Gewinn bei Baur ist so hoch wie noch nie
Autor: Matthias Litzlfelder
Weismain, Mittwoch, 16. April 2014
Die Entwicklungen bei der Tochter BFS haben bei den Verantwortlichen zuletzt ein Umdenken ausgelöst. Der Versandhändler will kein Wachstum um jeden Preis, sondern gute Ergebnisse. Sportscheck fällt heuer als Auftraggeber weg.
Es ist sogar noch etwas besser gekommen als beim Neujahrsempfang im Januar prognostiziert. Ende Februar hat der Versandhändler Baur sein Geschäftsjahr 2013/14 beendet. "Ein außerordentlich erfreuliches Geschäftsjahr", wie Albert Klein, Sprecher der Baur-Geschäftsführung, gestern bei einem Pressegespräch bestätigte. Der Gewinn des Unternehmens war dabei laut Klein so hoch wie noch nie. Wie hoch, das ließ der Geschäftsführer offen. Nur so viel verriet er: Es seien am Ende sechs Millionen Euro mehr gewesen als noch im Januar gedacht. "Damit können wir wieder etwas an unsere Gesellschafter ausschütten", sagte Klein.
Die Konzernmutter Otto und die Friedrich-Baur-Stiftung werden es zufrieden registriert haben. Für das exzellente Ergebnis machte Klein vor allem zwei Effekte verantwortlich: die Schließung der Baur-Kaufwelt und die Rückgabe der Tochter Mirapodo an die Otto-Gruppe.
Internetanteil bei 80 Prozent
Der Umsatz der Baur-Gruppe liegt dabei mit 669 Millionen Euro nur rund ein Prozent über dem Geschäftsjahr 2012/13. Bereinigt um die Kaufwelt- und Mirapodo-Umsätze komme Baur aber auf eine Umsatzsteigerung von rund sieben Prozent, berichtete Klein.
Die Kernmarke Baur hat laut Klein mit einem Plus von drei Prozent zur Umsatzsteigerung der Gruppe beigetragen. Hier mache sich die Umsetzung der "Vision 2020" bemerkbar. Darin hatte Baur beschlossen, sich künftig auf seine Zielgruppe auszurichten - die Frau zwischen 40 und 55 Jahren - und die Schwerpunktsortimente Damenoberbekleidung, Schuhe und Möbel zu favorisieren. Außerdem mache sich von Jahr zu Jahr das Wachstum im Internet bemerkbar. 2004 war Baur mit seinem ersten Internetshop gestartet. Heute, zehn Jahre später, ist der einstige Versandkatalog schon beinahe Geschichte. "Wir tätigen rund 80 Prozent unseres Umsatzes über das Internet", sagte Klein.
"Das ging alles schneller als gedacht." Dennoch werde es bei Baur einen Papieranteil weiter geben. Zwar nicht mehr die dicken Kataloge wie einst, aber dünnere gezielte Ausgaben. "Selbst diejenigen, die nur mit Online begonnen haben, haben inzwischen kleine Kataloge im Einsatz", sagte Klein und nannte als Beispiel den Mitbewerber Zalando.
Dienstleister für Otto-Gruppe
Wie wichtig das Thema E-Commerce am Obermain inzwischen genommen wird, zeigen die neuesten Planungen der Geschäftsführung. Man werde diesen Bereich wohl in diesem Jahr in eine eigene Gesellschaft ausgliedern, kündigte Klein an. Dabei strebe man an, auch als Dienstleister für andere Firmen zu agieren, zum Beispiel beim Betreiben einer Internet-Plattform oder beim Einstellen von Artikeln ins Netzangebot. Allerdings will Baur nicht noch einmal die Fehler machen wie bei der Dienstleister-Tochter Baur Fulfillment Solutions (BFS). Die 2004 gegründete Tochterfirma hatte zunächst konzernintern agiert, von 2008 an aber verstärkt externe Kunden geworben. Irgendwann passten die Konditionen nicht mehr. Die Preise für die Dienstleistungen führten zu einer "Ergebnisschieflage", wie es Baur-Geschäftsführer Klein heute ausdrückt. BFS habe das Kundenwachstum nicht stemmen können.
Die E-Commerce-Ausgliederung will Baur deshalb langsamer angehen. Erst werde diese neue Firma nur für Baur arbeiten, dann für den Konzern "und dann werde man sehen", sagte Klein.
Bei BFS sei die Neuausrichtung inzwischen erfolgreich abgeschlossen. "Wir wollen dieses Geschäft weiterbetreiben. Der Markt ist da", kündigte Klein an. Schließlich arbeiteten aktuell mehr als 1600 Mitarbeiter für BFS. "Da hat man auch eine Verantwortung." Der Vertrag mit dem Kunden S.Oliver sei verlängert worden. Und auch die Logistik-Dienstleistungen für Fressnapf liefen auf jeden Fall bis 2016 weiter. Daneben gebe es noch weitere Kunden. Entscheidend sei aber künftig: Rentabilität vor Wachstum.
Insgesamt beschäftigt die Baur-Gruppe 4400 Menschen, davon 400 bei der Tochter Unito in Österreich. Eine neue Herausforderung für Baur in diesem Jahr ist der Wegfall der Logistikarbeiten für die Otto-Tochter Sportscheck Mitte des Jahres. Sportscheck will künftig mit eigener IT seine Ablaufprozesse anders gestalten. Für Baur ist der Wegfall kein Pappenstiel. Schließlich gingen ein Fünftel der jährlich 65 Millionen Teile, die im Frachtumschlagszentrum Altenkunstadt abgewickelt werden, auf das Konto von Sportscheck. Klein will dies aber mit Aufträgen anderer Konzernkunden ausgleichen und die Arbeitsplätze erhalten.
Aktuell zeigt sich, dass der Markt für Baur umkämpft und schwierig ist. "Wir werden unsere Ziele in der Frühjahr-Sommer-Saison nicht erreichen", sagte Klein. Dennoch strebe Baur im neuen Geschäftsjahr an, um zwei bis drei Prozentpunkte zu wachsen.