Glasklare Sole sorgt für Vergnügen in der Therme
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Donnerstag, 01. Oktober 2020
Im Frühjahr war die Obermain-Therme während des Lockdowns wochenlang geschlossen. Diese besucherfreie Zeit wurde genutzt, um intensive Sanierungs- und Reparaturarbeiten an Solebecken, -leitungen und -behältern auszuführen.
Der Thermalbadbesucher merkt nichts davon, was sich unterirdisch tut. Aus 1600 Metern Tiefe wird Salzsole gefördert, die vor Millionen Jahren im Jura-Meer entstanden ist. Doch die Natursole kann nicht in die Becken gefüllt werden. Sie muss erst aufbereitet werden. Dafür sind Technischer Leiter Georg Zapf und sein elfköpfiges Team zuständig. Sie bedienen die umfangreichen Aufbereitungsanlagen in den Untergeschossen des Thermalbads, die soeben aufwendig saniert wurden.
Die 52 Grad warme Ursole mit einem Salzgehalt von zwölf Prozent, wird nach dem Fördern aus der Tiefe technisch behandelt. Als Natursole fließt sie in die Piscinen und in die Warmwasserbäder. Auch die beiden Natursolebecken werden damit gespeist. In schwächerer Konzentration wird das Thermalwasser in die anderen Becken geleitet.
Der geförderten Sole wird in den ausgedehnten technischen Anlagen in den Kellergeschossen die Kohlensäure entzogen und gesammelt. Die Säure wird zum pH-Wert-Ausgleich wieder benötigt. "Wir bereiten - abhängig vom Verbrauch - in der Stunde etwa sieben Kubikmeter Wasser auf", sagt Georg Zapf. Diesem Wasser müssen zunächst Eisen- und Manganpartikel entzogen werden - sonst wäre das Wasser nicht glasklar, sondern braun. Die Badewasserverordnung schreibe jedoch vor, dass das Wasser in den Becken den Blick bis zum Grund ermöglichen muss.
Geklärtes Abwasser in den Main
Mindestens ebenso wichtig wie die Versorgung mit Thermalwasser ist dessen Entsorgung. Dafür steht eine mechanische Kläranlage mit einer rund 890 Meter langen Ableitung in den Main zur Verfügung. Das Wasserwirtschaftsamt überwacht die Aufzeichnungen, die rund um die Uhr angefertigt werden. So dürfen zum Beispiel kein Chlor und keine Trübstoffe von Badenden in den Fluss geleitet werden. Das Wasser dürfe beim Ausleiten nicht wärmer sein als 25 Grad. Zu viel Salz befindet sich nicht im Abwasser der Therme: "Was wir ausleiten, ist so stark verdünnt, dass es keine Aufsalzung des Mains darstellt."
Im Frühjahr und Frühsommer, als der coronabedingte Lockdown zu einer Schließung des Thermalbads führte, wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten ausgeführt. "In dieser Stillstandszeit haben wir unsere Suuri-Sauna entkernt, die Anfang der 1990er-Jahre gebaute erste Event-Sauna", sagt Georg Zapf. Diese Sauna sei seitdem im Dauerbetrieb gewesen und musste dringend saniert werden. Ebenso sind der Boden und die Heizungsleitungen des Ruhehauses Salvos sowie Piscina-Becken komplett erneuert worden. "Während des Lockdowns konnten wir das tun, ohne auf Gäste Rücksicht nehmen zu müssen", fährt er fort. Die Schäden seien sehr groß gewesen - jetzt seien die Anlagen wieder für viele Jahre sicher nutzbar.
Saniert wurde zudem ein Badewasserbehälter aus Beton im Keller des Thermalbads. Die Baustoffe des 1986 errichteten Speichers seien durch die aggressive Natursole in den vergangenen Jahren schadhaft geworden. Nun wurde der Behälter mit Kunstharz beschichtet und sei somit für die nächsten 30 Jahre einsatzbereit. "Das alles hätten wir im laufenden Betrieb so gar nicht bewerkstelligen können", resümiert Georg Zapf.
Werkleiter Hans Josef Stich beschreibt die Sanierung so: "Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Zeit des Lockdowns genutzt, um wichtige Reparaturen und Sanierungen auszuführen, die im laufenden Betrieb unmöglich gewesen wären. Andernfalls hätten wir Teile der Therme sperren müssen - und es hätte sicher viel länger gedauert."