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Gemeindecheck Lichtenfels: Manche Frage bleibt offen


Autor: Matthias Einwag

Lichtenfels, Freitag, 07. August 2015

Gemeinden bieten dem Bürger an, per Mail und Internet seine Fragen zu stellen - etwa bei einem Umzug. Wir probierten das aus. Es funktioniert unterschiedlich gut. Keine Antworten kamen aus Lichtenfels sowie aus Hochstadt und Marktzeuln.
Wohin können junge Familien im Kreis Lichtenfels ziehen? Eine Anfrage bei elf Kommunen brachte interessante Einsichten. Foto: Matthias Einwag


Online können doch nicht alle. Auch wenn Kommunen damit beim Bürger werben, Formulare via Internet zu beantworten oder sich den Weg zum Rathaus zu sparen, indem man per Mail mit der Verwaltung kommuniziert. In der Kreisstadt Lichtenfels sowie in der Verwaltungsgemeinschaft Hochstadt-Marktzeuln hatte bis zum gestrigen Freitag niemand auf unsere per E-Mail versandte Umzugs-Anfrage vom 21. Juli geantwortet.

Doch vorn vorne: Wir wollten wissen, wie schnell die elf Kommunen des Kreises Lichtenfels auf eine online gestellte Anfrage reagieren. Um möglichst neutral an die gewünschten Informationen zu gelangen, musste Johann Schmälzle ran. Dieser erfundene Herr schrieb die Kommunen an, um seinen Umzug planen zu können. Den Originalbrief finden Sie unten rechts.

Johann Schmälzle erwartete im Grunde drei Antworten. Er wollte wissen, ob es überhaupt Wohnangebote gibt, ob Betreuungseinrichtungen aktuell und in Zukunft für sein Kind vorhanden sind und ob seine ausländische Ehefrau die Möglichkeit hat, Deutschkurse in der Nähe zu besuchen.
Um eine Bewertung abgeben zu können, gibt es unterschiedliche Kriterien.

1. Auffinden der Mail-Adresse

Die Ansprechpartner zu finden, war in allen Fällen relativ leicht. Über eine Suchmaschine und die Eingabe des Ortsnamens, landete man bereits beim ersten Angebot immer in der richtigen Gemeinde. Über die Leiste "Kontakte" oder das Impressum waren dann auch schnell die Mail-Adressen in den Rathäusern gefunden.

2. Zeit bis zur Antwort

Das zeitliche Ranking gewinnt die Gemeinde Michelau, die schon am nächsten Tag, dem 22. Juli, um 8.33 Uhr antwortete. Die Plätze 2, 3, und 4 gehen an die Gemeinde Ebensfeld (9.21 Uhr), die Stadt Bad Staffelstein (9.57 Uhr) und Gemeinde Redwitz (10.33 Uhr). Auf den weiteren Rängen folgen die Stadt Burgkunstadt (27. Juli, 11.07 Uhr), die Stadt Weismain (29. Juli, 10.22 Uhr), die Gemeinde Marktgraitz (29. Juli, 12.46 Uhr) und Altenkunstadt (5. August, 16.56 Uhr). Von der Stadt Lichtenfels und der Verwaltungsgemeinschaft Hochstadt-Marktzeuln kam keine Antwort.

3. Qualität der Antworten

Die Gemeinde Michelau antwortete ausführlich und transparent über die Angebote zu Kinderbetreuung und Sprachkursen, nannte Adressen, Kontakte und Ansprechpartner. Allerdings fehlen Informationen über mögliche Wohnungen oder Bauplätze.

Die Stadt Bad Staffelstein verweist bezüglich der Anfrage nach Kindergarten- und Kita-plätzen auf ihre Homepage und bittet den Anfragenden, sich direkt in den Einrichtungen zu erkundigen. Bezüglich der Deutschkurse wird er gebeten, sich ans Landratsamt (Nummer der Telefonzentrale des Landratsamts) zu wenden. Hinweise auf Mietwohnungen oder Bauplätze fehlen.

Ähnlich lautet die Auskunft vom Markt Ebensfeld. Betreuungseinrichtungen für Kinder seien auf der Homepage unter dem Button "Leben und Wohnen" zu finden, mit den Kindertagesstätten müsse Herr Schmälzle selbst Kontakt aufnehmen. Da es in der Gemeinde selbst keine Sprachkurse gebe, wird auf die Landkreisverwaltung (mit entsprechendem Link) verwiesen.

Das Rathaus Redwitz erklärte, die Gemeinden Redwitz und Marktgraitz zu verwalten. Informativ wird auf Kindergarten- und Krippenplätze eingegangen: "Sowohl im Krippenbereich als auch im Kindergartenbereich sind noch Plätze ab September frei. Der monatliche Beitrag beträgt beispielsweise für eine Betreuung von 7 bis 8 Stunden im Kindergarten 105 €, in der Krippe 132 €. Nähere Informationen auf der Homepage der Kindertagesstätte unter http://www.kita-gruenschnabel-redwitz.de/." Deutschkurse gebe es im Bürgertreff Redwitz. Voraussichtlich beginne im September ein neuer Kurs mit wöchentlich einmaligem Unterricht. Vorbildlich ist die Passage zum Thema Wohnung: "Nähere Informationen zu unseren beiden Orten finden Sie auf der jeweiligen Homepage von Redwitz http://www.redwitz.de/inhalte/redwitz/_inhalt/gemeinde/gemeinde und Marktgraitz http://www.marktgraitz.de /_inhalt/gemeinde/gemeinde. Hier finden Sie auch Listen über Verkaufsgrundstücke in beiden Gemeinden. Die Gemeinde Redwitz bietet auch eine kommunale Förderung bei Bau oder Kauf eines Wohnhauses. Der Neubau eines eigen genutzten Wohngebäudes oder der Kauf einer eigen genutzten Eigentumswohnung wird kindbezogen gefördert mit 1500 € pro Kind, maximal 4500 €. Der Kauf eines eigen genutzten Wohngebäudes wird mit einer Grundförderung von 2000 € und einer kindbezogenen Förderung von 1500 €, maximal 6500 € bezuschusst. Voraussetzung ist jeweils, dass der Hauptwohnsitz in Redwitz ist oder begründet werden soll."

Aus Marktgraitz selbst kommen ebenfalls sehr brauchbare Antworten. Endlich geht hier eine Kommune auf die Wohnsituation ein und fragt nach, ob Herr Schmälzle eine Mietwohnung oder eine Baugrundstück sucht - was im Brief ja absichtlich offengelassen wurde: "Zurzeit ist es bei uns in Marktgraitz schwierig, eine Mietwohnung zu finden. Was eventuell eher möglich ist: ein älteres Haus zu kaufen. Wir wissen nicht, ob Sie wohl eher eine Wohnung zur Miete suchen oder ein Haus kaufen möchten. Es ist aber so, dass weder Miet- noch Kaufangebote über die Gemeinde laufen, hier müssten Sie sich privat informieren."

Die Stadt Burgkunstadt nennt Kindergartenanschriften und Möglichkeiten für Deutschkurse in der Region. Außerdem schreibt die Stadtverwaltung: "Im Moment sind die städtischen Wohnungen leider alle belegt. Für die Vermietung von privaten Wohnungen möchte ich Sie an Frau Orlishausen unter folgender Adresse verweisen: Kießling & Reinhardt GmbH ....
Wir sind keine direkte Vermittlungsstelle, sondern können Ihnen nur die Adressen nennen. Bei genaueren Fragen (z. B. finanzielle Belastung) bitte direkt an die Einrichtungen wenden."

Auch die Gemeinde Altenkunstadt nennt Kindergärten und -Krippe mit detaillierten Buchungsgebühren. Sie informiert auch über einen Deutschkurs samt Kontaktdaten. Nicht eingegangen wird auf die Frage nach der Wohnung.

Kurz und dennoch informativ antwortet die Stadt Weismain: "1. Die Stadt Weismain hat selber keine Wohnraumliegenschaften. Hier müssten Sie sich auf dem Immobilienmarkt direkt umschauen. 2. In der Stadt Weismain gibt es Einrichtungen für Kinder von 1 bis 14 Jahren. Die Kosten variieren hier je nach Einrichtung und Buchungszeit von 80 € bis 150 €. 3. Verschiedene Deutschkurse werden über die Volkshochschulen angeboten. Da derzeit in Weismain Asylbewerber untergebracht sind, wäre evtl. auch ein Deutschkurs über diesen Weg denkbar."



Diese Anfrage wurde verschickt

Sehr geehrte Damen und Herren in der Verwaltung,

mein Name ist Johann Schmälzle. Ich wohne derzeit in Erlangen und möchte gerne in den Kreis Lichtenfels umziehen.

Können Sie mir bitte mitteilen, ob dazu in ihrer Kommune überhaupt eine Chance besteht? Ich bin frisch verheiratet und wir haben ein sechs Monate altes Baby.

Daher interessiert mich auch, welche Betreuungseinrichtungen es bei Ihnen gibt und welche finanzielle Belastungen auf mich zukommen. Mich interessiert sowohl die Kleinkindbetreuung als auch der Kindergarten.

Eine letzte Frage bezieht sich auf meine Frau, Tamara Faruk al-Malawi: Gibt es die Möglichkeiten von Deutsch-Kursen in Ihrer Kommune oder im Kreis Lichtenfels oder muss sie diesen weiter in Erlangen absolvieren?

Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Antworten, würde mich über Informationsmaterial freuen und verbleibe mit gespannten Grüßen. Sie erreichen mich am besten über die Ihnen angezeigte Mailadresse. Telefonisch ist schwierig, da ich im Schichtdienst arbeite und meine Frau eher schlecht zu verstehen ist.

Viele Grüße,

Johann Schmälzle