Geduldsprobe an der Kreisstraße nach Oberbrunn
Autor: Anja Greiner
Ebensfeld, Freitag, 10. April 2015
Die Kreisstraße nach Oberbrunn ist am Freitag auf gut 500 Metern asphaltiert worden. Auch nach der Vollsperrung ist die Straße noch nicht beidseitig befahrbar.
Manchmal versteht Polier Manfred Walch die Menschen einfach nicht. Er steht vor einem Tisch voller Pläne in einem Bau-Container unterhalb der Kreisstraße nach Oberbrunn und schüttelt den Kopf: da wollen alle neue Straßen, aber keiner will die Baustellen.
Vier Autos seien Freitagmorgen einfach am das Absperrschild vorbeigefahren. Er hätte es nicht gesehen, habe ein Fahrer gesagt, außerdem fahre er die Strecke seit über 30 Jahren.
Donnerstagnachmittag seien zwei Radfahrer über die bereits präparierte Fahrbahn gefahren. Eine Vollsperrung, sagt Walch, gilt auch für Radfahrer.
Bauarbeiter Stefan Sigl steht neben der Asphaltiermaschine, die Straßenwalze rollt langsam näher, der schwarze Bodenbelag glänzt.
Es ist kurz vor zehn am Freitagvormittag und gut die Hälfte der Kreisstraße zwischen Ebensfeld und Oberbrunn ist bereits asphaltiert - gut 3000 Quadratmeter, rund 250 Meter.
Sigl blinzelt kurz in die Sonne und grinst: "Ja", sagt er, "heute ist das Wetter perfekt".
Nicht zu heiß - das würde den Asphalt zu langsam auskühlen. Nicht zu windig - das würde den Asphalt zu schnell auskühlen. Mit 170 Grad wird der Bodenbelag auf die Straße gegossen, sinkt die Temperatur unter 140 Grad kann er von der Walze nicht mehr richtig verdichtet werden.
Aber vor allem, sagt Polier Walch, ist es trocken. Anders als vor eineinhalb Wochen, da zog das Orkantief Niklas mit sintflutartigen Regenschauern über den Landkreis. "Wenn der Boden nass ist, geht nichts", sagt Walch.
Im Moment sehe alles gut aus, um 6 Uhr morgens hatten die Arbeiter die ersten Maschinen auf die Baustelle gebracht, um 7 Uhr floss der erste Asphalt. "Gearbeitet wird, bis wir fertig sind", sagt Walch. Es wird so gegen 15 Uhr sein.
Die Tücken des Straßenbaus
Neun Stunden später, Freitagnacht um 24 Uhr, beseitigt die Feuerwehr die Sperrung wieder. Begeistert ist Walch davon nicht, ihm wäre es lieber gewesen, die Sperrung erst am Samstagmorgen aufzuheben - der Asphalt hätte noch mehr Zeit gehabt, um auszukühlen. Aber die Baubehörde habe es so gewollt.
Die Ampel jedoch bleibt stehen, weiterhin wird nur eine Spur befahrbar sein. Die Markierungen und die Leitplanke müssen noch angebracht werden. "Sicherheit geht vor", sagt Walch, auch die der Arbeiter, die die Markierungen ziehen und die Leitplanken anbringen müssen. Derjenige, der die Straße freigibt, sagt Walch, der hat auch die Verantwortung.
Das Warnschild steht schon bereit, das Wort Rollsplitt unter dem roten Dreieck ist von Hand geschrieben. Das Bindemittel, das für den Asphalt verwendet wird, hat eine ölige Konsistenz, neue Fahrbahnoberflächen seien dadurch rutschig. Der Splitt macht die Fahrbahn griffiger. Damit der Splitt nicht überall herumfliegt, werde auch die Geschwindigkeit begrenzt.
Das, sagt Walch, verstehen die meisten Autofahrer immer nicht: die sehen eine fertige Straße und können nicht nachvollziehen, warum man nur 70 fahren darf.
Mitte übernächster Woche, spätestens zum Wochenende (25. April), sei die Straße wieder komplett befahrbar, sagt Walch.
Das nächste große Projekt werde dann die Ebensfelder Ziegelstraße sein. Voraussichtlich im August wird dort eine weitere Unterquerung für die neue ICE-Strecke gebaut werden.
Jetzt jedoch ist Walch erst einmal froh, wenn die Kreisstraße fertig ist. Für die Arbeiter ist die Straße schließlich auch ein Hindernis. Auch sie müssen jedesmal auf dem Weg zur Baustelle an der Ampel stehen.