Grundfelder fürchten Flächenfraß im "Gewerbegarten"
Autor: Gerda Völk
Grundfeld, Dienstag, 16. April 2019
In Grundfeld kochen wegen der Lagerhallenpläne der Firma CS Trans die Emotionen hoch.
Nicht über, sondern miteinander wolle man reden, sagte BN-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt, der gemeinsam mit betroffenen Anwohnern der Bürgermeister-Meißner-Straße zu Dorfversammlung eingeladen hatte. Auf einem Areal am nordöstlichen Ortsrand von Grundfeld plant das Logistikunternehmen CS Trans in zwei Bauabschnitten zwei Lagerhallen und ein Bürogebäude zu errichten.
Präzedenzfall für Flächenfraß
Die erste Halle soll 200 Meter lang sein, die zweite 140 Meter lang bei einer Breite von jeweils 75 Metern und einer Höhe von 8,5 Metern. Im Laufe der Diskussion kochten die Emotionen hoch. Reinhardt sah in den erst kürzlich gefällten Stadtratsbeschluss einen Präzedenzfall für weiteren Flächenfraß. Vor allem, weil sich der Stadtrat vor einem halben Jahr gegen eine Bebauung zwischen dem Lärmschutzwall/-wand der B 173, der alten Reundorfer Straße und der Staatsstraße ausgesprochen hatte. Zusammen mit dem Gewerbegebiet in Lichtenfels, hier baut gerade Conzept Laser seinen 3D-Campus, würde mit dem Neubau des Logistikers auf der nordöstlichen Seite von Grundfeld in relativer Nähe ein neues Gewerbegebiet entstehen, das weitere Ansiedlungen nach sich ziehen könnte. Die Blickbeziehung des "Dreigestirns" sollte nicht durch neue großflächige, blockartige Bebauung gestört werden. "Wir wollen nicht, dass der Begriff ,Gottesgarten‘ in Gewerbegarten umbenannt wird", sagte Reinhardt. Während er sich gegen einen weiteren Flächenverbrauch aussprach und alle negativen Folgen für die Natur und Umwelt auflistete, wies der Juniorchef des Logistikunternehmens, Christian Schad, auf den maroden Zustand des angemieteten Gebäudes in einem ehemaligen Produktionsgebäude eines Möbelherstellers hin.
Verantwortung als Arbeitgeber
"Wenn wir keine Aufträge hätten, bräuchten wir keine Logistikzentren", sagte er und wies auf seine Verantwortung als Arbeitgeber hin. Er sei hier aufgewachsen und werde mit Sicherheit nicht die Gegend verschandeln. "Sind unsere Arbeitsplätze nichts wert", fragte ein Lkw-Fahrer des Logistikunternehmens, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.
"Der Stadtrat hat einen Aufstellungsbeschluss für eine qualifizierte Bauleitplanung gefällt, mit dem nichts anderes als das Verfahren eröffnet wurde", erklärte Bürgermeister Jürgen Kohmann. Weiter wies der Bürgermeister darauf hin, dass sich das Verfahren (Februar-Sitzung des Stadtrats) noch in einem Stadium befinde, in dem noch ein Kompromiss möglich sei. Auch Landrat Christian Meißner sei darum bemüht, eine friedliche Lösung zu finden.
"Man findet im Landkreis Lichtenfels Hallen, die größer sind", gab Architekt Bernd Gierlich zu bedenken. Er stellte das geplante Vorhaben bildlich vor. Auch machte er darauf aufmerksam, dass CS Trans für die Fläche, die bebaut wird, an anderer Stelle einen ökologischen Ausgleich schaffen müsse. Gegen eine weitere Bebauung im "Gottesgarten" sprach sich auch Bezirksheimatpfleger Günter Dippold in einem von Reinhard verlesenen Statement aus. Aus denkmalpflegerischer Sicht wendet sich Dippold gegen Logistikhallen zu Füßen von Vierzehnheiligen. Da die Fassade der Basilika auf Fernwirkung berechnet sei, müsse der Blick nach Vierzehnheiligen frei bleiben. Die Entwicklung zwischen Seubelsdorf und Grundfeld zeige, dass wenn die Bebauung erst einmal begonnen hat, die nächsten und übernächsten Projekte folgen werden. Dann werde Vierzehnheiligen vom Maintal aus nicht mehr zu sehen sein und der sogenannte Wallfahrerweg könne seine Wirkung nicht mehr entfalten.
Schwester Regina von der Kongregation der Franziskusschwestern Vierzehnheiligen berichtete, dass von den Gästezimmern der Westfassade aus das geplante Bauwerk des Logistikers zu sehen sein würde. Derweil fragen sich die Anwohner der Bürgermeister-Meißner- Straße, ob Grundfeld auch in Zukunft noch ein Dorf bleiben darf. Sie befürchten eine erhebliche Lärmbelästigung durch Lastwagen und Lieferbetrieb sowie einen Wertverlust ihrer Häuser und eine Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Dabei ist Michael Endres extra aus Weismain hergezogen und hat auf einem Grundstück seiner Schwiegereltern ein Haus gebaut. "Ich würde mir wünschen, das der dörfliche Charakter von Grundfeld erhalten bleibt." Eine Befürchtung bleibt bestehen, wenn das Vorhaben realisiert werden sollte und im Zuge einer neuen Erschließungsstraße weitere Gewebeansiedelungen hinzukommen könnten.