Frühmorgens die Natur erkunden
Autor: Markus Häggberg
Bad Staffelstein, Sonntag, 17. April 2016
Ein interessierte Gruppe machte sich frühmorgens unter der Führung von Wolfgang Hüttner auf, heimische Vogelarten zu hören und zu sehen.
Samstagmorgen nahe der Therme, kurz nach 6 Uhr: Drrrrr, drrrrr, drrrr. Wenig später wieder: Drrrr, drrrr, drrrr. Menschen heben ihre Ferngläser, legen sie an die Augen und suchen dem Geräusch optisch auf die Spur zu kommen. Was es ist, kann Wolfgang Hüttner (69) nur allzu gut sagen. Nur wo es ist, das bleibt noch für Momente die Frage. Drrrr, drrrr, drrrr - "Das ist ein Grünfink", erklärt der Wanderführer Hüttner, und wie er das so sagt, schwingt etwas von der Absicht mit, auch die übrigen zehn Personen für diese Wahrheit begeistern zu wollen. Aber das muss der Bad Staffelsteiner nicht unbedingt tun, denn er hat es mit gut ausgerüsteten Wanderteilnehmern zu tun, versierten sogar. Die erste und heuer vorletzte Vogelwanderung der Kurverwaltung hatte nur einen kleinen Haken: Wolken, Tropfen, Regen.
Es liegt ein Reiz in den derzeitigen frühen Morgenstunden: die Einbettung des Erwachens einzelner Tage im Rahmen der gesamten Natur. Aber die gesamte Natur ist nun gerade nicht Hauptthema, es sind die Vögel. Wobei ein Wolfgang Hüttner, langjähriger Wanderführer und bewährt in vielen Biotop- und Nistkasteneinsätzen, nicht ohne Hinweise auch auf besonders geformte Pflanzen am Wegesrand umhin kommt. Aber was er als "Wahnsinn" empfindet, ist der Umstand, dass er schon vor zwei Wochen junge Amseln gesehen hat. Die Natur ist im Wandel, die Vogelwelt mit ihr. Denn aus Ziehern werden Teilzieher, ziehen also nicht mehr gänzlich in die Ferne, sondern nur noch in die Halbdistanz. Weil die Winter hierzulande milder wurden und es ein Afrika zum Überwintern nicht mehr unbedingt braucht. Der Gartenrotschwanz ist so ein Teilzieher geworden, Länge 14 cm, Flügelspannweite 22 cm.
Der Weg soll um Therme und großen See führen. Das Dunkel der Wolken wird sichtbar, aber die Gruppe bleibt beieinander. Der Lichtenfelser Robert Hönninger gehört dazu: auch er mit Fernglas bewehrt, auch er nicht erstmalig dabei und von den Lenzen her irgendwo in der Nähe des zu vermutenden Teilnehmerdurchschnittsalters von rund 70. "Ich finde das toll", so der Lichtenfelser zu den seit rund zehn Jahren angebotenen Wanderungen. Von Berufs wegen schrecken ihn die frühen Aufstehzeiten nicht, der Mann war Bäcker.