne ins Visier von Computerbetrügern geraten konnte, hat er keine Erklärung. Aber eine Vermutung. "Es gibt Profis, die suchen im Internet nach Anlagen, die nicht ausreichend gesichert sind und spionieren Anfälligkeit von Systemen aus."


Nicht alle haben Verständnis

Die Stimmungslage der Mitarbeiter ist gequält. Man fiebert der Problemlösung entgegen und hatte zudem vereinzelt mit Besuchern zu tun, die kein Verständnis für das Problem aufbrachten. "Am Wochenende war viel los und die Reservierungen waren futsch", den Unmut darüber hätten auch Mitarbeiter abbekommen. Nach Auskunft der Polizei gibt es bislang keine neuen Erkenntnisse, kaum Anhaltspunkte, keine namentlichen Verdächtigen. Für Anfang Dezember, so Göring, könnten solche Anhaltspunkte aber vorliegen. Oder auch nicht.

Computerspezialisten der Polizei sind derzeit in die Ermittlungen involviert. Ob man der Täter habhaft wird, mag fraglich sein. "Meist sind solche Hackerangriffe vom Ausland kommend. Das geht zum Beispiel aus einem Internet-Café in Sao Paulo", schildert Göring die geradezu komfortable neue Welt der Kriminalität. Sollte es aber doch zu einer Anklageerhebung gegen die Täter kommen, die sich in englischer Sprache mit einer Erpresserbotschaft und dem Angebot der Virenbeseitigung nach Geldzahlung gemeldet haben, kommen, so wäre das Amtsgericht Lichtenfels Ort der Verhandlung.