In der Vergangenheit hat sich bei Regiomed ein überraschend hoher Verlust ergeben. Haben Sie den Eindruck, dass man die Probleme angemessen aufarbeitet?
Hier will ich allen Beteiligten die Fairness entgegenbringen, mich erst dann zu äußern, wenn ich alle Hintergründe und die Aufarbeitung vor Ort kenne. Alles andere wäre nicht redlich.
Bei welchen Punkten wollen Sie genauer hinschauen?
Da können wir genau bei der letzten Frage anknüpfen. Denn ein für mich wichtiger Punkt ist es, dass ich genau darauf schauen werde, wie mit den kommunalen Mitteln umgegangen wird. Denn ich bin den vergangenen Generationen dankbar, dass wir unsere Krankenhäuser weiterentwickelt, aber dennoch in kommunaler Hand behalten haben. Das ist ein Wert, der unbezahlbar ist.
Haben Sie den Eindruck, dass man bei Regiomed gut vorbereitet ist, was den Umgang mit der Corona-Krise betrifft? Woran hängen Sie das auf?
Wir haben exzellentes und gut ausgebildetes Fachpersonal und eine hohe Fachkraftquote im Landkreis Lichtenfels. Das ist die Basis für alles Weitere. Denn eine hohe Fachlichkeit ist der Garant für eine gute Versorgung. Vor allem dann, wenn wie bei Covid-19 noch viele Unbekannte vorhanden sind und eine klare Leitlinie für die Behandlung nicht gegeben ist. Und wir bewältigen diese Krise, trotz des einen oder anderen Reibungsverlusts, sehr gut. Das wird gerade im internationalen Vergleich deutlich.
Gab es Dinge, die ihnen in jüngster Zeit besonders unangenehm aufgefallen sind?
Die Aussagen von Prof. Dr. Zastrow bezüglich der Mitarbeiter im Klinikum Sonneberg haben mich wirklich wütend gemacht.
(Zastrow, Leiter des Hygiene-Instituts des Regiomed-Klinikverbunds, hatte die Mitarbeiter, die sich mit dem Corona-Virus infiziert hatten, als dumm bezeichner; Anm. d. Red.) Sie sind arrogant, bodenlos und abgehoben. Ich stehe hier ganz klar hinter der Belegschaft! Es sind genau diese Mitarbeiter, die sich jeden Tag aufs Neue der Gefahr einer Infektion aussetzen. Dafür bin ich ihnen dankbar und habe größten Respekt. Das einzig "dumme" in diesem Zusammenhang ist hier die Aussage dieser Führungskraft.
Welche Punkte gibt es, die man als Aufsichtsratsmitglied in Bezug auf das Klinikum Lichtenfels besonders im Auge haben muss?
Im Bereich der großen Strukturen geht es darum, dass wir in Lichtenfels weiterhin in verschiedenen Bereichen eine spezialisierte Versorgung anbieten wollen. Daher bin ich gegen ein medizinisches Konzept, das ein zentrales Krankenhaus in Coburg vorsieht und den anderen Häusern nur eine Satellitenfunktion zukommen lässt. Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Spitzenmedizin an jedem Haus praktiziert werden kann. Denn das ist ein entscheidender Standortfaktor, um in der kleineren Struktur, also auf Ebene der einzelnen Klinik, für Fachpersonal attraktiv zu bleiben und die Häuser in den Regionen zukunftsfest zu machen. Alles steht und fällt mit einem fachlich guten und zufriedenen Personal vor Ort. Dafür muss der Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden. Gerne stehe ich gerade für das Personal als Ansprechpartnerin für Verbesserungsvorschläge zur Verfügung.
Regiomed hat sowohl in Thüringen, als auch in Bayern Standorte. Ergeben sich aus dieser Kooperation zwischen zwei Bundesländern aus Ihrer Sicht Probleme?
Einer der Knackpunkte in der Krankenhausfinanzierung sind die oftmals mangelhaften Investitionskosten der Bundesländer. Die Krankenhäuser sind ja dual finanziert. Die Betriebskosten müssen sie selbst beitragen, aber die Investitionskosten sind von den Ländern zu tragen. Bayern ist hier mit 643,5 Millionen Euro jährlich der absolute Spitzenreiter und stellt den Krankenhäusern umgerechnet 8261 Euro pro Bett zur Verfügung. Thüringen hingegen investiert hier nur 60 Millionen Euro, was umgerechnet 4009 Euro pro Bett sind. Da geht die Schere ganz schön auseinander und das muss ein Klinikverbund vor allem auf die lange Sicht gut im Blick haben. Und wenn ich vor diesem Hintergrund mal der Thüringer Staatskanzlei einen Besuch abstatten muss, mache ich das sehr gerne, denn Erfurt ist eine wunderschöne Stadt.
red