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Große Debatte um Feuerwehrauto


Autor: Ramona Popp

Lichtenfels, Dienstag, 22. Januar 2019

Die Seubelsdorfer Wehr wollte ein anderes als das ausgewählte Fahrzeug. Dafür gab es nachvollziehbare Argumente - aber auch dagegen.
In diesem Gerätehaus der Feuerwehr Seubelsdorf in der Reuthstraße wird das neue Fahrzeug Platz finden.  Popp


Die Freiwillige Feuerwehr Seubelsdorf wird das gleiche Fahrzeug bekommen wie die Kollegen in Kösten, Isling oder Klosterlangheim. Ein kompaktes Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF-W) mit Löschwassertank, das vielseitig einsetzbar ist und schon an elf Orten im Landkreis gute Dienste tut. Aus diesem Grund wurde der Kleintransporter auch bei der Erstellung der Feuerwehrbedarfsplanung für Wehren vergleichbaren Rangs vorgesehen. Doch die Feuerwehrleute aus Seubelsdorf haben dafür gekämpft, ein anderes Auto zu bekommen, eines mit einem Lkw-Fahrgestell. Sie waren deshalb in der Stadtverwaltung vorstellig geworden und auch in der öffentlichen Stadtratssitzung am Montagabend zahlreich vertreten, als die Entscheidung anstand. Zu erleben war dort eine lange und intensive Diskussion über das Für und Wider, sämtliche Eventualitäten und auch über Befindlichkeiten. Die Entscheidung fiel schließlich mit 17:11 Stimmen.

In der Debatte mahnte Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD), die Abstimmung nicht als Bekenntnis für oder gegen eine Feuerwehr zu verstehen. Es gehe um die Sache. Hier taten sich aber viele schwer, vor allem in Anbetracht der hinten im Saal zuhörenden Feuerwehrleute. Sollte man ihrem Wunsch nicht entsprechen, zumal sie zugesichert hatten, die Kostendifferenz vom kleineren zum größeren Fahrzeug von schätzungsweise 24 000 Euro selbst zu stemmen? Dann kämen auf die Stadt ja keine Mehrkosten zu und man bräuchte sich auch nicht den Vorwurf der Bevorzugung gefallen lassen.

Das Hauptargument der Seubelsdorfer Feuerwehrler war das größere Platzangebot im dem von ihnen favorisierten Modell. Zwar kann dieselbe Personenzahl mitfahren, doch Atemschutzgeräte, die sich bei dem kleineren Transporter im Aufbau befinden, können beim größeren Fahrzeug im Mannschaftsraum untergebracht und dort auch schon während des Ausrückens angelegt werden. Hierdurch ergebe sich ein Zeitvorteil. Den allerdings wollte Stadtkämmerer Johann Pantel, der selbst lange Zeit ein aktiver Feuerwehrmann war, nicht überbewerten. Für ihn hatte nicht der höhere Anschaffungspreis, sondern ein zukunftsweisender Aspekt Gewicht: Der Kleintransporter lässt sich auch mit einem Mehr an Ausstattung problemlos für alle fahren.

Bei dem größeren Fahrgestell besteht hingegen die Gefahr, dass bei einer Zusatzbeladung das Gesamtgewicht von 7,5 Tonnen überschritten wird. Bei einer Eintragung für höheres Gewicht würde der günstigere Feuerwehrführerschein nicht mehr ausreichen. Der jeweilige Fahrer müsste einen Lkw-Führerschein vorweisen können. Und hier stellte sich die Frage: Kann die jetzige aktive Mannschaft, die durchweg als hochmotiviert und verlässlich gelobt wurde, heute eine Zusage machen, ob sie in Zukunft ausreichend solche Fahrer haben wird? Die Lebensdauer des anzuschaffenden Fahrzeugs wird immerhin auf an die 25 Jahre geschätzt. Das Führerschein-Argument und der höhere Nutzwert des kompakteren Transporters überzeugten viele Stadträte. Kreisbrandrat Timm Vogler hatte die Unterschiede dargelegt und betont, dies sei auch für ihn ein schwieriger Termin. Einerseits sehe er den Wunsch der Kameraden, andererseits habe er fachlich und objektiv zu informieren. Das größere sei ein tolles Fahrzeug, aber mit weniger Nutzen. Deshalb habe sich die Kreisbrandinspektion für das andere ausgesprochen. Gleichwohl konnte er die Haltungen der Diskutierenden verstehen: "Jeder von Ihnen hat Recht."

Roland Lowig (WLJ), Feuerwehrreferent der Stadt, stellte sich hinter die Empfehlung aus der Bedarfsplanung. Kein Kommandant habe sich hierzu negativ geäußert. Monika Faber (SPD) führte das Prinzip der Gleichbehandlung und die größere Löschwasserreserve für das von der Verwaltung vorgeschlagene Auto ins Feld und betonte: "Ich gehöre nicht zu den Leuten, die jemandem nach dem Mund sprechen."

Das Bedürfnis, Freude am Arbeitsgerät zu haben, stellte Frank Rubner (CSU) heraus, als er dafür plädierte, dem Wunsch der Seubelsdorfer zu entsprechen. Sabine Rießner (CSU) folgte dem und ergänzte, dass der Bedarfsplan aus einer Zeit stamme, als Betriebserweiterungen und -ansiedlungen in Seubelsdorf noch nicht nicht feststanden.

Johannes Oppel (WLJ), Kommandant der Jura-Feuerwehr Lahm, zollte den Seubelsdorfern hohen Respekt für ihre Motivation und ihre Bereitschaft, die Differenzsumme selbst zu zahlen. Dennoch überwogen für ihn - wie letztlich für die Mehrheit im Stadtrat - die Punkte, die für das von der Kreisfeuerwehrführung vorgeschlagene Fahrzeug sprachen.