Druckartikel: Für alle Bauern sprechen

Für alle Bauern sprechen


Autor: Ramona Popp

LKR Lichtenfels, Donnerstag, 08. Dezember 2016

Der Bauernverband wählt seine Vertreter neu. Kreisbäuerin und -obmann treten wieder an. Sie wünschen sich Gespräche mit den Mitgliedern auf Augenhöhe.
Kreisbäuerin Marion Warmuth und Kreisobmann Michael Bienlein stellen sich im Januar zu Wiederwahl.  Foto: Ramona Popp


Beim Bauernverband stehen Wahlen an - zunächst in den 90 Ortsverbänden des Landkreises, Anfang des neuen Jahres dann auf Kreisebene. Kreisobmann Michael Bienlein und Kreisbäuerin Marion Warmuth haben Bereitschaft signalisiert, dieses Ehrenamt erneut zu übernehmen, um die Interessen der Bauern zu vertreten. Gesucht wird bislang noch eine Kandidatin für die Stellvertreterin der Kreisbäuerin. Martina Weiß (Hochstadt) möchte sich aus persönlichen Gründen aus dieser Funktion zurückziehen. Bei aller Arbeit mache das Amt auch viel Freude, sagt Marion Warmuth, die es gerne sähe, wenn sich jemand zum Mitmachen bereiterklären würde und sich ein stärkeres Wir-Gefühl der Landwirte wünscht.

Bis zum Jahresende sollen alle Ortsverbände ihre Vertreter bestimmt haben. Diese wählen im Januar den Kreisvorstand - ein demokratischer Vorgang, wie er alle fünf Jahre stattfindet. Marion Warmuth, die 2012 das Amt der Kreisbäuerin von Elisabeth Fischer übernommen hat, stellt sich wieder zur Wahl. Das männliche Pendant im Bauernverband, der Kreisobmann, ebenso. Michael Bienlein folgte vor fünf Jahren auf Franz Böhmer. Die Aussicht, dass sich weitere Bewerber zur Wahl stellen, ist nicht sehr groß, anscheinend reißt sich kaum jemand um dieses Ehrenamt, das mit erheblichem Zeitaufwand verbunden ist. "Etwa 100 Termine im Jahr", schätzt Michael Bienlein, jeder zwei, drei Stunden, das sei nicht untertrieben. Hinzu kämen Büroarbeit und Telefonate. Die Kreisbäuerin kommt eigenen Angaben zufolge bei den Terminen etwa auf die Hälfte. Sie kümmert sich vor Ort viel um Erwachsenenbildungsarbeit und die Organisation von Veranstaltungen.

Zeit ist bei beiden knapp, denn zuhause wartet die Arbeit auf dem eigenen Hof, zudem Familie. Bienlein, der Nebenerwerbslandwirt ist, arbeitet hauptberuflich als Betriebshelfer. Warum er sich da noch im Verband engagiert? Die Antwort hat der Kreisobmann schon bei seiner Wahl gegeben: Er will Verbesserungen für die Bauern erreichen. Freilich ist dieser Einsatz für ihn, der sich auch in einigen Landesausschüssen einbringt, manchmal frustrierend. Doch demotivieren lässt sich der Siedamsdorfer nicht. Er erlebe es als positiv, Anliegen der Landwirte vorbringen zu können. Und die müssen sich nicht unbedingt mit seinen eigenen Überzeugungen decken, denn durch die vermehrte Spezialisierung in der Landwirtschaft könnten durchaus unterschiedliche Interessenslagen bestehen. Doch ob Milchviehhaltung, Landbau (konventionell sowie bio), Schweine- oder Rinderzucht - Michael Bienlein hat durch seine Einsätze als Betriebshelfer intensive Einblicke in die verschiedenen Betriebsformen. Und für ihn zählt jeder einzelne Betrieb, wie er betont. "Ich möchte jedem weiterhelfen."
Um das zu können, ist es aber wichtig, dass die Mitglieder ihren Vertretern auf Augenhöhe begegnen und Anliegen ansprechen. Manchmal habe man erst auf Umwegen von einem Problem erfahren, merkt Marion Warmuth an. Ja, der Kontakt untereinander könnte besser sein, findet auch Bienlein. Es liege wohl an der schnelllebigen Zeit, an der Konzentration auf unterschiedliche Sparten und dass es das Gespräch an der Milchsammelstelle somit nicht mehr gibt, meint BBV-Geschäftsführer Hans Rebelein.

Mehr Offenheit und Wir-Gefühl, das wünschen sich die Kandidaten also vor allem. Denn sie tun die gleiche Arbeit wie diejenigen, für die sie eintreten.


Über die Wahlen im BBV

"Das Ortsehrenamt ist das wichtigste Bindeglied zwischen dem Bauernverband und seinen Mitgliedern", erklärt BBV-Geschäftsführer Hans Rebelein. Hauptaufgabe der Ortsobmänner und Ortsbäuerinnen sei es, sich für die Bauernfamilien im Ortsverband einzusetzen und sie zu informieren. Sie seien für die Mitglieder zentrale Ansprechpartner, geben Meinungen und Anliegen an den Kreisverband weiter und nehmen damit eine wichtige Stellung für die Arbeit im Verband ein. Darüber hinaus vertreten Ortsbäuerin und Ortsobmann die Interessen die Bauern gegenüber den Gemeinden im Landkreis. Aber die Ehrenamtlichen sind nicht nur Interessenvertreter, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in ihrem Bereich. Viele Veranstaltungen, wie der "Tag des offenen Hofes", werden von ihnen initiiert. Der Bayerische Bauernverband (BBV) als Interessenvertretung der Land- und Forstwirtschaft in Bayern wählt im Fünf-Jahres-Turnus seine Vertreter.

Bis zum 31. Dezember sind rund 150 000 Mitgliedsbetriebe in ganz Bayern, im Landkreis Lichtenfels rund 1800 Mitglieder - darunter 870 landwirtschaftliche Betriebe sowie Grundbesitzer -, dazu aufgerufen, ihren Ortsvorstand zu bestimmen. Rund 28 000 Ortsbäuerinnen und -obmänner bilden das Fundament des BBV.

Im Januar und Februar 2017 schließen sich die Wahlen der Kreisbäuerinnen und Kreisobmänner an.
Im März und April werden von den Kreisvertretern die ehrenamtlichen Repräsentanten auf Bezirksebene gewählt. Den Abschluss der Verbandswahlen bilden die Wahlen der Landesbäuerin und des Präsidenten Anfang Mai des kommenden Jahres.