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Gute Chancen auf Schutzzaun


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Dienstag, 24. Januar 2017

Der Kreisbrandrat hat das Anbringen eines Wildschutzzauns im Bereich aller sechs Tunnelportale der Schnellzugtrasse im Landkreis Lichtenfels empfohlen.
Ein Wildschutzzaun soll für mehr Sicherheit an den Tunnelportalen auf der ICE-Strecke durch den Landkreis Lichtenfels sorgen. Im Bild der Eierberg-Tunnel bei Wiesen. Foto: Matthias Einwag


Noch heuer werden die Züge auf der ICE-Neubaustrecke fahren. Bis dahin sollten sicherheitsrelevante Fragen geklärt sein. In regelmäßigen Abständen gibt es jetzt Besprechungen, in die Rettungsorganisationen einbezogen werden. Zu der Frage, ob und in welchen Bereichen entlang der Schnellzugtrasse Schutzzäune erforderlich sind, hat die DB Netz AG Gutachten eingeholt. Eine Notwendigkeit war zunächst nur für zwei Tunnelportale attestiert worden. Am gestrigen Dienstag hat aber Kreisbrandrat Timm Vogler für alle drei Tunnel, also für sechs Tunnelportale auf der Strecke, eine solche Zäunung empfohlen. Nach dem jüngsten Treffen der Arbeitsgruppe Gefahrenabwehr, die länderübergreifend (Bayern und Thüringen) gegründet wurde, sagte er: "Ich bin guter Dinge, dass diese Empfehlung entsprechend gewürdigt und umgesetzt wird."

Die Frage eines Schutzzaunes war in den zurückliegenden Wochen auch öffentlich thematisiert worden. Dabei wurde auf das Entgleisen eines ICEs 2008 bei Fulda verwiesen. Der Zug war mit 220 Stundenkilometern in eine Schafherde gerast. Es gab 19 Verletzte; trotzdem muss man sagen, dass der Unfall noch glimpflich ausgegangen ist. Gegen den Schäfer wurde damals zwar ermittelt, doch ihn traf keine Schuld - das Verfahren wurde eingestellt. Etwas muss die Tiere in Panik versetzt haben, so dass sie sogar einen Bach querten und auf die Gleise liefen. Möglicherweise waren es freilaufende Hunde, ein Faktor, den man nie ganz ausschließen können wird.



Der Gedanke an so ein Szenario versetzte auch den Wanderschäfer Anton Wunderlich aus dem Landkreis Lichtenfels in Sorge. Er suchte das Gespräch mit dem Bauernverband (BBV), wo man seine Bedenken teilte. Ein einfacher Elektrozaun, wie er üblicherweise zum nächtlichen Einpferchen von Schafen, aber auch entlang einer Pferdekoppel benutzt wird, würde völlig verängstigte Fluchttiere nicht aufhalten. Darin waren sich Tierhalter im BBV-Gespräch einig. Deshalb wäre ein Wildschutzzaun an der ICE-Strecke das Mindeste, um die Sicherheit zu gewährleisten. Autobahnen seien in der Regel ja auch gezäunt, und der Zug fahre mit noch höherer Geschwindigkeit und mit noch mehr Menschen an Bord. Auch Jäger unterstützten die Forderung und wiesen auf die starke Population von Wildschweinen in diesem Bereich hin. Kreisbrandrat Vogler gab seine Stellungnahme nun nach zusätzlicher Rücksprache mit der Jagd- und Naturschutzbehörde im Landratsamt Lichtenfels ab.

Zu hören, dass es gute Chancen auf Schutzzäune im Bereich der Tunnelportale gebe, hat Schäfer Anton Wunderlich positiv aufgenommen. "Das ist schon mal ein Anfang", sagte er, wohl wissend, dass eine komplette Einzäunung nicht vorgesehen ist. Auch er hatte gestern ein Gespräch mit Vertretern der Bahn. Einer Entscheidung werde eine nochmalige Prüfung vorausgehen, habe man ihm gesagt. Der Schäfer hat darauf hingewiesen, dass ein Zaun es ermöglichen würde, Ausgleichsflächen entlang der Trasse besser zu bewirtschaften beziehungsweise zu pflegen. Eine natürliche Beweidung, egal ob durch Schafe oder andere Tiere, wäre für die Bahn seiner Meinung nach auf lange Sicht sogar kostengünstiger.