Gruselig: Die Kelten waren Kopfjäger
Autor: Martina Drossel
Kleukheim, Freitag, 09. August 2019
Gut 50 "Zeitreisende" tauchten am "Hanbüchla" mit Anton Köcheler in das Leben der Kelten ein. Der Experte hatte viel zu erzählen.
Mit einem Durchmesser von bis zu 25 Metern sind sie eigentlich riesig - und doch bleiben sie den Blicken der Wanderer, Radler und Autofahrer oft verborgen: die zehn Hügelgräber aus der frühen Eisenzeit, die wohl um 600 vor Christus im Waldstück "Hanbüchla" an der Grenze der Landkreise Lichtenfels und Bamberg angelegt wurden. Doch wer waren die Toten, die hier bestattet wurden? Wie sahen sie aus, wie lebten und an was glaubten sie? Diesen und anderen Fragen ging Anton Köcheler bei einer Wanderung auf den Spuren der Kelten nach. Gut 50 Leute schlossen sich ihm an.
Der Flurname "Hanbüchla", sagte der Kelten-Experte, lasse sich wohl von den Worten Hain, also Wäldchen, und Buche ableiten. Sprich: Hier stand einst ein kleiner Buchenwald. Und die Bewaldung ist auch der Grund, warum sich die keltischen Gräber erhalten haben: Der Boden eignete sich nicht als Ackerfläche, die Totenruhe wurde durch keinen Pflug gestört.
Es war um 1840, als der Frauendorfer Pfarrer Lukas Herrmann rund 1000 Hügelgräber in Oberfranken (wissenschaftlich nach den damaligen Methoden) erforschte, darunter auch die im Waldstück zwischen Oberleiterbach und Kleukheim. In den 1980er-Jahren kamen dann die Experten des Landesamts für Denkmalpflege zu einer Nachgrabung, da ein Grab als zerwühlt gemeldet wurde. In Laserscans des Bayernatlasses wird die Anordnung und Größe der zehn Hügel deutlich, und auch die Altstraße wird sichtbar. Diese führte von Scheßlitz nach Prächting und ins Maintal, höchstwahrscheinlich sogar vom Staffelberg zum Ehrenbürg ("Walberla").
Es waren keine Fürsten, die im "Hanbüchla" bestattet wurden, aber der ein oder andere Großbauer. Die Funde, von denen einige im historischen Museum Bamberg lagern, sind vor allem Keramikscherben, und der Rest eines Melonenarmbands, das Teil der keltischen Frauentracht war.
"D i e Kelten gab es eigentlich nicht", erklärte Köcheler. "Kelten lebten von Ungarn bis Frankreich, also in ganz Mitteleuropa. Es war ein Nebeneinander von verschiedenen Stämmen mit ähnlicher Sprache und Sachkultur." Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Kelten sich aus den spätbronzezeitlichen Kulturen entwickelten, die schon da waren, also nicht eingewandert sind. "Möglicherweise hat man bereits in der Spätbronzezeit Keltisch gesprochen, eventuell mit verschiedenen Dialekten." Reste der keltischen Sprache erhielten sich im Gälischen, im Bretonischen, in Wales, in Irland oder auch in Schottland.
"Leider haben die Kelten über ihre Lebensweise, Sitten und Gebräuche nichts überliefert, weil sie die Schrift erst im dritten Jahrhundert vor Christus von den Mittelmeerländern übernahmen, dies aber auch nur für Verträge, Auflistungen und Statistiken". Händler und Geschichtsschreiber der Römer und Griechen aber haben Berichte über ihre Begegnungen mit Kelten hinterlassen.
"Kelten waren vor allem Bauern, bauten Getreide wie Emmer, Einkorn und Gerste und Hülsenfrüchte wie Erbsen und Bohnen an und hielten Ziegen, Schweine, Schafe und vor allem Rinder", erklärte Köcheler. Das Nationalgericht war eine Art Eintopf. Der tapferste Krieger bekam beim Essen den so genannten "Heldenbissen", also das beste Stück Fleisch. Oft wurde darum gestritten und gekämpft, ab und an mit tödlichem Ausgang.