Günter Dippold wird kein Stadtrat
Autor: Ramona Popp
Lichtenfels, Montag, 24. März 2014
Günter Dippold, der unterlegene Bürgermeisterkandidat der CSU, erklärt den Verzicht auf sein Stadtratsmandat in Lichtenfels. Hinter seiner Zusage, den künftigen Bürgermeister zu unterstützen, steht er weiterhin.
Die Nachricht ist ein Paukenschlag: Günter Dippold nimmt sein Stadtratsmandat nicht an. Am gestrigen Montag hat er Bürgermeisterin Bianca Fischer als Wahlleiterin schriftlich seinen Verzicht erklärt. Mit seinem Sitz im künftigen Kreistag habe dies nichts zu tun, wie der Bezirksheimatpfleger auf Nachfrage betont. Dippold hatte bei der Bürgermeisterwahl in seiner Heimatstadt am 16. März 24,49 Prozent der Stimmen erhalten. Überraschender Sieger im ersten Wahlgang war Andreas Hügerich (SPD). Die weiteren Kandidaten Mathias Söllner und Gernot Brand hatten für die Grünen und für die Freien Wähler 6,38 beziehungsweise 5,11 Prozent geholt.
Günter Dippold, der als parteiloser Kandidat für die CSU angetreten war, hatte gleichzeitig die CSU-Stadtratsliste angeführt und war im Ergebnis hier nur von der Bundestagsabgeordneten Emmi Zeulner überholt worden. Er erhielt 5907 Stimmen.
Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Günter Dippold: Das Ergebnis der Bürgermeisterwahl spricht eine deutliche Sprache. Es ist, gemessen an den üblichen Wahlergebnissen der CSU in Lichtenfels, als Aufforderung zu deuten, mich aus der Stadtpolitik he rauszuhalten. Das Votum für mich als Stadtratskandidaten ist nicht so klar, als dass es eine andere Richtung weisen würde. Ich ziehe hieraus die Konsequenz und trete, anders als geplant, mein Stadtratsmandat nicht an. Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht. Denn ich habe im Wahlkampf wunderbare Unterstützung von vielen Bürgerinnen und Bürgern erfahren. Es war für mich eine bereichernde Zeit. Stellvertretend danke ich dem CSU-Stadtverbandsvorsitzenden Christian Barth und dem JB-Vorsitzenden Christian Bauer für ihre unermüdliche Arbeit für die gemeinsame Sache.
Sie hatten ja schon am Wahlabend durchblicken lassen, dass die Unterstützung für Sie aus der CSU nicht ungeteilt war. Hat das für Ihre jetzige Entscheidung eine Rollen gespielt?
Die Unterstützung aus der CSU war freilich nicht einhellig. Teile der Fraktion haben mich im Wahlkampf nicht unterstützt oder sind mir offen in den Rücken gefallen. Die Fraktionsführung hat Abweichlern, die ungescheut gegen mich gearbeitet haben, offenbar mindestens tatenlos zugesehen. Der bisherige Fraktionsvorsitzende hat sich zwei Tage vor der Wahl in einem Leserbrief gegen mich gewandt. Hier ist eine Grundlage für vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht gegeben.
Wer rückt nun nach?
Es rückt für mich Dr. Andrea Starker nach, die den Einzug ohnedies bloß wegen weniger Stimmen verpasst hat. Sie ist neu im Stadtrat, sie ist engagiert und kompetent. Fachärztliche Versorgung wird in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema der Stadtpolitik sein, und auch der Klinikneubau betrifft die Stadt vielfach. Allein deshalb schon ist es gut, eine Ärztin im Stadtrat zu wissen. Außerdem erhöht Dr. Starker den viel zu niedrigen Frauenanteil im Stadtrat. Dass vier der sechs Stadtratsfraktionen nur aus Männern bestehen, ist bedenkenswert und bedenklich. An fähigen Kandidatinnen hat es eigentlich auf keiner Liste gefehlt.
Sie hatten am Wahlabend dem künftigen Bürgermeister Andreas Hügerich Unterstützung zugesagt...
Meine Zusage an Andreas Hügerich, ihn in seinem schweren Amt zu unterstützen, wird von meiner Entscheidung über den Stadtratssitz in keiner Weise berührt. Sie gilt nach wie vor. Ich habe ihn als jemanden kennengelernt, der offen auf Menschen zugeht. Das kann unserer Stadt gut tun. Lichtenfels wird mit ihm nun hoffentlich einen Bürgermeister bekommen, der nicht beratungsresistent ist. Deshalb kann er ohne Wenn und Aber auf meinen Rat und meine tätige Hilfe rechnen, solange er - und daran zweifle ich nicht - eine familien-, behinderten- und kulturfreundliche Politik verfolgt.
Das Gespräch führte Ramona Popp