Gewalt gegen Polizisten in Lichtenfels: Oft ist Alkohol im Spiel
Autor: Matthias Einwag
Lichtenfels, Donnerstag, 31. August 2017
Gewalttätige Angriffe gegen Polizisten mehren sich in Oberfranken. Im Kreis Lichtenfels blieb vor allem ein Fall aus Weismain den Beamten in Erinnerung.
604 Fälle von Gewalt registrierte das Polizeipräsidium Oberfranken 2016 gegen Polizeibeamte. Dies stelle nach zwei Jahren wieder eine Steigerung um 14,2 Prozent, also um 75 Fälle, dar. 2020 Ordnungshüter waren davon betroffen, rund 190 Beamte erlitten bei den Angriffen zum Teil schwere Verletzungen. Nahezu täglich werden oberfränkische Polizisten von Straftätern beleidigt und körperlich oder gar mit Waffen angegriffen, heißt es in einer Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken.
"Bei uns haben sich diese Angriffe im Rahmen des Normalen bewegt", relativiert Ralf Fenderl, der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Lichtenfels. Aggressiv würden vor allem junge Leute bis etwa 25 Jahre, wenn übermäßiger Alkoholkonsum im Spiel sei. "Sobald sie wieder nüchtern sind, sind sie total verändert", sagte Fenderl. Dass Polizeibeamte sich einem gewissen Risiko aussetzen müssen, erklärte Fenderl so: "Das gehört ein Stück weit zu unserem Beruf - sonst müsste man im Notfall ja keine Polizei rufen."
Ein Vorfall in Weismain ist Fenderls aber noch in Erinnerung. Damals wurde ein Polizeibeamter angespuckt. Der Kollege habe sich noch sehr lange Gedanken darüber gemacht, ob durch den Speichel nicht etwa Krankheitserreger übertragen worden sein könnten.
Beziehungsstreit in Weismain
Zur Erinnerung: Am 7. Februar 2016 waren in Weismain zwei erheblich alkoholisierte Lebensgefährten in Streit geraten. Beim Eintreffen der ersten Streifenbesatzung umklammerte der aggressive mit einer blutenden Kopfwunde verletzte Tatverdächtige den Geschädigten in der verwüsteten Wohnung. Ein Beamter forderte den Beschuldigten auf, sein Opfer loszulassen. Als der Mann dem nicht nachkam, griff der Polizist den Geschädigten worauf der Täter versuchte, dem Beamten in die Genitalien zu treten. Erst nach Eintreffen weiterer Polizisten ließ sich der Beschuldigte so weit beruhigen, dass er einer ärztlichen Behandlung zustimmte. Da er im Rettungswagen erneut sehr aggressiv wurde, sollte er auf der Trage fixiert werden. Dabei trat und schlug der Mann um sich und spuckte einem eingesetzten Beamten ins Gesicht.
Der Beschuldigte selbst ist an Hepatitis C erkrankt. Glücklicherweise erfolgte keine Ansteckung, wie entsprechende Untersuchungen bei dem Beamten in der Folgezeit ergaben. Eine Polizistin war beim Widerstand verletzt worden und musste den Dienst abbrechen. Bei allen Beamten wurde die Kleidung mit Blut verunreinigt. Beim Widerstand im Rettungswagen wurden mehrere medizinische Geräte beschädigt