Gurrende Tauben-Freunde fürs Leben

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Gottfried Fischer mit einer seiner Elsterkröpfer-Tauben, die ihm zum Titel Deutscher Meister verholfen haben. Fotos: Matthias Hoch
Gottfried Fischer mit einer seiner Elsterkröpfer-Tauben, die ihm zum Titel Deutscher Meister verholfen haben. Fotos: Matthias Hoch
Blick in den Taubenschlag des Wolfsdorfer Züchters, wo aktuell 16 Zuchtpaare leben.
Blick in den Taubenschlag des Wolfsdorfer Züchters, wo aktuell 16 Zuchtpaare leben.
 
Der Deutsche Meistertitel ist die jüngste Auszeichnung, die Gottfried Fischer für seiner Tauben bekommen hat. Bänder, Wimpel, Pokale und Sonderpreise zieren in seinem Haus Wände und Regale. Aber auch ohne die Preise würden ihm die Tiere Freude machen, sagt er.
Der Deutsche Meistertitel ist die jüngste Auszeichnung, die Gottfried Fischer für seiner Tauben bekommen hat. Bänder, Wimpel, Pokale und Sonderpreise zieren in seinem Haus Wände und Regale. Aber auch ohne die Preise würden ihm die Tiere Freude machen, sagt er.
 

Sein erstes Paar Elsterkröpfer bekam Gottfried Fischer in den 50er Jahren von seinem Vater. Nun erreichte der Züchter aus Wolfsdorf zum zweiten Mal den Titel Deutscher Meister mit seinen Tauben. Aber die Preise sind für ihn nur eine schöne Nebensache. Er hat an den Tieren einfach Freude.

Wenn Gottfried Fischer die Tür zum Taubenhaus öffnet, beginnt die Kommunikation. Auf sein Kommando hin blasen die Vögel ihren ohnehin schon dominanten, rotbraun gefärbten Kropf noch größer auf, oder begeben sich durch eine Öffnung in der Holzwand hindurch an ihre Schlafstätte. Die Elsterkröpfer, auf die sich der Wolfsdorfer spezialisiert hat, haben eine für Tauben sehr aufrechte Haltung. "Elegant", wie der Züchter findet. Als Junge habe ihm das schon gefallen, erzählt er, und kann sich noch da ran erinnern, wie damals sein Vater von einem Taubenmarkt in Michelau das erste Pärchen Elsterkröpfer mitgebracht hatte. 13, 14 Jahre dürfte er damals gewesen sein. Bei den Tauben, die der Vater hielt, war es auf Schönheit nicht so angekommen. Aber diese besonderen Tauben ließen Gottfried Fischer seither nicht mehr los.

Als er seine Frau kennen lernte, waren die Vögel schon da.
Während seines Berufslebens im Schichtdienst bei der Post widmete er ihnen - neben der Familie - viel seiner freien Zeit, und jetzt, im Ruhestand, noch mehr. In den Sommermonaten kämen da wohl rund drei Stunden am Tag zusammen, im Winter eine bis eineinhalb, meint er. Füttern, saubermachen, beobachten - im Stall findet er immer etwas zu tun. Und dabei redet er mit seinen Tauben und freut sich, wenn sie auf ihn zukommen oder auf einen von ihm geformten, für Außenstehende wohl zunächst etwas befremdlich anmutenden Laut hin sich aufrichten und "blasen". "Tauben brauchen Vertrauen", betont der Züchter. Sie verhielten sich in Anwesenheit fremder Personen oder auch nur, wenn er ungewohnte Kleidung trage, anders als sonst.

Das birnenförmige Blaswerk der Tiere ist ein wichtiges Kriterium für eine gute Bewertung bei Zuchtschauen. "Es war bei den Tauben in den 50er Jahren noch nicht so ausgeprägt wie heute", berichtet Fischer. In den vergangenen Jahrzehnten erzielte man eine edlere, hochstehende Erscheinung. Die sollen die Elsterkröpfer bei den Schauen auch zeigen. Das tun sie, "wenn man sie gut dressiert hat", sagt der Wolfsdorfer, der 1973 in den Sonderverein der Elsterkröpferzüchter Deutschland eingetreten ist. Über Bundesländergrenzen hinweg wird darin eine Gemeinschaft gepflegt, die der heute 69-Jährige nicht mehr missen möchte.

Wenn im Herbst die Züchter an verschiedenen Orten im Land und mit unterschiedlicher Konkurrenz ihre Tiere ausstellen, ist auch Gottfried Fischer mit von der Partie. Im vergangenen Dezember hat er - zum zweiten Mal schon - den Titel eines Deutschen Meisters errungen. Die Auszeichnung verdankt er seinen fünf schönsten Tauben, die sich in der Nürnberger Messehalle unter rund 250 Elsterkröpfern aus dem ganzen Bundesgebiet entsprechend hervorgetan hatten. Mit zwölf Tieren im Auto und einem guten Gefühl war Fischer dorthin gefahren.

Eine Badewanne für Tauben

In den Tagen vorher wird stets ein noch größeres Augenmerk als sonst schon auf das Aussehen der Tiere gelegt. Sie bekommen einen Wanne zum Bad hingestellt, bei Bedarf auch die Füße mit warmen Wasser gewaschen und für einen gepflegten Glanz mit etwas Salatöl eingerieben...

Natürlich freut sich Gottfried Fischer über die Auszeichnung. Sie ist ihm Motivation, mit dem recht hohen Aufwand weiterzumachen, doch auch ohne Preise würde er nicht von seinen Tauben lassen, wie er betont. Er mutet ihnen auch ganz bewusst nicht mehrere Schauen in engem Abstand hintereinander zu. "Das ist zu viel für sie."
"Mir hat das immer Spaß gemacht mit den Tieren", sagt er. Es sei ja auch immer wieder neu. Schon jetzt, im Winter, habe er im Kopf einen gewissen Plan, welche Täuber und Täu binnen aufgrund ihrer jeweiligen Eigenschaften gut harmonieren würden. "Was der eine nicht hat, muss der andere haben."

Dann fiebere man schon mit, wenn die ersten Jungen in der Brutschale sitzen. Wenn er das so schildert, hat man keinen Zweifel daran, dass ihm die Beschäftigung mit den Tieren Freude macht. Und das schon die meiste Zeit seines Lebens. In all den Jahren hat er an Erfahrung gewonnen, merkt gleich, wenn einer Taube einmal etwas fehlt, weiß, was man am besten füttert und kennt manche Kniffe für eine erfolgreiche Zucht. Die behalte man als Züchter, bei allem guten Miteinander mit Kollegen, natürlich lieber für sich, merkt er schmunzelnd an.

Dass immer wieder auch Tauben auf dem Teller statt vor dem Preisrichter landen, ist für ihn ein normaler Vorgang, bei dem er auch selbst Hand anlegen kann. Wenn man aus der Landwirtschaft kommt, sei einem das nicht fremd. Dennoch habe in den ersten Jahren noch sein Vater das Schlachten übernehmen müssen.
Gottfried Fischer will seinem Hobby nachgehen, solange ihm dies möglich ist. Wohl wissend, dass es ein aussterbendes Hobby ist. "Unser jüngster Züchter im Verein ist ein paar 50", erzählt er, Jüngere kämen kaum nach. Der Beruf erfordert heute mehr Mobilität, wie er bei seinen Kindern sehen konnte. Sich in Sachen Urlaub einschränken zu müssen, ist für viele auch ein Grund, sich lieber keine Tiere zu halten. Ihm selbst genügen Kurzreisen, und dann ist er seinem Nachbarn fürs Einspringen dankbar. Die vielen Angebote der Freizeitgestaltung und der Ablenkung, die es heute gibt, die habe man früher einfach nicht gehabt, unterstreicht er.