Genau planen kann die Gemeinde Ebensfeld derzeit nicht
Autor: Matthias Einwag
Ebensfeld, Mittwoch, 22. April 2020
Der Ebensfelder Gemeinderat verabschiedete den Haushalt 2020. Wegen der Corona-Pandemie scheint ein Nachtragshaushalt unumgänglich.
Es ist eine außergewöhnliche Sitzung, vielleicht die erste unter vielen, die noch folgen werden: Auf den Spielfeldern der Turnhalle sitzen die Gemeinderäte weit voneinander entfernt vor separierten Tischen. Etliche Räte tragen einen Mund-Nasen-Schutz, den sie in der Halle abnehmen. Die letzten Abendsonnenstrahlen fallen durch die Fenster herein und beleuchten den ungewöhnlichen Sitzungssaal. Auf der Tribüne haben 17 Bürger Platz genommen, um die öffentliche Sitzung zu verfolgen. Zuvor, als das Gremium noch im Rathaus tagte, waren es meist weniger.
Auf der Tagesordnung steht als wichtigster Punkt der Haushalt 2020, der am Ende die Zustimmung aller Fraktionen erhalten sollte. Bürgermeister Bernhard Storath (CSU), der an der Stirnseite der Halle Platz genommen hat, geht stichpunktartig auf Details des Haushalts ein, der im Verwaltungsausschuss vorberaten worden war.
Viele Unwägbarkeiten
An diesem "ungewohnten Ort mit ungewohnter Stimmung" schildert der Bürgermeister, dass das Aufstellen des Haushalts für 2020 wegen der Corona-Pandemie eine besondere Herausforderung gewesen sei. Niemand könne zum gegenwärtigen Zeitpunkt sagen, wie sich Corona auf die Einnahmen der Gemeinde auswirken werde - und wahrscheinlich würden Ausgaben hinzu kommen, die nicht vorhersehbar sind. "Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir erstmals einen Nachtragshaushalt auf den Weg bringen", sagt Storath. "Wo wird die Reise hingehen - das war schon ohne Corona immer schwierig - aber jetzt ist es umso schwieriger", kommentiert der Bürgermeister das Erststellen des Haushalts.
Der Verwaltungshaushalt schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 11,12 Millionen Euro ab, der Vermögenshaushalt mit 9,98 Millionen Euro. Die Einnahmen aus Grund- und Gewerbesteuer sowie die Ausgaben aus der Gewerbesteuerumlage sind jeweils mit einer Null veranschlagt.
Größte Investitionen
Unter den Investitionen - insgesamt sind es 9,51 Millionen Euro - seien die größten Projekte unter anderem der Baubeginn des Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshauses Döringstadt, das Ausweisen der Baugebiete in Döringstadt, Kleukheim und Prächting, die Sanierung des "Haus der Bäuerin" in Birkach sowie die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Lampen und der Bau weiterer Glasfaserleitungen.
Der Schuldenstand der Gemeinde werde voraussichtlich von 5,16 Millionen Euro (Ende 2019) auf 5,53 Millionen (Ende 2020) steigen, sagt Storath. Die Pro-Kopf-Verschuldung steige von 789 Euro (2019) auf wahrscheinlich 988 Euro (2020). Der Landesdurchschnitt vergleichbarer Gemeinden lag 2017 bei 695 Euro. Die Hebesätze bleiben unverändert bei 340 Prozent für die Grundsteuern A und B sowie bei 350 Prozent für die Gewerbesteuer. Der Höchstbetrag der Kassenkredite wird auf drei Millionen Euro angehoben.
Ein Damoklesschwert sieht Bernhardt Gehringer (CSU/JB) wegen der Corona-Pandemie über dem Haushalt schweben: Was aus den Gewerbe- und Einkommenssteuereinnahmen werde, sei ungewiss. Wenn der Worst Case eintrete und sich die Einnahmen gravierend veränderten, sei ein Nachtragshaushalt zwingend erforderlich.