Breitband im Kreis Lichtenfels: Geduldsprobe am Ausbauende
Autor: Ramona Popp
LKR Lichtenfels, Dienstag, 05. April 2016
Im Landkreis Lichtenfels geht es voran mit schnellerem Internet. Doch an manchen Stellen werden vorerst noch weiße Flecken bleiben.
Wenn Sebastian Schmidt Kundenwünsche erfüllen möchte, braucht er oft viel Geduld. Das liegt aber nicht an den Kunden, sondern an seinem Internetanschluss. Bis der Autoverkäufer Rückmeldung auf alle in den PC eingegebenen Daten von Farbe bis Sonderausstattung erhält, muss er sich schon mal in der Kunst des Small Talks üben. "Teilweise gibt es Verbindungsabbrüche und es entstehen unangenehme Pausen", schildert er das Problem, das zu seinem Arbeitsalltag gehört.
Ob Neuwagenkonfiguration, Finanzierung oder Kommunikation im Servicebereich: eine lahmende Internetverbindung ist für das Autohaus Engelhardt ein echter Nachteil am Standort Schwürbitz. Man quält sich derzeit mit einer Download-Geschwindigkeit von 3,9 Mbit/s herum, wenn man selber Dateien ins Netz hochladen oder verschicken möchte, wird es noch langsamer - 0,4 Mbit/s. Deshalb war Geschäftsführerin Eveline Weinmann auch sofort hellwach, als die Gemeinde Michelau vor gut zwei Jahren um Bedarfsmeldungen bat. Seit 2014 nämlich fördert der Freistaat Bayern den Breitbandausbau im großen Stil - mit dem Ziel, bis Ende 2018 fast überall eine Downloadmenge von mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) zu ermöglichen. Wie alle Kommunen im Landkreis Lichtenfels versucht auch Michelau, auf diesem Weg das Optimum für sich herauszuholen.
Netzfreischaltung steht bevor
Doch wer wo von schnellerem Internet profitieren kann, hängt von mehreren Faktoren ab, technischen und wirtschaftlichen. Und so kam es, dass der Breitbandausbau in Schwürbitz - das Netz wird in wenigen Wochen freigeschaltet - rund 50 Meter vor dem letzten Haus in Richtung Michelau endet. Dieses letzte Haus ist das Autohaus Engelhardt. Lange herrschte bei der Chefin Unklarheit darüber. Die Karte zum Erschließungsgebiet, die auf der Homepage der Gemeinde einsehbar ist, erlaubt Ratespiele, zumal selbst bei Vergrößerung darauf nicht einmal Straßennamen lesbar sind. Inzwischen aber gilt als sicher, dass Hausnummer 102 der Michelauer Straße die letzte in der Zone sein wird. Das Autohaus hat die Nummer 104. Eveline Weinmann ist enttäuscht und befürchtet, dass sie und ihre 20 Mitarbeiter weiter viel Geduld brauchen werden.Detlef Sperlich, der bei der Gemeinde Michelau für den Breitbandausbau zuständig ist, zeigt Verständnis gerade für die Interessen von Unternehmen. Er kann aber keine Versprechungen machen. Nur so viel: Man werde sich in der Gemeinde nicht mit den bestehenden "weißen Flecken" in Sachen Breitbandtechnik zufrieden geben. Die Markterkundung dazu sei bereits gestartet. Ein Ingenieurbüro wird dabei ermitteln, wo die gewünschte Geschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s noch nicht erreicht wird. Dann wird laut Sperlich erneut eine Ausschreibung erfolgen, um einen Netzbetreiber zu finden, der eine technische Lösung des Problems anbietet.
Weitere Ausschreibung geplant
Die könnte für diese bestimmten Einzelabschnitte möglicherweise teurer werden, als große zusammenhängende Strecken. Doch nach wie vor darf die Gemeinde mit einer 90-prozentigen Förderung durch den Freistaat rechnen. Es könnte theoretisch noch daran haken, dass sich keiner auf die Ausschreibung meldet. Eine Verpflichtung besteht für die möglichen Betreiber nämlich nicht. Allerdings wurde jüngst seitens der Telekom signalisiert, dass sie sich überall dort, wo der Freistaat den Ausbau fördert, in einer gewissen Eigenverpflichtung sieht, ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten.
Warum nicht gleich in einem Schritt alle Häuser versorgt wurden, erklärt sich, wenn man die Vorgehensweise beim Ausbau betrachtet. In gewissen Abständen müssen entlang der neuen Glasfaserleitungen Kabelverzweiger gesetzt werden. Diese Knotenpunkte verstärken die Übertragungsgeschwindigkeit und stellen die Verbindung zu den Häusern mit den vorhandenen Kupfer(-Telefon-)leitungen her. Je weiter der nächste Knotenpunkt entfernt ist, desto langsamer funktioniert das. Ältere und damit dickere Kupferleitungen könnten an diesen Stellen sogar ein Vorteil sein. Die Kosten für einen zusätzlichen Knoten werden mit 25 000 bis 40 000 Euro angegeben. Damit wird klar, dass man die Kette aus wirtschaftlichen Gründen heraus nicht zwingend fortsetzt, wenn nur noch einzelne Häuser folgen.
Unter Umständen kann es dann sogar günstiger sein, ein einzelnes Glasfaserkabel direkt zu einem Haus hin zu legen. Hierfür wiederum wären wohl die Grabungskosten der größte finanzielle Aufwand.
Spätestens bis Frühjahr 2017 sollen in der Gemeinde Michelau in einem dritten Ausbauabschnitt für die geschilderten "Randgebiete" Verbesserungen erreicht werden. Einen Trost gibt es allerdings für Betroffene: Mit der Freischaltung des jetzigen Ausbaus wird auch bei ihnen das Internet schneller - man weiß nur noch nicht, in welchem Maße. Thomas Hegen vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Coburg, versichert: "Es wird eine Verbesserung auch am Ende der Erschließungsgebiete erfolgen." Möglicherweise bis zu 25 Mbit/s, so seine Vermutung. Weil aber die bestehenden Leitungen und ihr Verlauf ein großes Fragezeichen bergen, muss abgewartet werden. Wieder einmal.