Gefälschte Studie bereitet Lichtenfelser Apotheker viel Arbeit
Autor: Andreas Welz
Lichtenfels, Freitag, 02. Januar 2015
Die Zulassungen einiger Medikamente ruhen wegen gefälschter Studien aus Indien - auch Lichtenfelser Apotheker haben dadurch mehr Arbeit. Doch für Patienten bestehe deshalb noch kein Grund zur Panik.
Wegen gefälschter Studien aus Indien wurde in Deutschland der Verkauf von derzeit 15 Medikamenten in Apotheken gestoppt. Betroffen sind unter anderem Präparate gegen hohen Blutdruck, Migräne und Depressionen. Die sogenannten Generika (Nachahmer-Medikamente) von 16 Pharmaherstellern dürfen in deutschen Apotheken nicht mehr verkauft werden.
Hartmut Pensel von der Rats-Apotheke in Lichtenfels erklärte gegenüber dem Fränkischen Tag: "Patienten, deren Medikamente betroffen sind, brauchen nicht zu befürchten, dass es keine Alternativen gibt. Bei Generika kann man davon ausgehen, dass der Apotheker ein anderes Medikament findet", betonte der Sprecher des bayerischen Apothekerverbandes für den Landkreis Lichtenfels.
Für die Arzneien seien von der indischen Firma GVK Biosciences Bioäquivalenzstudien durchgeführt worden.
Liste wird fortlaufend korrigiert
Die Liste der betroffenen Mittel werde fortlaufend korrigiert. Waren es noch am 16. Dezember 2014 noch 80, seien es am 22. Dezember nur noch 15 Medikamente gewesen, bei denen die Zulassung ruhe.
Panik sei nicht angebracht: Es gebe keine Hinweise auf Gesundheitsgefahren für Patienten, so Pensel. "Wir verteilen keine Handzettel und weisen nicht durch einen Aushang auf das Problem hin", stellte er fest und fügte hinzu: "Es geht hier nicht um Wirkstoffe, die neu getestet wurden, sondern um solche, deren Wirkung und Sicherheit schon länger bekannt ist."
Wenn die Studien zur Zulassung eines Generikums nicht korrekt ausgeführt wurden, könnte das Risiko im schlimmsten Fall darin bestehen, dass die Nachahmerprodukte weniger stark oder nicht so schnell wirkten wie die Originale. Das wäre laut Pensel wahrscheinlich schon aufgefallen, da die betroffenen Medikamente bereits länger auf dem Markt seien. Von den Kunden der Rats-Apotheke habe er in dieser Angelegenheit noch keine Meldung erhalten. Im Übrigen befinde sich im Depot seiner Apotheke keines der angeführten Pharmazeutika. "Unsere Kunden werden weiterhin mit den gewohnten Medikamenten versorgt", unterstrich Pensel.
Harter Wettbewerb
Die Ursachen für die Entwicklung auf dem Generika-Markt sieht er in dem harten Wettbewerb in der pharmazeutischen Landschaft. "Der Preisdruck in der Branche nimmt zu", war der Apotheker überzeugt. Pharmaunternehmen seien heutzutage erheblichen Herausforderungen gegenübergestellt, zum Beispiel regulatorische Hürden und steigender Preisdruck in den meisten Gesundheitssystemen. Das zwinge Hersteller zu mehr Effizienz.
Einige Unternehmen verlagern ihre Produktion ins Ausland, zum Beispiel nach Indien, wo es mit der Hygiene nicht so genau genommen werde. Viele Arzneimittel könnten angesichts der dafür in Deutschland erstatteten Preise nicht mehr wirtschaftlich produziert werden. Dazu komme, dass Zwangsrabatte auf Arzneimittel vom Gesundheitsministerium angeordnet werden. Das führe nicht nur zur Herstellung von Nachahmerprodukten, sondern auch zu Lieferengpässen.
Erheblicher Mehraufwand
Für die Apotheker bedeute das Verbot von einigen Generika-Produkten einem erheblichen Mehraufwand, machte Pensel deutlich. "Wir müssen ständig die Listen kontrollieren, die sich täglich ändern. Ärzte nehmen uns, allein aus Zeitgründen, diese Aufgabe nicht ab", sagte er. Obwohl derzeit nur bei 15 Produkten die Zulassung ruhe, kann sich der Apotheker vorstellen, dass die Entwicklung eskaliere. "Vielleicht ist das nur die Spitze des Eisbergs", prognostizierte er. Auch Gesundheitsreformen hätten ihren Preis.