Gefährlicher Riesen-Bärenklau macht sich im Lichtenfelser Forst breit
Autor: Andreas Welz
Lichtenfels, Dienstag, 16. August 2016
Ein ungebetener Gast hat sich jetzt auch im Lichtenfelser Forst angesiedelt. Der Riesen-Bärenklau oder Herkulesstaude breitet sich im Hahnberg aus.
Die gefährliche Pflanze löst insbesondere im Sonnenlicht Verbrennungen aus und hinterlässt ätzende, schwer heilbare Wunden.
Unserer Zeitung war mit Werner Pietschmann aus Buch am Forst, Jäger und Mitpächter der Jagd im Hahnberg, auf Spurensuche. Am Waldweg, der die ehemalige Bundesstraße 289 und Weißenbrunn am Forst verbindet, wurden wir fündig. Dort hatte sich der unliebsame Neubürger auf einer Fläche von rund 30 Quadratmeter angesiedelt. "Es gibt noch vier bis fünf weitere Stellen in der Umgebung, die sich rasant ausbreiten", sagte der erfahrene Waidmann. In jedem Jahr käme eine dazu. Die Verbreitung erfolge seit etwa drei bis vier Jahren durch Samenflug oder den Kot von Tieren, die den Samen aufnehmen und nicht verdauen.
In diesem Bereich verlaufen zahlreiche Wanderwege, die vom Landratsamt ausgeschildert wurden.
Die Wurzeln ausgraben
Einer der Eigentümer und Anrainer des Weges wurde bereits tätig.
Er schnitt mit Schutzkleidung die Samen ab, füllte ihn in eine Plastiktüte und entsorgte sie in die Restmülltonne, deren Inhalt im Coburger Müllheizkraftwerk verbrannt wird. Damit will er verhindern, dass sich die Pflanze weiter ausbreitet. Allerdings ist die Beseitigung des Schädlings nur durch Ausgraben der Wurzeln möglich, die dann verbrannt werden müssen, bei großflächigen Ansiedlungen im durchwurzelten Waldboden ein schwieriges Unterfangen. Die bis zu 3,50 Meter hohe Pflanze, auch "Herkuleskraut" genannt, stammt ursprünglich aus dem Kaukasus und wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts als Zierpflanze nach Mitteleuropa eingeführt. Seit einigen Jahrzehnten verbreitet sich der Riesen-Bärenklau auch in unserer Region verstärkt aus und hat sich insbesondere an Wegrändern und Gewässern angesiedelt. Mit ihren riesigen Blütendolden (rund 50 Zentimeter Durchmesser) sieht die Pflanze zwar attraktiv aus, ist jedoch aus mehreren Gründen ein ungern gesehener Gast in unserer Flora.
Aus der Sicht des Naturschutzes sind insbesondere große Bestände von Herkulesstauden problematisch, weil sie heimische Pflanzen verdrängen und auch zu Erosionsschäden an Gewässern führen. Die Behörden weisen insbesondere auf die gesundheitlichen Gefahren hin, die von der Staude ausgehen. Ihr Saft enthält nämlich so genannte "Furanocumarine", die bei Hautkontakt in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren Verbrennungen führen können. Insbesondere sollten Eltern ihre Kinder vor der Herkulesstaude warnen: Denn die großen Pflanzen laden zum Verstecken und die rot gesprenkelten hohlen Stängel, die bis zu zehn Zentimetern dick werden können, zum Basteln von Spielzeug ein. Wenn die Pflanze dennoch versehentlich berührt wurde, sollte die Haut sofort vor Sonnenlicht geschützt und schnellstmöglich gewaschen werden. Falls Hautreaktionen auftreten, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen.
Ausgewachsene Exemplare des Riesen-Bärenklau produzieren zwischen 10 000 und 50 000 Samen, die bis zu zehn Jahren keimfähig bleiben. Deshalb stehen Kommunen, die Forstverwaltung, die Wasserverbände, aber auch private Grundstückseigner bei der Bekämpfung der Pflanze vor einer schwierigen Aufgabe. Wer eine Herkulesstaude auf seinem Grundstück vorfindet, sollte nach dem Kappen des Stängels auch die pfahlartige Wurzel der Pflanze ausgraben, dabei Schutzkleidung tragen und insbesondere Hände, Augen und Mund vor einer Berührung schützen. Blüten- oder Samenstände müssen, so die Naturschutzbehörde, unbedingt als Restmüll entsorgt und dürfen auf keinen Fall kompostiert werden: Auch zu Beginn der Blütezeit abgeschnittene Dolden können nämlich noch zur Fruchtreife gelangen. Da die Pflanzen erst im Alter von drei Jahren blühen und danach absterben, bietet es sich dabei insbesondere an, die Jungpflanzen im Frühjahr oder Herbst auszugraben und anschließend zu vernichten. awe